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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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obwohl man ihn eigentlich kaum kennt, und der einem vertrauter erscheint als so viele andere, denen man täglich begegnet? Maria öffnete die Lippen. Sie wollte ihre Gefühle in Worte fassen, ihm sagen, wie sehr sie das Zusammensein mit ihm genossen hatte und wie sehr sie ihn auch jetzt begehrte und liebte.
    Ein Moment verstrich.
    Und bevor sie ein Wort herausgebracht hatte, sprach Wolfhart. »Ich muss noch etwas sehr Dringendes mit dir besprechen. Man erwartet von mir, dass ich im Palast wohne. Meister Cagliari wird dafür sorgen, dass ein Quartier für mich gerichtet wird, und sosehr ich die Gastfreundschaft hier auch genossen habe, so kann ich das doch in keinem Fall ablehnen.«
    »Gewiss«, brachte Maria heraus.
    »Und dann ist da noch mein Pferd. Nun, da ich mein Reiseziel erreicht habe, habe ich keine Verwendung mehr dafür. Dasselbe gilt für das Sattelzeug, denn vermutlich werde ich für lange Zeit hier in Konstantinopel bleiben. Man wird mich zwar entlohnen, aber nicht so fürstlich, dass ich davon den Unterhalt für ein Pferd bestreiten könnte.«
    »Du kannst dein Pferd im Stall unseres Kontors lassen. Solange du möchtest.«
    »Ich würde es am liebsten verkaufen und wüsste den Gaul gerne in guten Händen. Falls dir jemand einfällt …«
    »Das Haus di Lorenzo wird das Pferd kaufen und einen guten Preis zahlen«, versprach Maria.
    Sie berührte Wolfhart an der Wange und sah ihn an. In diesem Augenblick knarrte die Tür.
    Seriféa kam herein. Sie senkte den Blick und errötete.
    »Verzeiht, Herrin, ich habe mich heute verspätet«, sagte sie.
    »Nicht zum ersten Mal«, stellte Maria fest, die ihre Hand augenblicklich zurückgezogen hatte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Aber inzwischen hatte sie immer besser gelernt, die Fassung zu wahren und zumindest nach außen hin das zu sein, wozu sie nun einmal geboren war: die Herrin des Hauses di Lorenzo.
    »Es wird nicht wieder vorkommen«, versprach Seriféa.
    Maria begegnete Seriféas Blick. Wer soll dir das noch glauben?, dachte sie, enthielt sich aber einer Bemerkung.
    Wolfhart aß nicht viel. Mit Urban, der etwas später dazukam und sich von Seriféa Brot und Bier geben ließ, redete er nur das Nötigste. Zu sehr schien er mit seinen Gedanken bereits bei dem zu sein, was ihm bevorstand.
    Maria setzte sich zu ihnen an den Tisch, aber nun, da sie und Wolfhart nicht mehr unter sich waren, konnte nur Belangloses besprochen werden – zum Beispiel Einzelheiten des Pferdeverkaufs.
    »Du bist anscheinend davon überzeugt, hier wirklich dein Ziel gefunden zu haben«, staunte Urban und nahm einen großen Bissen.
    »So wird es sein«, gab Wolfhart zurück, und der Tonfall, in dem er das sagte, unterstrich die Tiefe seiner Überzeugung.
    »Ich sag dir was – aus Erfahrung mit Fürstenhöfen!«
    »Er kann jeden guten Ratschlag gebrauchen!«, mischte sich Maria ein.
    »Man sollte sich immer einen Fluchtweg offen halten«, sagte Urban. »Das ist mein Rat. Du hast ja sicherlich in Erinnerung, wie wir uns kennengelernt haben!«
    »Ich muss zugeben, dass ich für eine Weile ziemlich ärgerlich darüber war, dass ich in die Angelegenheit in Prag hineingezogen wurde – obwohl ich bis heute nicht ganz genau weiß, worum es da eigentlich ging.«
    Urban machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vergiss es, Wolfhart! Die Vergangenheit zählt nicht. Du musst in die Zukunft sehen und sie dir so schön wie möglich ausmalen. Allerdings nicht so schön, dass du blind für die Gefahren wirst. Denn Fürsten und andere gekrönte Häupter haben die unangenehme Eigenschaft, ihre Meinungen manchmal im Handumdrehen zu ändern – und dann braucht man vielleicht ein schnelles Pferd, das einen davonzutragen vermag.«
    »Das heißt, du würdest dein Pferd auch dann nicht verkaufen, wenn der Kaiser dir eine Anstellung auf Lebenszeit und unbegrenzte Mittel anbieten würde, um die größten Kanonen der Welt zu bauen?«, fragte Wolfhart mit leisem Spott in der Stimme.
    Urban runzelte die Stirn. Er schien tatsächlich noch einmal ins Grübeln gekommen zu sein, aber dann schüttelte er energisch den Kopf. »Nein, mein Pferd würde ich behalten! Auf jeden Fall!« Er zwinkerte Maria zu. »Allein schon, um mir die Möglichkeit offenzuhalten, die paar Meilen hinüber zum Hof des Sultans zu reiten und dort mal zu erfragen, was mein Angebot ihm wert wäre.«
    Maria sah ihn entsetzt an.
    Urban verschluckte sich beinahe an seinem letzten Bissen, als er dies bemerkte.
    »Ich hoffe, Ihr meint das nicht

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