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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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zugeben, dass ich anscheinend nicht über jede Einzelheit Bescheid weiß.«
    »Maria, er benutzt dich nur! Er denkt in Wahrheit nur daran, seiner eigenen Familie Vorteile zu verschaffen!«
    Maria hob das Kinn.
    »Dass er seiner Verwandten Seriféa in unserem Haus Arbeit verschafft hat, wirst ausgerechnet du ja wohl kaum beanstanden wollen, Marco!«
    »Gleichgültig, wie ahnungslos du jetzt auch tun magst, ich werde das nicht einfach so hinnehmen, darauf kannst du dich verlassen! Meinetwegen kannst du das Davide auch gerne ausrichten!«
    »Marco …«
    »Ich meine es ernst.«
    »Es ist bedauerlich, dass inzwischen so viel zwischen uns zu stehen scheint, wo wir uns doch in der Vergangenheit immer so nahestanden. Gerade jetzt, da unsere Eltern uns nicht mehr helfen können und wir gezwungen sind, auf eigenen Füßen zu stehen, wäre es doch eigentlich wichtiger denn je, dass unser Zusammenhalt bewahrt wird!«
    Marco drehte den Kopf zur Seite und wich Marias Blick aus. Dann setzte er sich mit einem Seufzer auf einen der freien Stühle, die um die Tafel gruppiert waren und auf der schon so manch großer Handelskontrakt unterzeichnet worden war. Er stützte sich auf eine der Armlehnen, die jeweils in einem geschnitzten Löwen mit weit aufgerissenem Maul endeten. Ein Handwerker aus der Gasse der Zimmerleute, die sich südlich des Forum Tauri durch die Stadt zog und in der schon lange mehr Huren und Söldner als Zimmerleute wohnten, hatte dieses Möbelstück im Auftrag des Herzogs von Elbara gefertigt, der als Botschafter des aragonesischen Königs Alfonso lange Zeit in Konstantinopel residiert hatte. Der Herzog hatte dies edle Möbelstück dem Hause di Lorenzo seinerzeit als Geschenk überbracht und damit voraussichtlich auch der Hoffnung Ausdruck verleihen wollen, dass sie sich als einflussreiche Genueser Kaufleute für eine Verbindung des Kaiserreichs mit Aragon stark machen würden. Gleichwohl war das hiernach nicht geschehen. Marias Vater hatte ebenso wie die anderen Handelsherrn eher abgewartet, welche der hinter den Kulissen um die Macht in der Stadt ringenden Kräfte schließlich die Oberhand gewinnen würde. Möglicherweise war das unklug gewesen. Jetzt jedenfalls wirkte dieses aufgerissene Löwenmaul wie blanker Hohn, wenn man sowohl an die Situation der Stadt wie an jene des Hauses di Lorenzo dachte.
    »Wo wart ihr heute Nacht?«, fragte Marco nun mit finsterem Gesicht, anstatt auf Marias Worte einzugehen. »Nicht einmal Thomás hat mir darüber etwas gesagt, und daraus konnte ich nur schließen, dass ihr beide – du und Davide – mich bewusst nicht eingeweiht habt!«
    »Thomás konnte dir nichts sagen, Bruder«, antwortete Maria und versuchte dabei, so gut es ging, ihre innere Ruhe zu bewahren. »Er war nicht eingeweiht.«
    »Worum ging es da?«
    Maria schüttelte entschieden den Kopf. Das Treffen mit dem einäugigen Zacharias war einfach zu brisant, als dass sie es hätte wagen können, ihrem unzuverlässigen Bruder davon auch nur ein einziges Wort zu berichten. In diesem Punkt teilte sie Davides Auffassung. »Ich werde darüber nicht mit dir sprechen.«
    »Ich dachte, wir sind Geschwister! Ich dachte, wir müssten jetzt gemeinsam die Geschicke des Hauses lenken!«
    »Mag sein, aber hast du nicht auch deine Geheimnisse? Ich weiß zum Beispiel nicht, wie groß der Einfluss mittlerweile ist, den dieser sogenannte Orden der Cherubim auf dich ausübt.«
    »Ich bin ihm beigetreten, Maria. Und es ist kein Geheimnis dabei. Wenn du willst, werde ich für dich ein Treffen arrangieren. Du wirst sehr angetan sein.«
    »Da bin ich mir nicht sicher, Marco!«
    »Wie gesagt, du musst es nur sagen. Dann werde ich deine Neugier befriedigen.« Ein mattes, reichlich gezwungenes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Es wird nicht mehr lange dauern, Maria, und vieles wird sich ändern hier in der Stadt.«
    »Und das hat irgendetwas mit dem Orden der Cherubim zu tun?«, bohrte Maria nach.
    Er erhob sich von seinem Platz – ohne seiner Schwester darüber Auskunft zu geben. Mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht steckte er dem geschnitzten Löwen jetzt einen Finger in den Rachen. »Na, kannst du noch beißen?« Er kicherte. »Etwas zahnlos geworden, der Löwe des Hauses di Lorenzo!«
    »Du erwartest Antworten von mir und weichst gleichzeitig den Fragen aus, die an dich gestellt werden«, stellte Maria fest.
    Auch darauf ging Marco nicht weiter ein. »Was sind das für Fremde, die du in unser Haus geladen hast?«
    »Männer, die

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