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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Pflegesätze, die sie den Versicherungen in Rechnung stellen, um sich das zu holen, was sie bei Patienten wie Bonnie Roche nicht kassieren können«, sagte David langsam. »Und die Versicherungsgesellschaften erhöhen ihre Beiträge, um diese erhöhten Kosten abzudecken. Das läuft dann darauf hinaus, daß jeder, der eine Krankenkasse hat, Bonnies Klinikrechnung mitbezahlt.« R.J. nickte. »Das ist ein lausiges, unzureichendes System. In den Vereinigten Staaten gibt es siebenunddreißig Millionen Menschen ohne Krankenversicherung. Jede andere führende Industrienation auf dieser Welt - Deutschland, Italien, Frankreich, England, Kanada und all die anderen - gewährleistet eine medizinische Minimalversorgung für alle ihre Bürger, und zwar zu einem Bruchteil dessen, was das reichste Land der Weltfür sein völlig unzureichendes Gesundheitssystem ausgibt. Das ist eine nationale Schande.«
    David seufzte. »Ich glaube nicht, daß Paul es als Farmer schafft, auch wenn er dieses Problem übersteht. Der Boden hier in den Hügeln ist karg und steinig. Es gibt ein paar Kartoffeläcker und wenige Obstgärten, und früher haben einige Farmer Tabak angepflanzt. Aber hier oben wächst nun einmal am besten das Gras. Deshalb gab es hier früher viele Milchfarmen. Aber die Regierung subventioniert die Milchpreise nicht mehr, und die einzigen Milchproduzenten, die noch Gewinn machen können, sind die Großbetriebe, riesige Farmen mit gigantischen Herden in Staaten wie Wisconsin und Iowa.«
    Das war das Thema seines Romans. »Die kleinen Farmen hier in der Gegend sind eingegangen wie die Fliegen. Und mit den Farmen sind auch die landwirtschaftlichen Substrukturen verschwunden. Es gibt nur noch ein paar Tierärzte, die die Herden versorgen, und viele Landmaschinenhändler haben ihr Geschäft aufgegeben, so daß ein Farmer wie Paul, wenn er ein Ersatzteil für seinen Traktor oder seine Ballenpresse braucht, bis nach New York State oder Vermont fahren muß, um es sich zu besorgen. Der kleine Farmer ist dem Untergang geweiht Vorerst halten sich nur solche, die privates Vermögen haben, und ein paar wie Bonnie und Paul: hoffhungslose Romantiker.« Sie erinnerte sich daran, wie ihr Vater ihren Wunsch, Landärztin zu werden, umschrieben hatte: »Die letzten Cowboys auf der Suche nach der verschwundenen Prärie?« David grinste. »So was in der Richtung.«
    »Nichts gegen Romantiker!« Sie beschloß, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit Bonnie und Paul ihre Farm erhalten konnten.
    Sarah war über Nacht in New Haven, wo sie sich mit der Theatergruppe der Schule den »Tod eines Handlungsreisenden« ansah, und beinahe schüchtern fragte David R.J., ob er die Nacht bei ihr verbringen dürfe.
    Damit wurde eine neue Seite in ihrer Beziehung aufgeschlagen. Er war zwar nicht unwillkommen, aber plötzlich nahm er in ihrem Leben einen größeren Platz ein, und daran mußte sie sich erst gewöhnen. Sie liebten sich, und dann blieb er in ihrem Schlafzimmer, beanspruchte ausgestreckt mehr als die Hälfte des Bettes und schlief so tief, als hätte er die letzten tausend Nächte hier verbracht.
    Um elf Uhr schlich sie sich aus dem Bett, weil sie nicht einschlafen konnte. Sie ging ins Wohnzimmer, stellte den Feraseher an und dämpfte die Lautstärke. In den Spätnachrichten war ein Senator zu hören, der Hilary Clinton als »verträumt-naive Weltverbesserin« geißelte, weil sie gelobt hatte, alles zu tun, um ein Gesetz zur Reform des nationalen Gesundheitssystems durchzubringen. Der Senator war ein Millionär, dessen gesundheitliche Probleme kostenlos im Bethesda Naval Hospital behandelt wurden. R.J. saß alleine vor dem flackernden Bildschirm und verwünschte ihn, zornig vor sich hinflüsternd, bis sie über ihre eigene Torheit lachen mu ßte. Dann schnitt sie dem Mann das Wort ab, indem sie abschaltete, und ging zurück ins Bett. Draußen heulte und ächzte der Wind, und die Luft war so kalt wie das Herz des Senators. Es war schön, sich an Davids warmen Körper zu schmiegen wie ein Löffel an den anderen, und kurz darauf schlief sie so tief wie er.

Die Säfte steigen
    Der Frühlingsanfang traf R.J. völlig überraschend. Sie war seelisch noch ganz auf Winter eingestellt, als sie in der letzten Woche eines grauen und freudlosen Februar plötzlich vom Auto aus Leute in den Wäldern bei der Arbeit sah. Sie trieben hölzerne oder metallene Zapfröhren in die Ahornbäume und hängten Kübel daran; andere steckten an die Röhren Plastikschläuche, die

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