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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Vermeidung von und das Verhalten bei Kunstfehlerprozessen. Donnerstags führte sie an der Family Planning Clinic in Jamaica Plain Ersttrimester-Abtreibungen durch. Freitag nachmittags arbeitete sie in der PMS-Clinic, einer Ambulanz zur Behandlung des prämenstruellen Syndroms, die wie der Kurs über iatrogene Leiden auf ihr Drängen hin und gegen den Widerstand einiger konservativerer Kollegen ins Leben gerufen worden war.
    Ihr und Sidney war klar, daß sie in seiner Schuld stand. Der medizinische Direktor hatte ihre Projekte und ihre Karriere trotz politischer Opposition gefördert. Anfangs hatte er ihre Aktivitäten mit leichtem Argwohn verfolgt - eine Anwältin, die Ärztin geworden war, Expertin für Krankheiten, die durch Fehler von Ärzten und in Krankenhäusern verursacht wurden, jemand, der die Arbeit von Kollegen begutachtete und bewertete und diese oft viel Geld kostete.
    Am Anfang hatten einige Ärzte sie Doktor Petze genannt, doch diesen Spitznamen trug sie mit Stolz. Der medizinische Direktor hatte beobachtet, wie Dr. Petze sich behauptete und vorwärts kam und schließlich zu Dr. Cole wurde, einer Ärztin, die man akzeptierte, weil sie ehrlich und zäh war. Inzwischen waren sowohl ihre Vorlesungen als auch ihre Übungen politisch korrekt, ja Einrichtungen von solchem Ruf, daß Sidney Ringgold viel Lob für sie einstecken konnte.
    »Vielleicht könnten Sie bei etwas anderem kürzer treten?« Beide wußten, daß er die Donnerstage in der Family Planning Clinic meinte.
    Er beugte sich vor. »Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie das übernehmen würden.«
    »Ich werde gründlich darüber nachdenken, Sidney.« Diesmal schaffte sie es, vom Stuhl aufzustehen. Auf dem Weg hinaus ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie merkte, daß sie schon jetzt überlegte, wer wohl die anderen auf seiner Kandidatenliste sein könnten.

Das Haus an der Brattle Street
    Schon vor ihrer Heirat hatte Tom versucht, R.J. zu überreden, die Kombination von Jura und Medizin zur Optimierung ihres Jahreseinkommens auszunutzen. Als sie sich gegen seinen Rat von der Jurisprudenz abwandte und sich ganz auf die Medizin konzentrierte, hatte er sie gedrängt, in einem wohlhabenden Vorort eine Privatpraxis zu eröffnen. Während sie dann über den Kauf des Hauses verhandelten, hatte er über ihr Krankenhausgehalt gemeckert, das fast fünfundzwanzig Prozent niedriger war als der Ertrag, den eine Privatpraxis gebracht hätte.
    Für ihre Hochzeitsreise hatten sie sich die Virgin Islands ausgesucht, eine Woche auf einer kleinen Insel in der Nähe von St Thomas. Schon zwei Tage nach ihrer Rückkehr fingen sie an, sich nach einem Haus umzusehen, und am fünften Tag ihrer Suche führte sie eine Immobilienmaklerin zu einem vornehmen, aber heruntergekommenen Haus an der Brattle Street im Stadtteil Cambridge.
    R.J. zeigte nur geringes Interesse. Das Haus war zu groß, zu teuer, zu renovierungsbedürftig, und die Straße war viel zu befahren. »Es wäre verrückt.«
    »Nein, nein, nein«, murmelte er. Wie sie sich später erinnerte, sah er an diesem Tag sehr attraktiv aus in seinem wunderbar geschnittenen neuen Anzug und mit den strohblonden Haaren im Designerschnitt. »Es wäre überhaupt nicht verrückt» Tom Kendricks sah ein stattliches georgianisches Haus an einer anmutigen, geschichtsträchtigen Straße mit ziegel-gepflasterten Bürgersteigen, über die Dichter und Philosophen geschritten waren, Männer, von denen man in den Schulbüchern liest. Eine halbe Meile nördlich an dieser Straße stand das herrschaftliche Anwesen, in dem Henry Wadsworth Longfellow gewohnt hatte. Kurz dahinter kam die Divinity School. Tom war bereits bostonerischer als Boston selbst, sein Akzent stimmte haargenau, seine Kleidung ließ er sich bei Brooks Brothers schneidern. Tatsächlich aber war er ein Farmerjunge aus dem Mittleren Westen, der die Bowling Green University und die Ohio State besucht hatte und den der Gedanke, in der Nachbarschaft von Harvard zu leben, ja beinahe Teil von Harvard zu sein, faszinierte.
    Und dieses Haus hatte es ihm angetan: die Backsteinfassade mit Verzierungen aus Vermont-Marmor, die hübschen schlanken Säulen neben den Türen, die geschliffenen Glasscheiben neben und über dem Portal und die zu allem passende Ziegelmauer um das Grundstück.
    Erst dachte sie, er mache nur Spaß. Als deutlich wurde, daß er es ernst meinte, war sie entsetzt, und sie versuchte, ihm das Ganze auszureden. »Das wird doch viel zu teuer! Haus und Mauer

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