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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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um die Rippen ruhigzustellen. Als sie im Krankenwagen weggebracht wurde, hatte McCourtney bereits den Reservereifen an R.J.s Auto montiert. Ohne Scheinwerfer war der Explorer blind wie ein Maulwurf, aber sie fuhr dicht hinter dem Polizei-Jeep den Berg hinunter. Zu Hause angekommen, war sie noch nicht einmal ganz ausgezogen, als sie sich auf die Bettkante setzte, um nur noch zu weinen.
    Am nächsten Tag herrschte Hektik in der Praxis, aber Dennis Stanley, einer von McCourtneys Teilzeitkräften, fuhr den Explorer für sie nach Greenfield. Er besorgte einen neuen Reservereifen, und die Ford-Werkstatt setzte neue Scheinwerfergläser ein und reparierte die Verdrahtung des linken Strahlers. Dann ging Dennis zum Bezirksgefängnis und legte Phil Gates die Rechnung mit dem Hinweis vor, der Richter würde es bei der Entscheidung über eine Freilassung gegen Kaution vermutlich positiv bewerten, wenn Gates ehrlich sagen könne, daß es ihm leid tue und er bereits eine Entschädigungszahlung geleistet habe. Dennis brachte R.J. Gates' Scheck zusammen mit dem reparierten Auto und riet ihr, ihn sofort einzulösen, was sie auch tat Im Dezember ließ der Arbeitsdruck etwas nach, und R.J. war froh um die Atempause. Ihr Vater hatte beschlossen, dieses Jahr an Weihnachten Freunde in Florida zu besuchen, und er fragte sie, ob er sie vom 19. bis zum 22. Dezember besuchen könne, um das Fest mir ihr im voraus zu feiern. Dadurch fiel R.J.s Weihnachtsfeier mit Chanukka zusammen, und David und Sarah nahmen die Einladung zum Festessen sehr gerne an.
    R.J. fallte in ihrem Wald einen kleinen Baum, was ihr viel Spaß machte, und bereitete dann für sich und ihre Gäste ein festüches Mahl.
    Nach dem Essen tauschten sie Geschenke aus. David bekam von R.J. ein kleines Gemälde, auf dem eine Blockhaustür dargestellt war, die sie an sein Haus erinnerte, sowie eine Familienpackung M & Ms. Für ihren Vater hatte sie bei den Roches einen Krug mit Ahornsirup gekauft und bei David ein Glas seines Honigs. Sarah schenkte sie eine Sammlung der Romane von Jane Austen. Von ihrem Vater erhielt sie eine Flasche französischen Cognac und von David einen Gedichtband von Emily Dickinson, »Belle of Armherst«. Sarah hatte für sie ein Paar selbstgestrickte Fäustlinge aus ungefärbter Wolle und einen dritten Herzstein für ihre Sammlung in Geschenkpapier eingepackt. Sie überreichte R.J. das Päckchen mit der Bemerkung, daß ihre Geschenke in gewisser Weise auch von Bobby Henderson stammten. »Die Wolle ist von Schafen, die seine Mutter aufgezogen hat, und den Herzstein habe ich auf dem Hof der Hendersons gefunden.«
    Robert Jameson Cole wurde allmählich alt. Er war zögerlicher als früher, ein wenig stiller und nachdenklicher. Er hatte seine Gambe mitgebracht. Obwohl seine Hände so arthritisch waren, daß ihm das Spielen Schmerzen bereitete, bestand er darauf, zu musizieren. So setzte sie sich nach der Bescherung an den Stutzflügel, und sie spielten eine lange Reihe von Stücken für Klavier und Streichinstrument. Dieses Fest war noch schöner, als das perfekte Thanksgiving es gewesen war, für R.J. das schönste Weihnachten, das sie je erlebt hatte.
    Nachdem David und Sarah gegangen waren, öffnete Robert Jameson Cole die Tür und trat auf die Veranda. Es war klirrend kalt, so daß sich eine dünne Firnkruste auf der Schneedecke gebildet hatte, und der Vollmond warf einen breiten Lichtpfad über die glitzernde Oberfläche, als wäre die Wiese ein See.
    »Gib acht!« sagte der Vater.
    »Auf was?«
    »Auf die Stille und den Glanz.«
    Das taten sie auch, eine lange Minute standen sie da und atmeten die kalte Luft ein. Kein Hauch regte sich, kein Laut war zu hören.
    »Ist es hier immer so friedlich?«
    R.J. lächelte. »Meistens«, antwortete sie.

Die kalte Jahreszeit
    Eines Nachmittags, als R.J. unterwegs war, fuhr David zu ihrem Haus hinüber und lief mit Schneeschuhen dreimal über ihren Waldpfad, bis der tiefe Schnee so kompakt war, daß sie auf der Spur langlaufen konnten. Der Pfad war zu kurz, auf Skiern viel zu schnell durchmessen, und sie nahmen sich deshalb vor, ihn rechtzeitig vor dem nächsten Winter weiterzuführen, um dann besser langlaufen zu können. Im Winter war der Wald eine vollkommen andere Welt. Sie sahen Spuren von Tieren, die im Sommer unbemerkt durch den Wald gezogen wären, Fährten von Hirschen, Nerzen, Waschbären, wilden Truthähnen und Rotluchsen. Eine Hasenfährte endete ein Stückchen neben dem Pfad an einer Stelle, wo die

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