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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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»Wie hast du das herausgefunden?«
    »Während du krank warst, hast du etwas gesagt, das mich eine Menge Dinge hat verstehen lassen. Zum Beispiel, weshalb du mich gedrängt hast, nach Chicago zu fahren und David Goodnow zu suchen. Du hast gewusst, dass er hoffnungslos debil und stumm ist, dass ich von ihm nichts erfahren würde.«
    »... Was weißt du sonst noch?«
    »Ich weiß, dass du in dieser Sache drinsteckst. Und zwar über beide Ohren.«
    Alden nickte, auch das fast unmerklich. »Ich hab’ sie nicht umgebracht. Ich...« Ein langer, entsetzlicher Hustenanfall schüttelte Alden, und Shaman hielt ihm eine Schüssel hin, damit er ausspucken konnte - grauen, rosagefleckten Schleim. Danach war er bleich und erschöpft, und er schloss die Augen.
    »Alden. Warum hast du Korff verraten, wohin ich fahre?«
    »Du wolltest die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Hast in Chicago für ziemlichen Wirbel gesorgt. Korff hat jemand zu mir geschickt, nachdem du weg warst. Ich hab’ ihm gesagt, wo du hinwillst. Ich hab’ mir gedacht, er will nur mit dir reden, dir angst machen, so wie er mir angst gemacht hat.«
    Alden keuchte. Shaman lagen noch eine Unmenge Fragen auf der Zunge, aber er wusste, wie krank Alden war. Er saß da und war hin und her gerissen zwischen seinem Zorn und dem Eid, den er geleistet hatte. Am Ende schluckte er seine Fragen hinunter und sah Alden nur an, der mit geschlossenen Augen dalag und ab und zu ein wenig Blut hustete oder von Anfällen geschüttelt wurde.
    Fast eine halbe Stunde später fing Alden von selbst wieder zu reden an: »Ich war der Anführer der American Party hier in der Gegend... An diesem Morgen hab’ ich Gruber... beim Schlachten geholfen. Bin früh wieder weg, um die drei zu treffen. In unserem Wald. Als ich hinkam, hatten sie die Frau... bereits gehabt. Ist auf dem Boden gelegen und hat gehört, wie ich mit denen geredet hab’. Ich hab’ angefangen zu schreien: Wie ich denn jetzt noch hierbleiben könnte? Sie würden ja wieder verschwinden, aber mich würde die Indianerin in furchtbare Schwierigkeiten bringen. Korff hat kein Wort gesagt. Hat einfach nur das Messer genommen und sie umgebracht.«
    Shaman konnte ihm in diesem Augenblick keine Frage stellen. Er spürte, dass er vor Wut zitterte. Am liebsten hätte er geschrien wie ein Kind.
    »Sie haben mir eingeschärft, nur ja nichts zu sagen, und sind fortgeritten. Ich hab’ gleich ein paar Sachen in eine Kiste gepackt. Hab’ mir ausgerechnet, dass ich würde fliehen müssen... Wusst’ nur nicht, wohin. Aber nachdem sie sie gefunden haben, hat kein Mensch sich um mich gekümmert oder mir auch nur Fragen gestellt.« »Und du hast sogar geholfen, ihr Grab zu schaufeln, du elender Kerl«, sagte Shaman. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Vielleicht traf der Ton seiner Worte Alden mehr als der Inhalt. Der Alte schloss die Augen und begann zu husten. Und diesmal ließ der Husten nicht mehr nach.
    Shaman holte Chinin und etwas Schwarzwurzeltee, doch als er versuchte, Alden etwas einzuflößen, würgte und spuckte der und durchnässte sein Nachthemd, so dass es gewechselt werden musste. Einige Stunden später saß Shaman wieder an Aldens Bett und erinnerte sich an den Knecht, wie er ihn sein Leben lang gekannt hatte: der geschickte Handwerker, der Angelruten und Schlittschuhe angefertigt hatte, der Kundige, der ihnen Jagen und Fischen beigebracht hatte, der jähzornige Säufer.
    Der Lügner, der Mann, der bei Vergewaltigung und Mord Beihilfe geleistet hatte.
    Shaman stand auf, holte die Lampe und hielt sie Alden über das Gesicht. »Alden! Hör mir zu! Mit was für einem Messer hat Korff sie erstochen? Mit welcher Waffe, Alden?«
    Aber die Lider blieben geschlossen. Alden Kimball war nicht anzusehen, ob er Shamans Stimme gehört hatte. Gegen Morgen bekam Alden hohes Fieber. Er war bewusstlos. Wenn er hustete, war der Auswurf übelriechend, und das Sputum färbte sich immer mehr rot. Shaman legte den Zeigefinger auf Aldens Handgelenk; der Puls lief ihm davon, einhundertacht Schläge pro Minute. Er zog Alden aus und rieb ihn gerade mit Alkohol ab, als er bemerkte, dass der Tag schon angebrochen war. Alex spähte zur Tür herein. »Mein Gott. Er sieht ja schrecklich aus. Hat er Schmerzen?«
    »Ich glaube nicht, dass er noch etwas spürt.«
    Es fiel ihm schwer, Alex alles zu erzählen, und für Alex war es noch schwerer, dies alles zu hören, aber Shaman ließ trotzdem nichts aus. Alex hatte lange mit Alden eng zusammengearbeitet,

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