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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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man getroffen ist, und dessen Angriffe wir nicht sehen können. Was für ein absurder Gedanke, dieses Übel zu disziplinieren und zum eigenen Nutzen einsetzen zu wollen!«
    »Es ist ja nur ein Gedanke, fremder Medicus!«, lächelte Marco, und in seinen Augen blitzte es.
    »Wie gesagt, ein absurder Gedanke!«
    »Es wundert mich, dass jemand, der den Mut hatte, den weiten und gefährlichen Weg von der Ostseeküste bis nach Konstantinopel auf sich zu nehmen, nicht den Mut aufbringt, einem einfachen Gedanken bis zu seiner letzten Konsequenz zu folgen!« Marco zuckte mit den Schultern. »Aber Ihr müsst selbst wissen, wie kühn Ihr sein wollt, Wolfhart!«

Dreizehntes Kapitel

    Ein Fest der Gerüchte
    Nur eine flüchtige Verabschiedung blieb Maria, als die Palastwächter kamen, um Wolfhart abzuholen. Es war unmöglich, nur ein Wort über die Dinge zu sagen, die Maria wirklich bewegten.
    »Auch wenn ich in nächster Zeit sicherlich viel zu tun haben werde, hoffe ich auf ein baldiges Wiedersehen«, sagte er.
    »Ganz gewiss«, versprach sie. »Wie Ihr wisst, sind die Verbindungen des Hauses di Lorenzo in den Palast sehr gut. Und Euer Pferd ist bei uns in den besten Händen.«
    »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel«, lächelte er.
    Wolfhart verabschiedete sich auch von Urban Kanonengießer. Was die beiden in ihrer für Marias Ohren ziemlich barbarischen Mundart sprachen, konnte sie nicht verstehen.
    Vielleicht würde ja auch Urban schon bald eine Aufgabe in den Diensten des Kaisers wahrnehmen können.
    Maria sah Wolfhart nach, als er zusammen mit den Palastwächtern den Innenhof des Kontors verließ, dessen Tor anschließend durch zwei der Knechte, die sonst beim Umladen von Waren halfen, geschlossen wurde.
    Davide stand ein paar Schritte von Maria entfernt und kratzte sich nachdenklich das Kinn. Maria war es nicht verborgen geblieben, dass er sich eine ganze Weile mit dem Hauptmann der Palastwächter unterhalten hatte. »Wir können damit rechnen, dass man noch heute wieder auf die Straße gehen kann, Maria!«, sagte er.
    »Das ist eine gute Nachricht«, fand sie.
    »Übrigens hat der verletzte Patriarch Gregor tatsächlich die Stadt verlassen, und hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich, dass niemand damit rechnet, ihn hier je wiederzusehen. Ich nehme an, dass nun Athanasius Synkellos sein Nachfolger wird – früher oder später jedenfalls. Faktisch füllt er schon jetzt die Funktion des Patriarchen aus.«
    »Ein Kirchenunionsgegner«, stellte Maria fest.
    »Sehr richtig.«
    »Das wird nicht zur Beruhigung der Lage beitragen.«
    Es kam, wie Davide gesagt hatte. Gegen Mittag verkündeten kaiserliche Boten überall, dass die bis dahin gültigen Ausgangsbeschränkungen aufgehoben seien. Davide spottete, dass sich in manchen Vierteln ohnehin niemand an die Beschränkungen gehalten hatte, weil sich kein kaiserlicher Gardist etwa in die Gassen östlich der Burg mit den Sieben Türmen traute.
    Maria hatte keine Zeit, um viel darüber nachzudenken, wann sie Wolfhart wohl wiedersehen würde. Zusammen mit Davide und Thomás sowie einigen Wächtern und Knechten musste sie sich zu den Anlegestellen des Eutherios-Hafens begeben. Es ging um ein Schiff mit einer Ladung inzwischen verdorbener Früchte, die längst auf die Märkte gehört hätten und jetzt nur noch über Bord geworfen werden konnten. Über dem Hafen hing ein fauliger Geruch nach verdorbenem Fleisch und fauligem Fisch.
    »Wir werden die Kapitäne zumindest zum Teil bezahlen müssen, selbst wenn die Ware verdorben ist«, sagte Davide. »Euer Vater hat das in vergleichbaren Situationen auch so gemacht. Sonst können die ihre Mannschaften nicht bezahlen, und wir können dann in Zukunft vielleicht nicht mehr auf ihre Dienste zählen.«
    »Ich hoffe nur, dass sich die Verluste in Grenzen halten«, meinte Maria. »Ich hatte ja jetzt Zeit genug, mich mit den Büchern zu beschäftigen. Es sieht nicht so gut aus, wie es sein könnte.«
    »Ich weiß. Aber das Geschäft ist nun mal schwankend.«
    »Dann sollten wir uns von dem Handel zurückziehen, der besonders starken Schwankungen unterliegt«, meinte Maria.
    Davide verzog das Gesicht, während das Kreischen der Möwen die Rufe der Männer übertönte, die die Tagelöhner für ihre Arbeit einteilten. »Jemand wie Urban Kanonengießer, der handelt mit einer vollkommen unverderblichen und zudem gerade im Moment sicher äußerst gefragten Ware! Ich werde in den nächsten Tagen mal mit Nektarios sprechen. Und falls in

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