Medicus 03 - Die Erben des Medicus
Nervensäge. Bis bald! Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch«, erwiderte R.J. und legte lachend auf. Als sie zwei Tage später nachmittags von der Praxis nach Hause fuhr, kam ihr David entgegen. Er war zu Fuß losmarschiert, um sie abzufangen, die Laurel Hill Road hinunter und dann die Franklin Road entlang, weil er wußte, daß das ihre gewohnte Route war.
Er war zwei Meilen von zu Hause entfernt, als sie ihn sah, und sie mußte lachen, als er den Daumen in die Höhe reckte wie ein Anhalter. Sie öffnete ihm die Tür.
Mit strahlendem Gesicht stieg er ein. »Ich konnte es nicht mehr erwarten, es dir zu erzählen. Ich habe den ganzen Nachmittag mit Joe Fallon telefoniert. Die Friedvolle Gottheit wird ab sofort von der Thomas Blankenship Foundation gefördert. Das bedeutet eine Menge Geld, genug, um das Center in Colorado einzurichten und zu betreiben.«
»Ach David, das ist ja großartig für Joe! Blankenship. Ist das dieser englische Verleger?«
»Neuseeländer. Eine Unzahl von Zeitungen und Magazinen. Das ist großartig für uns alle, die Frieden wollen. Joe hat uns gebeten, zu ihm zu kommen, in ein paar Monaten.«
»Was soll das heißen?«
»Was ich gesagt habe. Eine kleine Gruppe von Leuten wird in dem Center leben und arbeiten und als Stammpersonal an den interkonfessionellen Friedenskonferenzen mitarbeiten. Joe lädt dich und mich dazu ein. Er will, daß wir zu diesem Kreis gehören.«
»Aber warum lädt er mich ein? Ich bin doch keine Theologin.«
»Joe meint, du könntest Wertvolles beitragen. Den medizinischen Blickwinkel zum Beispiel, wissenschaftliche und juristische Analysen. Außerdem hätte er gerne eine Ärztin im Center, die sich um die anderen Mitglieder kümmert. Du hättest genug zu tun.«
Während sie in die Laurel Hill Road einbog, schüttelte sie den Kopf. Sie mußte es nicht in Worte fassen, damit er sie verstand.
»Ich weiß. Du hast genug hier zu tun, und hier willst du auch bleiben.« Er strich ihr über die Wange. »Es ist ein interessantes Angebot Wenn du nicht wärst, würde ich es wohl annehmen. Aber wenn du hierbleiben willst, will ich es auch.«
Doch als sie am nächsten Morgen aufwachte, war er verschwunden. Auf dem Küchentisch lag eine gekritzelte Notiz.
Liebe R.J., ich muß gehen. Gewisse Dinge muß ich einfach tun. In ein paar Tagen dürfte ich wieder zurück sein. In Liebe David Wenigstens hat er diesmal eine Nachricht hinterlassen, sagte sie sich.
Die drei Frauen
Samantha lief sofort ins Foyer des Medical Center hinunter, als die Empfangsdame sie anrief und ihr sagte, daß R.J. und Gwen eingetroffen seien. Der Erfolg hatte ihr ruhiges Selbstvertrauen geschenkt. Ihre kurzgeschnittenen schwarzen Haare umschmiegten ihren ebenmäßigen Kopf, über ihrem rechten Ohr zeigte sich eine breite weiße Strähne. Früher hatten Gwen und R.J. ihr vorgeworfen, aus Eitelkeit der Natur mit Chemie nachzuhelfen, doch sie wußten, daß das nicht stimmte. Es war ganz einfach Samanthas Art, zu akzeptieren, was die Natur ihr geschenkt hatte, und das Beste daraus zu machen.
Überschwenglich umarmte sie die beiden und dann gleich jede noch einmal. Wie sie ihren Freundinnen erklärte, hatte sie Mittagessen im Krankenhaus geplant, dann eine Besichtigungstour durch das Medical Center, Abendessen in einem wunderbaren Restaurant und später einen gemütlichen Plausch in ihrer Wohnung. Gwen und R.J. wollten über Nacht bleiben und am nächsten Morgen in aller Frühe in die Hügel zurückfahren. Sie hatten noch kaum zu essen begonnen, als R.J. Samantha mit ihrem Anwaltsblick fixierte: »Also, Frau - was ist jetzt mit der Neuigkeit, wegen der wir zwei Stunden gefahren sind?«
»Neuigkeit?« fragte Samantha gelassen. »Ja, es ist eine Neuigkeit. Man hat mir die Leitung der Pathologie in diesem Center angeboten.«
Gwen seufzte. »Respekt!«
Beide Freundinnen strahlten und gratulierten ihr.
»Hab ich's doch gewußt«, sagte R.J.
»Aktuell wird's allerdings erst in achtzehn Monaten, wenn der jetzige Leiter, Carroll Hemingway, an die University of California geht. Aber sie haben mir den Posten frühzeitig angeboten, und ich habe akzeptiert, weil es genau das ist, was ich schon immer wollte.« Sie lächelte. »Aber ... das ist nicht die Neuigkeit«
Sie drehte den glatten Goldreif am Ringfinger ihrer linken Hand und präsentierte den Stein. Der blaue Diamant in der Goldfassung war nicht groß, aber wunderschön geschliffen, und R.J. und Gwen sprangen auf und umarmten sie noch einmal. Sie waren
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