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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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beinahe erreicht. Sobald sie sich in Bewegung gesetzt hatten, deutete Pyawanegawa mit ausgestrecktem Finger auf die Öffnung der kleinen Höhle, die ihr Ziel war, und angesichts des dunklen Loches bot Rob noch einmal alle Kräfte auf. Ein Freudenschrei in Gälisch brach aus ihm heraus, doch leider zu früh. Ein halbes Dutzend Sauks sprang plötzlich auf den Pfad vor ihnen. Obwohl das Wasser einen Großteil der Bemalung abgewaschen hatte, waren noch Spuren weißen Lehms zu erkennen. Direkt hinter den Tapferen Männern preschten zwei von den Langen Haaren zwischen den Bäumen hervor und griffen sie an. Im fünfzehnten Jahrhundert hatte Brian Cullen, einer von Robs Vorfahren, ganz alleine einen ganzen Trupp McLaughlins in Schach gehalten, indem er sein schottisches Langschwert in einem todbringend-pfeifenden Kreis herum wirbelte. Mit zwei weniger gefährlichen, dennoch furchterregenden Kreisbahnen hielten sich nun die beiden aus Rob J.s Partei ihre Gegner vom Leib, indem sie ihre Netzstöcke herumwirbelten. So blieben nur noch drei von den Tapferen Männern, die versuchen konnten, den Ball zu ergattern. Pyawanegawa parierte geschickt einen Schlag und entledigte sich dann seines Gegners dank eines wohlplazierten Tritts mit seinem nackten Fuß.
    »Genau. In den Arsch! Tritt ihn in seinen verdammten Arsch!« schrie Rob J., ohne daran zu denken, dass ihn niemand verstand. Ein Indianer stürmte wie rasend auf ihn los. Rob wich aus und trat, sobald die nackten Zehen des Angreifers in Reichweite kamen, mit seinem schweren Stiefel auf dessen Fuß. Nur noch wenige Laufschritte an seinem stöhnenden Opfer vorbei, und er war nahe genug an der Höhle. Mit einem Schlenkern seines Handgelenks beförderte er den Ball aus dem Ledernetz. Es machte nichts, dass es kein sauberer, harter Schuss wurde, sondern der Ball lediglich in das dunkle Innere kullerte. Wichtig war nur, dass er ihn dort verschwinden sah. Rob warf seinen Stock in die Luft und schrie: »Sieg! Sieg für die schwarze Partei!«
    Er hörte den Schlag eher, als dass er ihn spürte. Der Netzstock des Mannes hinter ihm hatte seinen Schädel getroffen. Es war ein hartes, sattes Geräusch, ähnlich dem Klang einer doppelschneidigen Axt auf Eichenholz, wie er ihn im Holzfällerlager kennengelernt hatte. Zu seiner Verblüffung schien sich die Erde zu öffnen. Er fiel in ein tiefes Loch, wo ihn Dunkelheit umgab und wo alles endete. Sein Bewusstsein schwand so plötzlich, als würde eine Uhr angehalten.

Steinhunds Geschenk
    Er merkte nichts davon, dass man ihn ins Lager zurückschleppte wie einen Sack Mehl. Als er die Augen wieder öffnete, war es dunkle Nacht. Er roch zerdrücktes Gras, gebratenes Fleisch - vielleicht ein fettes Eichhörnchen -, den Rauch des Feuers und die Weiblichkeit Makwa-ikwas, die sich über ihn beugte und ihn mit ihren uraltjungen Augen betrachtete. Er verstand die Frage nicht, die sie ihm stellte, der entsetzliche Schmerz in seinem Kopf füllte sein Bewusstsein vollständig aus. Vom Geruch des Fleisches wurde ihm übel. Sie hatte das offenbar erwartet, denn sie hielt seinen Kopf über einen Holzkübel, damit er sich übergeben konnte. Danach lag er schwach und keuchend da und ließ sich von ihr ein Getränk einflößen, etwas Kühles, Grünes, Bitteres. Er glaubte, Minze darin zu schmecken, aber dazu kam noch ein kräftigerer, weniger angenehmer Geschmack. Er versuchte, den Kopf wegzudrehen, doch sie hielt ihn fest und zwang ihn zu trinken wie ein Kind. Das ärgerte ihn, und er wurde wütend auf sie. Doch bald darauf schlief er wieder ein. Wenn er später von Zeit zu Zeit aufwachte, flößte sie ihm aufs neue die bittere grüne Flüssigkeit ein. Auf diese Art und Weise, halb schlafend, halb bewusstlos oder am seltsam schmeckenden Busen von Mutter Natur saugend, verbrachte er fast zwei Tage. Am dritten Tag waren die Beule auf seinem Schädel zurückgegangen und der Kopfschmerz verschwunden. Makwa-ikwa stimmte ihm zwar zu, dass es ihm schon besser gehe, gab ihm aber noch einmal eine kräftige Dosis des Trankes, und er schlief wieder ein. Um ihn herum nahm das Fest des Kranichtanzes seinen Lauf. Manchmal hörte er den Klang von Makwa-ikwas Wassertrommel und von Stimmen, die in einer fremdartigen, gutturalen Sprache sangen. Er hörte die Geräusche von Spielen oder Wettrennen und die anfeuernden Schreie der Zuschauer. Gegen Abend öffnete er die Augen und sah im Dämmerlicht des Langhauses, wie Makwa-ikwa sich umzog. Er konzentrierte sich auf ihre sehr

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