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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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Konstantinopel tatsächlich demnächst vermehrt Kanonen gegossen werden sollten, dann könnte das Haus di Lorenzo vielleicht dafür sorgen, dass die dafür benötigten Stahlbarren geliefert werden.«
    »Eher wird man dazu die Glocken in den römischen Kirchen und Kapellen von Pera einschmelzen«, glaubte Maria.
    »Das würde der Kaiser nicht wagen«, widersprach Davide. »Er weiß, dass die Genueser seine besten Verbündeten sind!«
    Maria seufzte. »Ich hoffe, dass sich der Kaiser auch daran erinnern wird.«
    »Das wird er, da bin ich mir sicher!«
    »Auch wenn er sich mit Aragon verbünden sollte?«
    Davide lächelte. »Ihr nehmt zunehmend Eigenschaften Eures Vaters an, Maria. Der hat auch immer versucht, jede der vielen Möglichkeiten zu bedenken, die vielleicht eintreten könnten. Aber das ist unmöglich. Es ist wie mit den Preisen auf den Märkten. Sie steigen und fallen, und mal begünstigt einen das, und ein anderes Mal droht es einen zu ruinieren. Und wenn es jemanden gäbe, der all das im Voraus zu bedenken vermag, dann – so glaubt mir! – hätten wir gewiss von ihm gehört!«
    »Und was ist mit der Möglichkeit, dass Konstantinopel fällt?«, fragte Maria dann nach einer Pause.
    Davide stutzte. Seine Stirn wirkte umwölkt. »Das halte ich für abwegig«, erklärte er.
    Maria schluckte. Hatte ihr Gottvertrauen sie verlassen? Reichte das wirre apokalyptische Gerede ihres Bruders bereits aus, um die Fundamente ihrer Überzeugungen derart zu erschüttern? Vielleicht lag es aber auch daran, dass Davide nicht mit derselben Überzeugungskraft gesprochen hatte, wie sie es sonst von ihm gewohnt war. Er schien wohl selbst Zweifel an der Uneinnehmbarkeit Konstantinopels zu haben, und seine Worte dienten vielleicht mehr der eigenen Ermutigung, als dass sie tatsächlich seine Ansicht widerspiegelten. Und dies veranlasste Maria erst recht dazu, sich Sorgen zu machen.
    In den kommenden Tagen hörte Maria nichts von Wolfhart. Er schien voll und ganz in seinen neuen Aufgaben aufzugehen. Andernfalls, so überlegte Maria, hätte er den Palast gewiss schon wieder verlassen – etwa dann, wenn sein verehrter Meister-Medicus Cagliari zu der Erkenntnis gelangt wäre, dass Wolfharts Fähigkeiten vielleicht doch nicht ausreichten, um ihm behilflich sein zu können. Aber das konnte sich Maria eigentlich nicht vorstellen.
    Im Haus von Silvestre Sarto, dem Schneider des Kaisers, wurde ein Fest gegeben, zu dem auch die verbliebenen Mitglieder der Familie di Lorenzo eingeladen waren. Dass Marco sich entschuldigen ließ, nahmen sowohl die Gäste als auch der Gastgeber mit Erleichterung zur Kenntnis, denn es hatte sich inzwischen nicht nur in der Gemeinde der Genueser herumgesprochen, dass Marco zu einem ungebärdigen Benehmen neigte. Und so war jeder froh, weder Zeuge noch Opfer von Marcos mitunter blasphemischem Spott zu werden.
    Die Maldinis waren ebenso auf dem Fest wie ausgesuchte Vertreter des Hofes, und sogar der Botschafter Aragons war gekommen. Allerdings ließ sich der äußerst schweigsame Herzog von Elbara nur zu einer kurzen Visite herab. Manch einer der Anwesenden hätte gerne Genaueres darüber gewusst, ob es endlich zu einem Bündnis käme oder gar einem gemeinsamen Vorgehen von Genuesen, Venezianern und Aragonesen – vielleicht sogar noch unterstützt durch Truppen aus dem Heiligen Römischen Reich. Konnte der Papst nicht zu einem Kreuzzug aufrufen, um Konstantinopel zu retten? Aber die Tatsache, dass der Herzog von Elbara sich zu all diesen Dingen nicht äußerte, deuteten viele als ein Zeichen dafür, dass die Gespräche, die zweifellos hinter den Kulissen geführt wurden, nicht vorangingen.
    »Es geht doch immer um dasselbe!«, meinte Silvestre Sarto, als er sich mit Davide und Maria in dem weitläufigen Garten seiner Villa unterhielt. »Manche mögen darin, dass der Herzog von Elbara meinen Wein verschmäht, ein böses Omen sehen. Ich hingegen glaube eher, dass er ihn nicht verträgt … Kaiser Konstantin unterscheidet sich in seiner Haltung gegen eine aragonesische Dominanz nicht von seinem Vorgänger Johannes! Und ich fürchte, daran wird letztlich ein Bündnis scheitern.«
    »Und die Kirchenunionsgegner blasen ins selbe Horn!«, meinte Davide.
    Silvestre Sarto nickte. »Ja, das ist wohl wahr – zumal sie einen großen Sieg errungen haben, als Patriarch Gregor die Stadt verließ. Es war noch nicht einmal nötig, ihn zu töten.«
    »Der Mut der ersten Märtyrer hat die Anführer der Christenheit wohl schon seit

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