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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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einheimischen Flotte zu helfen, die Stadt zu verteidigen.
    Die Schiffe des Kaisers mussten vor allem den langgezogenen Meeresarm des Goldenen Horns sichern – denn dort war die schwache Seite der Stadtbefestigungen. Falls der Sultan tatsächlich einen Angriff auf die Stadt plante und in seinen Reihen auch nur einen einzigen halbwegs begabten Offizier hatte, dann würde er versuchen, Konstantinopel vom Goldenen Horn her anzugreifen.
    Genau das durften ihnen die Verteidiger nicht erlauben. Die Theodosianische Mauer galt als unüberwindlich, aber die Befestigungen am Ufer des Goldenen Horns waren wesentlich schwächer und die schwache Flanke der Stadt. Durch sie waren schon die Rückeroberer der Stadt vor zweihundert Jahren eingedrungen, zu denen auch Niccolò Andrea di Lorenzo gehört hatte. Doch so lange hier der Großteil der Flotte Konstantinopels lag – nun unterstützt durch Galeonen aus Genua und Venedig –, war die Gefahr beherrschbar, zumal die Eisenketten an beiden Enden des Goldenen Horns jederzeit die Zufahrt versperren konnten.
    In den nächsten Tagen bemühte sich Maria, Handwerker für die Instandsetzung des elterlichen Hauses in Pera zu gewinnen.
    Wie sich herausstellte, hatte sie sich aber keinen günstigen Zeitpunkt für ihre Pläne ausgewählt. Ein Grund dafür lag darin, dass sich die Auffindung des jüngsten Pesttoten im Konstantin-Hafen schnell herumgesprochen hatte und Gerüchte von weiteren Pesttoten sowohl in den Häfen als auch in anderen Teilen der Stadt die Runde machten und befürchten ließen, dass der Schwarze Tod seit dem Ausbruch in Pera womöglich noch gar nicht wirklich aus der Stadt vertrieben worden war. Nicht nur Maria kam es oft so vor, als ob er wie ein verwundetes Raubtier irgendwo in den labyrinthischen Gassen oder unterirdischen Gewölben der Stadt bloß neue Kraft sammelte, um danach nur noch furchtbarer zuschlagen zu können.
    Andererseits hatte es solche Meldungen und Gerüchte über neue Opfer der Pest so lange gegeben, wie Maria sich erinnern konnte. Sparten es sich zum Beispiel die Henkersknechte, einen geschundenen Gefangenen, der in der Haft gestorben war, ordnungsgemäß auf dem Totenacker zu verscharren, und ließen sie ihn stattdessen in einer einsamen, von Ruinen umgebenen Gasse oder inmitten eines verfallenen Gebäudes liegen, fanden spielende Kinder oder Angehörige des Bettlergesindels ein paar Tage später den Leichnam. Da dieser vorher beim Transport oft genug über den Boden geschleift und darüber hinaus vom Raben- und Rattenfraß entstellt worden war, glaubten viele dann sofort, in den Schürfungen und Fraßlöchern eröffnete Pestgeschwüre zu erkennen.
    War die Nachricht darüber erst einmal von einem zum anderen gegangen, führte die pure Furcht das Regiment. Die Wahrheit ging dann im Meer der Gerüchte unter, und jede besonnene Stimme schürte eher noch die Angst, denn man vermutete darin einzig und allein Beschwichtigung. Für die kaiserliche Verwaltung stand demzufolge die Verhinderung von Panik an erster Stelle – denn wie leicht hätte sie die fremden Söldner, die gerade erst in die Stadt gekommen waren, um ihre Mauern besser zu besetzen, massenhaft in die Flucht schlagen oder zum Gegner überlaufen lassen können.
    Doch es gab noch einen anderen Grund, weshalb es fast unmöglich schien, genügend Handwerker zu finden, die bereit waren, das Haus in Pera in Ordnung zu bringen.
    Maria selbst hatte vor kurzem noch erlebt, wie die Genueser beim Kaiser für die Instandhaltung der äußeren peräischen Mauern Baumaterial erbitten mussten. Inzwischen sah man täglich mit Steinen beladene Barken das Goldene Horn überqueren, wo sie bei der Ausbesserung der äußeren Festungsmauern verbaut wurden.
    »Die Instandsetzung Eures Elternhauses wird nicht so schnell geschehen können, wie wir es anfangs meinten«, brachte Davide die Angelegenheit auf den Punkt, als Maria mit ihm darüber sprach. »Wir werden nur einen Teil der benötigten Arbeitskräfte bekommen, und falls Ihr das Ganze forcieren wollt, wird das kaum gehen, ohne erheblich mehr dafür ausgeben zu müssen.«
    »Haltet Ihr es denn für sinnvoll zu warten, bis sich die Lage wieder entspannt?«, fragte Maria.
    »Ehrlich gesagt, nein«, widersprach Davide. »Wir wissen schließlich nicht, wann das je sein wird. Ihr müsst Euch nur damit abfinden, dass die Arbeiten wohl nicht so schnell vorangehen werden, wie Ihr es Euch vermutlich erhofft hattet.«
    »Was ist mit der Angelegenheit dieses Andreas

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