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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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propagiert: Das Böse mit den Mitteln Satans bekämpfen. Satan zur Herrschaft verhelfen, da er sich als stärker erwiesen hat. Und das alles im Zeichen von Lambda-Rho – Lucifuge Rofocale.«
    »Nein, so weit würde ich niemals gehen!«
    »Das darfst du auch nicht! Ich soll dir übrigens Grüße von Urban Kanonengießer ausrichten.«
    »Ich hoffe für ihn, dass er am Hof Erfolg hatte!«
    »Das hatte er nicht. Urban hat die Stadt verlassen und ihr vermutlich für immer den Rücken gekehrt.«
    »Das ist bedauerlich.«
    »Eher für die Stadt als für ihn, fürchte ich. Aber offenbar war er etwas zu unbescheiden bei seinen Forderungen, sodass Kaiser Konstantin nicht dazu bereit war, seine Schatulle weit genug zu öffnen.« Sie trat einen Schritt an ihn heran. »Ich würde dich gerne wiedersehen.«
    »Ich werde dich besuchen«, versprach Wolfhart.
    »Wenn es deine Arbeit zulässt.«
    »Nun …«
    Sie lächelte. »Du wirst ein Höhlengeist werden, wenn du so wenig unter die Sonne kommst, Wolfhart!«
    Von draußen war Geschrei zu hören.
    Es waren Thomás’ Männer, die in ein lautstarkes Wortgefecht geraten waren, das von einem Knurren und Brüllen unterbrochen wurde, bei dem man im ersten Moment nicht sicher sein konnte, ob es von einem Tier oder einem Menschen stammte.
    Wolfhart stürzte zur Tür hinaus. Maria folgte ihm.
    Ein sehr kräftiger, großer Mann mit ungeheuren Muskeln, aber einem schrecklich entstellten Gesicht zog einen Karren am Haus vorbei. Sein einziges Auge war weit aufgerissen. »Lasst uns zufrieden!«, rief er, während Thomás’ Männer einen Halbkreis um ihn gebildet hatten.
    »Seht euch das Schlitzohr an!«
    »Möchte nicht wissen, was der alles auf dem Kerbholz hat!«
    »Da liegt ein Toter unter der Decke auf dem Wagen!«
    Die Männer redeten durcheinander. Der Entstellte hatte ein am Karren befestigtes Geschirr angelegt, so wie es sonst Pferde trugen. Mit rudernden Armen versuchte er, sich daraus zu befreien. Aber das ging nicht schnell genug, um zu verhindern, dass einer der Männer die Decke zur Seite zog. Es staubte darunter. Und dann wichen auf einmal alle, die sich in der Nähe versammelt hatten, wie auf ein Kommando zwei Schritte zurück, und ihre Gesichter wurden totenblass.
    »Ihr Narren!«, rief der Entstellte.
    »Timon!«, rief Wolfhart, und die Männer wichen zur Seite. Sie bildeten eine Gasse, aber so mancher von ihnen hatte die Hand am Schwert- oder Dolchgriff. Doch gegen diesen Feind würden ihnen solche Waffen nichts nützen. Das wussten sie – und diese Erkenntnis begründete ihren Schrecken.
    Maria warf einen Blick auf die Ladefläche des Karrens. Dort lag ein Toter in einem fleckigen Hemd. Dunkle Geschwüre entstellten ihn, und ein unbeschreiblicher Gestank umgab ihn. Pestbeulen! , durchfuhr es Maria. Dieser Anblick hatte sich tief in ihr Inneres geprägt, und so unterschiedlich die Ausprägungen der Krankheit auch im Einzelfall sein mochten, so glaubte sie doch, sich in diesem Fall ein sicheres Urteil erlauben zu können.
    Inzwischen waren auch Davide und Thomás aus dem Haus geeilt. Auch sie sahen den Toten auf dem Wagen.
    »Wer Furcht hat, trete zurück, so weit er kann!«, ergriff Wolfhart das Wort. Er sprach mit sehr fester, Entschlossenheit ausdrückender Stimme.
    »Ihr kennt dieses … Ungeheuer?«, fragte Thomás Wolfhart und meinte damit ganz offensichtlich Timon.
    »Was bist du denn, du Schlächter für Geld!«, zischte der Entstellte, woraufhin auch Thomás’ Hand zum Schwertgriff glitt.
    »Ich kann sehr leicht dafür sorgen, dass du in Zukunft noch hässlicher aussiehst als ohnehin schon!«, knurrte Thomás.
    »Nein, Ihr werdet diesen Mann in Frieden lassen!«, bestimmte Maria. Ihre klare helle Stimme drang überraschend leicht durch das zänkische Stimmengewirr. Sie wandte sich an Wolfhart. »Er gehört wirklich zu dir?«
    »Das tut er.«
    »Und der Tote? Woher kommt der?«
    »Ein Unglücklicher, den die Seuche dahingerafft hat und der von Raben und Ratten verschont wurde!«, meldete sich nun eine andere Stimme zu Wort. Eine Männerstimme, die jemandem gehörte, der ziemlich außer Atem sein musste. Alle drehten sich zu dem Sprecher um und erblickten einen Mönch, dem das Haar bereits so weit ausgegangen war, dass er sich keine Tonsur mehr ausrasieren konnte. Zumindest war der Mann wie ein Mönch gekleidet. Darauf, dass er kein Kreuz umhängen hatte, achtete in diesem Augenblick niemand.
    »Darenius!«, entfuhr es Wolfhart.
    Der Angesprochene trat an den Wagen

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