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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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der Stadt angeheuert hatte, dann die Rüstkammern zu plündern anfingen.
    Der Angreifer ließ das Schwert durch die Luft wirbeln, schlug mit ein paar sehr wuchtigen Hieben auf Davide ein, der erst mühsam parierte, bald darauf aber so heftig gegen die Klinge seines Gegners schlug, dass dieser sie nicht mehr halten konnte. Der Angreifer schrie auf und ließ das Schwert fallen, bevor er zurückwich.
    »Ein trauriger Nichtskönner bist du!«, verhöhnte der Mann ohne Nase den gescheiterten Angreifer.
    »Verschwindet!«, rief Davide. »Sonst wird dieser Streit noch einige von euch den Kopf kosten.«
    Maria spürte Davides Unsicherheit, und sie hoffte nur, dass die anderen, die den Levantiner nicht so gut kannten wie sie, diesen besonderen Unterton in seiner Stimme nicht mitbekämen.
    Der Kreis wurde jetzt wieder etwas enger. Die Angreifer lauerten auf ihre Gelegenheit. Noch traute sich keiner von ihnen, den entscheidenden Schlag zu führen. Dass Davide und Maria keine Chance hätten, sich gegen diese Übermacht erfolgreich zur Wehr zu setzen, lag auf der Hand – doch von den Angreifern wollte offenbar bislang noch niemand riskieren, sich dabei selbst eine blutige Nase zu holen oder gar den eigenen Kopf im Staub der Straße wiederzufinden.
    Maria griff unter ihren Umhang an den Gürtel. Dort trug sie ihre Geldbörse. Mit einer schnellen Bewegung löste sie die Schnalle, griff in die kleine Ledertasche und warf die Münzen, die sich darin befanden, auf die Straße. »Hier! Mehr habe ich nicht!«
    Es war nicht nur Silber, sondern auch geprägtes Gold dabei.
    Einer der Angreifer begann, die Münzen aufzuheben. Als ein zweiter und ein dritter sich auch darauf stürzten, brüllte der Mann ohne Nase mit sich überschlagender Stimme: »Wer etwas davon anrührt, bekommt den Zorn der Cherubim zu spüren!« Gerade noch hatte der Ring, den die Angreifer um Maria und Davide gebildet hatten, angefangen, sich aufzulösen, die Worte des Verstümmelten zeigten jedoch sofort Wirkung. Die Furcht, die sie auslösten, schien größer zu sein als die Versuchung, nach den Münzen zu greifen. »Ihr wisst, dass es keine leere Drohung ist, was ich euch sage! Und jetzt tut, was ihr geschworen habt!«
    Cherubim!
    Dieses Wort hallte in Marias Kopf wider. Im ersten Moment hatte sie geglaubt, sich verhört zu haben, bis ihr klar wurde, dass er dieses Wort wirklich gesagt hatte!
    »Vorwärts!«, schrie der Nasenlose.
    Daraufhin fielen alle Männer auf einmal über die beiden her. Davide versuchte, die Schläge zu parieren. Maria spürte, wie sie von einem Knüppel getroffen wurde. Von allen Seiten griffen sie jetzt an. Ein Schlag traf Davide am Kopf, er sackte in sich zusammen. Maria wurde ebenfalls zu Boden geworfen.
    Ein lauter Ruf drang durch die Nacht.
    »Sie haben den Schwarzen Tod! Fasst sie nicht an!«
    Die Angreifer wichen jäh zurück, die Schläge hörten auf. Mitten auf der Straße war ein dunkler Schemen auszumachen, eine schattenhafte Gestalt, die aus purer Finsternis zu bestehen schien.
    »Wer bist du?«, rief der Mann ohne Nase fassungslos, denn er spürte, dass der Ruf dieses Unbekannten auf seine Leute Eindruck gemacht hatte.
    »Sie kommen vom Eutherios-Hafen, und dort ist die Pest ausgebrochen«, sagte der Schatten in einem Griechisch, dessen Aussprache sich deutlich von jener unterschied, wie sie in den Straßen Konstantinopels üblich war. Dennoch kam diese Art des Sprechens Maria bekannt vor … Ihr Herz raste. Wer immer dieser Düstere auch sein mochte – der Himmel selbst musste ihn geschickt haben. Im Schein des Mondes sah sie nun das Blut an ihrer Hand. Es war ihr eigenes. Vermutlich hatte sie sich an einer der Messerklingen geschnitten, als sie sich zu schützen versucht hatte.
    »Sie tragen die Zeichen an sich! Ich bin Arzt und kann das beurteilen. Schon im Eutherios-Hafen waren sie krank – ich kenne diesen Mann und diese Frau!«
    Die Angreifer bildeten eine Gasse. Der Fremde trat näher. Noch immer konnte Maria nicht mehr als seinen dunklen Umriss erkennen, der sich gegen das aus einer Schenke dringende schwache Licht abhob. Das Mondlicht konnte ihn auf seiner Seite nicht erreichen, das sich hinter ihm erhebende Gebäude war zu hoch.
    Er schien einen Umhang zu tragen und die Kapuze über den Kopf gezogen zu haben. Eigentlich fehlte ihm nur noch eine Sense, um wie die Erscheinung des Todes selbst zu wirken. Ein Reiter der Apokalypse, der von seinem fahlen Pferd gestiegen war, um den Menschen das Nahen des Jüngsten

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