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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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ausgeliefert. Er konzentrierte sich darauf, mit Pyawanegawa, der sich trotz seiner Größe sehr flink bewegte, Schritt zu halten. Bald merkte er, was der andere vorhatte: Sie liefen eine Abkürzung, um die anderen auf dem Uferweg abzufangen. Als sie endlich zu laufen aufhörten, waren Rob J.s Beine schwer wie Blei, er bekam kaum Atem und hatte Seitenstechen. Aber es war ihnen gelungen, die Flussbiegung vor den anderen zu erreichen. Wie sich zeigte, hatten sich von der Hauptgruppe Ausreißer abgesetzt. Während Rob J. und Pyawanegawa schwer atmend in einem Hickory -und Eichenwäldchen lauerten, näherten sich drei weißbemalte Läufer. Der an der Spitze hatte den Ball nicht, seinen leeren Netzstock trug er locker an der Seite wie einen Speer. Er war barfuss und trug nur eine zerfetzte Hose, die früher das braune Beinkleid eines Weißen gewesen zu sein schien. Er war kleiner als die beiden Männer in dem Wäldchen, aber sehr muskulös, und sein grimmiger Gesichtsausdruck wurde noch verstärkt, weil sein linkes Ohr abgerissen und die ganze Gesichtshälfte mit Narben bedeckt war. Rob J. spannte die Muskeln an, aber Pyawanegawa berührte seinen Arm und hielt ihn zurück, um den Vorläufer vorbeizulassen. Nicht weit hinter diesem trug der Junge von den Tapferen Männern, der den Ball zu Beginn aufgefangen hatte, die begehrte Kugel in seinem Netz. Neben ihm lief, sozusagen als Begleiter, ein kurzer, stämmiger Sauk in abgeschnittenen Hosen aus den Beständen der US-Kavallerie, blau und mit schmutziggelben Steifen an der Seite.
    Pyawanegawa deutete auf Rob, dann auf den Jungen, und Rob nickte: Der Junge war seine Aufgabe. Er wusste, dass er den Überraschungsmoment ausnutzen musste, denn wenn dieser Mann ihnen davonlief, würden sie ihn nicht mehr einholen können.
    So schlugen sie zu wie Blitz und Donner, und jetzt erkannte Rob J. auch, wozu die Lederriemen dienten, die man ihm vor dem Spiel um den Arm gebunden hatte. Denn so schnell, wie ein guter Schafhirte einen Bock zu Boden wirft und ihm die Beine zusammenbindet, hatte Pyawanegawa den Begleitläufer umgestoßen und ihn an Armen und Beinen gefesselt. Und das keinen Augenblick zu früh, denn der Vorläufer hatte sich umgedreht. Rob brauchte lange, um den jungen Ballträger zu fesseln, Pyawanegawa stellte sich dem Einohrigen deshalb allein entgegen. Der holte mit seinem Netzstock aus, doch Pyawanegawa wich dem Schlag beinahe verächtlich aus. Er war fast eineinhalbmal so groß wie sein Gegner und noch wilder entschlossen als dieser. Schnell hatte er ihn zu Boden geworfen und gefesselt, fast ehe Rob J. mit seinem Gefangenen fertig war.
    Pyawanegawa hob den Ball auf und warf ihn in Rob J.s Netz. Wortlos und ohne die drei Gefesselten eines Blickes zu würdigen, lief er davon. Rob J., der den Ball in seinem Netz hielt wie eine Bombe mit brennender Lunte, rannte ihm nach.
    Sie waren schon eine Weile unbehelligt gelaufen, als Pyawanegawa plötzlich anhielt und Rob J. zu verstehen gab, dass sie die Stelle erreicht hatten, wo sie den Fluss überqueren mussten. Jetzt zeigte sich, wozu die Lederriemen noch nützlich waren, denn der Indianer band mit ihnen Robs Netzstock an dessen Gürtel fest. Dann befestigte er seinen Stock an seinem Lendengurt, zog die Hirschlederschuhe aus und warf sie beiseite. Rob J. wusste, dass seine Füße zum Barfusslaufen zu empfindlich waren, er band seine Stiefel deshalb an den Schnürbändern zusammen und hängte sie sich um den Hals. Nun war nur noch der Ball übrig, und er steckte ihn sich vorne in die Hose. Pyawanegawa grinste und streckte drei Finger in die Höhe. Dies war zwar nicht gerade ein genialer Witz, aber er löste Robs Spannung. Der Arzt warf den Kopf zurück und lachte - ein Fehler, denn das Wasser trug das Geräusch weit und brachte die Schreie der Verfolger zurück, die nun den Standort der beiden entdeckt hatten. Sie verloren deshalb keine Zeit und sprangen in das kalte Wasser. Obwohl Rob die europäische Brustschwimmtechnik benutzte und Pyawanegawa nur wie ein Tier paddelte, schwammen sie gleich schnell. Rob fühlte sich großartig, er kam sich zwar nicht gerade wie ein edler Wilder vor, aber er hatte keine Mühe sich vorzustellen, er sei Lederstrumpf. Am anderen Ufer angekommen, brummte Pyawanegawa ungeduldig, während Rob seine Stiefel anzog, denn schon tanzten die Köpfe der Verfolger auf dem Wasser wie Äpfel in einem Zuber. Als Rob endlich fertig und der Ball wieder im Netz verstaut war, hatte der erste Schwimmer das Ufer schon

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