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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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Maskenschlitz an. Marco stutzte unwillkürlich einen Moment.
    Jener großgewachsene Maskenträger, der das Zeichen in Marcos Fleisch unbedingt hatte sehen wollen, hob abwinkend die Hand. Er schien zufrieden zu sein.
    »Es ist wohl alles in Ordnung.«
    »So können wir zum Thema kommen«, sagte nun Leptonos von seiner Sänfte aus. Seine Stimme hatte einen durchdringenden, befehlsgewohnten Klang, und man konnte sich sehr gut vorstellen, wie er einst in der Garde die Disziplin erhalten hatte. Selbst jetzt reichte der pure Klang seiner Stimme, um sofort die Führung zu übernehmen.
    Marco schluckte.
    »Ich hatte euch Geld versprochen«, sagte er und wirkte kleinlaut.
    »Du gehörst zum Orden der Cherubim«, sagte Leptonos. »Das Zeichen an deiner Schulter beweist es.«
    »Ja.«
    »Es spricht davon, dass du dich uns verschrieben hast und zu dem Wort, das du gegeben hast, auch stehen musst!«
    »Das ist mir wohl bewusst!«
    »Und warum haben wir dann keinerlei Geld mehr von dir bekommen?«
    »Weil man mich auf kalte Weise von der Verfügungsgewalt über das Vermögen unseres Handelshauses ausgeschlossen hat!«, klagte Marco. »Das waren meine Schwester und ihr levantinischer Schreiber, dieser Davide Scrittore, den man eigentlich bei seinem arabischen Namen Daoud al-Khatib nennen sollte! Schließlich ist er so verschlagen wie ein Bazari in Alexandria oder Kairo! Ich gehe davon aus, dass er nichts anderes im Sinn hat, als sich letztlich das gesamte Vermögen des Hauses di Lorenzo unter den Nagel zu reißen!«
    »Du teilst doch unsere Ziele«, sagte der große Maskenträger.
    »Das Böse kann nur mit dem Bösen bekämpft werden, und die unbestreitbare Macht Luzifers muss dienstbar gemacht werden!«, zitierte Marco einen Satz aus den Schriften, die unter den Cherubim kursierten. »Gott und Luzifer sind Zwillinge, und wenn der eine zu fallen droht, darf die Hilfe des anderen nicht verschmäht werden!«
    »Das sind die Worte, Bruder Marco! Worte aus unseren Schriften, aber doch nur Worte!«, befand der große Maskenträger. »In Zukunft wird es um Taten gehen. Und dazu brauchen wir Mittel!«
    »Ich glaube, diese Notwendigkeit hat unser junger Freund längst eingesehen«, mischte sich nun Leptonos ein. »Und ich möchte auch keinesfalls, dass hier missverständlich geredet wird!«
    »Ich habe nichts missverstanden«, gab Marco zurück.
    »Es stehen große Veränderungen an«, sagte Leptonos. »Und wir werden alle Mittel brauchen, um dann bestehen zu können.«
    »Dann ist der Tag nahe, an dem sich alles umkehrt? An dem das Niedrige groß und das Große niedrig und aus Luzifer Gott und aus Gott ein Teufel wird?«
    Marco erhielt auf diese Frage keine direkte Antwort.
    »Wann können wir mit deinem Geld rechnen?«, fragte schließlich jener Maskierte, der nur ein Auge zu haben schien.
    »Bald!«, versprach Marco. »Sehr bald!«
    »Zu unserer nächsten Messe?«
    »Gewiss! Zumindest mit einem Teil. Ich schwöre es! Beim Zeichen, das ich im Fleisch trage!«
    »Wir werden sehen, was dieser Schwur wert ist.«
    Daraufhin erhielt Marco sein Schwert zurück.
    »Wir sind der Orden der Cherubim – und dieser Name hat durchaus seine Bedeutung!«, meldete sich nun einer der Maskierten zu Wort, der sich bisher noch nicht geäußert hatte.
    »Ich weiß«, flüsterte Marco tonlos und mit hörbarem Schauder.
    »Die Cherubim sind diejenigen unter den Engeln, die das Schwert führen. Und das tun wir auch. Gegen jeden, von dem wir glauben, dass er uns schaden kann – auch in unseren eigenen Reihen! Dann werden wir zu grausamen Dienern Luzifers, so wie das Liber Sacer und das Buch der Cherubim von Lucifuge Rofocale berichten, in dessen Nachfolge wir stehen und dessen Zeichen wir im Fleisch tragen.« Eine Pause folgte. »Du weißt, was das bedeutet!«
    »Du willst mir drohen?«, fragte Marco etwas irritiert.
    »Wir wollen dir nur zu verstehen geben, was geschieht und was vielleicht noch geschehen könnte! Denn nichts hassen beide Zwillinge – Gott und Luzifer – so sehr wie die Untreue, Marco!«
    »Das habe ich verstanden«, lautete Marcos Antwort.
    Aus diesem Orden konnte man nicht austreten.
    Luzifer ließ sich nicht die Gefolgschaft aufkündigen. Von niemandem. Zumindest in dieser Hinsicht waren sich die Zwillinge aus Himmel und Hölle doch recht ähnlich.
    Auf Leptonos’ Ruf hin war der Diener erschienen und hatte Marco di Lorenzo wieder hinausbegleitet. Die Anwesenden schwiegen, bis sich die Flügeltür geschlossen hatte.
    »Ich bin mir nicht

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