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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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weggelaufen seid.« Sie müssten lernen, sagte er, in der veränderten Welt zu leben. »Ich brauche Hilfe auf meiner Farm, Alden Kimball schafft es nicht mehr alleine. Ein Paar wie Mond und Der singend einhergeht könnte ich gut gebrauchen. Ihr könntet euch auf meinem Grund Hütten bauen. Ich würde euch mit Dollars und Erzeugnissen der Farm bezahlen. Wenn es funktioniert, gibt es vielleicht auch auf anderen Farmen Arbeit für Sauks. Und wenn ihr genug Geld verdient und spart, könnt ihr euch vielleicht früher oder später Land kaufen, wie es bei den Weißen Brauch und Gesetz ist, und das kann euch dann niemand mehr wegnehmen.« Sie sah ihn an.
    »Ich weiß, es verletzt euch, dass ihr euer ureigenes Land zurückkaufen müsst. Die weißen Männer haben euch belogen und betrogen. Und viele von euch getötet. Aber auch rote Männer haben einander angelogen. Und sich bestohlen. Und die verschiedenen Stämme haben sich untereinander bekriegt und einander getötet, das hast du mir selber erzählt. Die Hautfarbe ist gleichgültig, alle möglichen Leute können Schweinehunde sein. Aber nicht jeder ist ein Schweinehund.« Zwei Tage später kamen Makwa-ikwa, Mond und Der singend einhergeht nebst deren zwei Kindern auf sein Land geritten. Sie bauten sich ein hedonoso-te mit zwei Rauchabzügen, ein einziges Langhaus, das die Schamanin mit der Sauk-Familie teilen wollte und das groß genug war, um auch das dritte Kind zu beherbergen, das bereits in Monds Bauch wuchs. Sie errichteten es am Flussufer, etwa eine Viertelmeile Flussabwärts von Rob J.s Hütte. Daneben bauten sie ein Schwitzhaus und ein Frauenhaus für die Zeiten der Menstruation. Alden Kimball stolzierte tiefgekränkt umher. »Hier gibt’s weiße Männer, die Arbeit suchen«, sagte er eisig zu Rob J. »Weiße Männer. Sie haben wohl nie daran gedacht, dass ich vielleicht gar nicht mit diesen verdammten Indianern arbeiten will, hm?«
    »Nein«, erwiderte Rob J., »das habe ich nicht. Ich habe mir gedacht, wenn Sie einen guten weißen Arbeiter gefunden hätten, wären Sie längst zu mir gekommen. Ich kenne diese Leute inzwischen gut, Sie taugen wirklich viel. Ich weiß, Alden, dass Sie ohne Schwierigkeiten bei mir kündigen können. Jeder, der Sie nicht einstellt, wäre ein Trottel. Ich will nicht, dass dergleichen passiert, weil ich keinen besseren Mann als Sie für diese Farm finde. Also hoffe ich, dass Sie bleiben.«
    Alden starrte ihn verwirrt an. Das Lob schmeichelte ihm, aber die unmissverständliche Botschaft verletzte ihn auch. Schließlich drehte er sich um und begann, Zaunpfosten auf den Buckboard zu laden. Die Sache wendete sich schließlich zum Guten, weil Der singend einhergeht mit seiner beeindruckenden Kraft und Größe und seinem freundlichen Wesen einen großartigen Knecht abgab. Mond hatte in der evangelischen Schule gelernt, für Weiße zu kochen. Für die beiden alleinstehenden Männer war es ein Leckerbissen, wenn sie heiße Waffeln oder Pasteten und regelmäßig schmackhaftes Essen vorgesetzt bekamen. Schon nach einer Woche war offensichtlich, dass die Sauks ein Teil der Farm werden würden, auch wenn Alden distanziert blieb und seine Niederlage nie zugeben wollte.
    Eine kleine Rebellion erlebte Rob J. auch unter seinen Patienten. Nick Holden warnte ihn bei einer Tasse Cider: »Ein paar Siedler fangen an, Sie Injun Cole zu nennen - Indianer-Cole . Sie sagen, Sie seien ein Indianerfreund. Und dass Sie selber ein bisschen Sauk-Blut in den Adern hätten.«
    Rob J. lächelte, denn die Vorstellung gefiel ihm. »Ich will Ihnen mal was sagen. Wenn sich jemand bei Ihnen über den Doktor beschwert, geben Sie ihm doch einen dieser Handzettel, die Sie so gerne austeilen. Einen, auf dem steht, wie glücklich der Ort ist, einen Arzt mit Doktor Coles Ausbildung und Erfahrung zu haben. Wenn einer von denen wieder mal krank ist oder sich verletzt, wird er kaum über meine angebliche Herkunft klagen. Oder über die Farbe der Hände meiner Assistentin.«
    Als er das nächstemal zu Sarahs Hütte ritt, um sich von ihrer Genesung zu überzeugen, sah er, dass der Pfad zu ihrer Behausung eingefasst, geebnet und gefegt war. Neu angelegte Beete mit Waldpflanzen schmückten die Vorderfront des kleinen Gebäudes. Im Inneren waren die Wände frisch getüncht, und es roch angenehm nach Seife und nach Lavendel, Minze, Salbei und Kerbel, die gebündelt von den Dachsparren hingen. »Alma Schroeder hat mir die Kräuter geschenkt«, sagte Sarah. »Heuer ist es schon zu spät, um

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