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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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mit Euren Reserven an Gold und Silber ist aufgebrochen worden«, informierte er Maria mit leiser, aber sehr besorgter Stimme.
    »Wie ist das möglich?«, entfuhr es Maria. Erst vor kurzem hatte sie auf Davides Vorschlag hin die Schlösser austauschen lassen. Diese Maßnahme war vor allem deshalb notwendig geworden, um zu verhindern, dass Marco sich unkontrolliert aus diesen Reserven bediente und das wertvolle Metall der unheiligen Bruderschaft zukommen ließe, deren Zielen er sich verschrieben hatte.
    »Euer Schreiber weiß Bescheid, dass etwas fehlt. Er erstellt gerade eine Aufstellung darüber. Der Dieb hat allem Anschein nach nur so viel mitgenommen, wie ein einzelner Mann tragen kann.«
    »Das klingt fast so, als wüsstet Ihr, wer der Dieb ist!«
    »Es tut mir leid, Euch das in aller Grobheit eröffnen zu müssen, Herrin. Aber eine der Mägde hat Euren Bruder dabei beobachtet, wie er sich Zugang zu dem Keller verschaffte, in dem Ihr die Truhen aufbewahrt.«
    »Welche der Mägde war das?«
    »Es war Dacea.«
    »Die Serbin?«
    »Sie hatte zunächst keinen Alarm geschlagen, weil es schließlich ihr Herr war, der die Tür aufbrach. Doch sie hat sich einer Freundin anvertraut, und der Küchenmeister hat diese Unterhaltung zufällig mitbekommen. Ihr wisst, wie beengt hier zum Teil die Verhältnisse sind, sodass jedes Wort durch die Wände dringen kann und weitererzählt wird.«
    »Und der Küchenmeister hat sich hernach Euch anvertraut.«
    »Ja.«
    Maria wusste, dass Christopheros, der Küchenmeister, vor seinen Diensten im Handelshaus di Lorenzo lange Jahre Koch in der kaiserlichen Garde gewesen war. Daher kannten er und Thomás sich schon seit Jahren, und er hatte ein besonderes Vertrauensverhältnis zu ihm. Aufgrund von Thomás’ Empfehlung hatte Christopheros vor kurzem hier auch die Nachfolge des bisherigen Küchenmeisters angetreten, welcher bei derselben Pestepidemie dahingerafft worden war, die auch Marias Eltern zum Herrn gerufen hatte.
    »Und wer war die Vertraute, mit der Dacea geredet hat?«, wollte Maria noch wissen.
    »Es war Seriféa, die Verwandte Eures Schreibers.«
    »Weiß Davide über diese Umstände Bescheid?«
    »Ja – und ich bin mir sicher, dass er Seriféa deswegen noch zur Rede stellen wird.«
    Seriféa!, der Name hallte in Marias Kopf wider wie ein Glockenschlag. Da hatte sich Dacea ja gerade der Richtigen anvertraut!
    »Ich danke Euch für Eure Unterrichtung«, sagte Maria aufgewühlt. »Meinen Bruder werde natürlich ich in dieser Sache zur Rede stellen – aber außer mir selbst soll das niemand sonst tun, habt Ihr verstanden?«
    »Darum bin ich bei Euch gewesen.«
    »Auch nicht Davide! Das ist eine reine Familienangelegenheit. Ich will kein Aufsehen. Sobald Davide seine Aufstellung der Fehlbeträge beendet hat, soll er sie mir unbedingt umgehend zukommen lassen.« Maria gelang es immer weniger, ihren Gemütszustand zu verhehlen.
    »Ich werde dafür Sorge tragen.« Thomás verneigte sich leicht. »Eines solltet Ihr auf jeden Fall noch wissen, Herrin.«
    »Und das wäre?«
    »Dem Vernehmen nach hat Marco noch vor dem Morgengrauen das Kontor verlassen. Niemand weiß, wo er sich nunmehr aufhält.«
    Maria nickte. »Ja, so etwas hatte ich schon befürchtet. Aber wie auch immer: Ich will kein Aufsehen! Alles, was Ihr mir erzählt habt, ist für niemandes Ohren bestimmt – und außer Davide und mir ist auch keine weitere Menschenseele darin einzuweihen. Allein das Gerücht, dass man unsere Reserven auf diese Weise angegriffen hat, könnte uns schweren Schaden zufügen. Und wenn sich noch dazu herumsprechen sollte, dass dies durch Marco, den Sohn des hochangesehenen und für seine solide Geschäftsführung bekannten Luca di Lorenzo, selbst geschehen ist, dürfte dies das Vertrauen unserer Handelspartner schneller dahinschmelzen lassen, als wir uns das zur Stunde noch vorstellen können.«
    Wenig später kehrte Maria in den Empfangsraum zurück. Nur Wolfhart Brookinger saß nach wie vor dort und aß. Er schien in letzter Zeit nicht viel zu sich genommen und großen Hunger zu haben.
    »Wo ist Euer Begleiter?«, fragte Maria.
    »Bei den Pferden. Es ist schon so lange her, dass wir sie in einem richtigen Stall unterstellen konnten, dass Urban wohl Euren Stallknechten nicht zutraut, sie richtig zu versorgen.«
    »Ihr tragt ein eigenartiges Zeichen auf Eurer Kappe.«
    »So?« Ein Lächeln flog über sein Gesicht, und er nahm die Lederkappe vom Kopf. In der Dunkelheit der zwielichtigen Gassen rund um

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