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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Sarah.
    »Ich habe eine Idee.« Er sah die beiden an, weil er nicht genau wusste, wie er anfangen sollte, doch dann fragte er sie direkt: »Was würdet ihr davon halten, wenn ich dem neuen Krankenhaus eine Viertelparzelle unseres Landes schenke?«
    Alex wollte sich eben eine Gabel voll Kuchen in den Mund schieben, doch jetzt hielt er inne, um etwas zu sagen. Shaman drückte die Hand, die die Gabel hielt, nach unten, damit er den Mund seines Bruders sehen konnte. »Ein Achtel der Farm?« fragte Alex noch einmal. »Nach meiner Rechnung könnte das Hospital, wenn wir das Land stiften, dreißig statt fünfundzwanzig Betten haben.«
    »Aber Shaman... fünfundzwanzig Morgen?«
    »Wir haben doch die Herde bereits verkleinert. Und es wäre immer noch Land zur Bewirtschaftung übrig, auch wenn wir die Herde wieder vergrößern sollten.«
    Seine Mutter runzelte die Stirn. »Du musst darauf achten, dass das Krankenhaus nicht zu nahe an unserem Haus gebaut wird.« Shaman holte tief Atem. »Das Haus steht auf der Viertelparzelle, die ich dem Krankenhaus stiften will. Damit hätte das Krankenhaus eine eigene Anlegestelle am Fluss und Wegerecht zur Überlandstraße.« Die beiden anderen sahen ihn nur an.
    »Du wirst ja jetzt hier wohnen«, sagte er zu seiner Mutter. »Ich möchte für Rachel und die Kinder ein neues Haus bauen. Und du«, sagte er zu Alex, »wirst während des Studiums und der Ausbildung einige Jahre von zu Hause weg sein. Ich würde aus dem Haus eine Ambulanz machen, eine Stätte, wo Patienten, die nicht so krank sind, dass sie im Krankenhaus liegen müssen, behandelt werden können. Es ließen sich dort auch zusätzliche Untersuchungsräume einrichten und Wartezimmer. Vielleicht auch die Krankenhausverwaltung und eine Apotheke. Wir könnten das Ganze die Robert Judson Cole Memorial Clinic nennen.«
    »Ach, das würde mir schon gefallen«, sagte seine Mutter, und als er ihr in die Augen sah, wusste er, dass er sie auf seiner Seite hatte. Auch Alex nickte. »Bist du sicher?«
    »Ja«, sagte Alex.
    Es war schon spät, als sie das Pfarrhaus verließen und mit der Fähre den Mississippi überquerten. Und nachdem sie Pferd und Wagen im Mietstall in Rock Island abgeholt hatten, war es bereits Nacht. Aber sie kannten den Weg sehr gut und fuhren im Dunkeln nach Hause. In Holden’s Crossing angekommen, merkte Shaman, dass es schon viel zu spät war, um noch zum Konvent zu reiten. Er wusste, er würde diese Nacht nicht schlafen können und gleich in aller Frühe hinübereilen. Er konnte es nicht erwarten, Mater Miriam Ferocia die gute Nachricht zu bringen.
    Fünf Tage später spazierten vier Landvermesser mit ihren Theodoliten und stählernen Maßbändern über die Viertelparzelle. Es gab keinen Architekten in der Region zwischen den Flüssen, aber der Bauunternehmer mit dem besten Ruf war ein Mann namens Oscar Ericsson aus Rock Island. Shaman und die Oberin trafen sich mit ihm und unterhielten sich lange mit ihm. Der Unternehmer hatte bereits ein Rathaus und einige Kirchen gebaut, doch vorwiegend Privathäuser und Geschäfte. Das war seine erste Gelegenheit, ein Krankenhaus zu errichten, und er hörte den beiden sehr aufmerksam zu. Als sie dann seine Grobskizzen betrachteten, wussten sie, dass sie ihren Baumeister gefunden hatten.
    Ericsson begann damit, einen Plan für das Gelände zu erstellen und den Verlauf von Wegen und Straßen vorzuschlagen. Ein Fußweg zwischen der Ambulanz und der Anlegestelle hätte direkt an Aldens Hütte vorbeigeführt. »Am besten wird es sein, Sie und Billy reißen sie ab und zersägen die Stämme und Bretter zu Feuerholz«, sagte Shaman zu Doug Penfield, und die beiden Arbeiter machten sich sofort ans Werk. Als Ericssons erster Arbeitstrupp ankam, um den Baugrund vorzubereiten, war es, als hätte die Hütte nie existiert. An diesem Nachmittag fuhr Shaman mit Boss vor dem Buckboard zu seinen Hausbesuchen, da kam ihm die Mietkutsche aus Rock Island entgegen. Neben dem Kutscher saß ein Mann, und Shaman winkte beiden zu, als sie vorbeifuhren. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ihm bewusst wurde, wer der Fahrgast gewesen war, und er wendete das Gefährt in einem weiten Bogen und eilte ihnen nach. Sobald er auf gleicher Höhe mit der Mietkutsche war, winkte er dem Kutscher, er solle anhalten, und sprang dann mit einem Satz vom Buckboard. »Jay!« rief er.
    Auch Jason Geiger kletterte von dem Wagen. Er hatte abgenommen; kein Wunder, dass Shaman ihn nicht gleich erkannt hatte. »Shaman?« sagte

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