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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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uns selbstlos geholfen haben, als wir durch Diebesgesindel in Bedrängnis gerieten!«
    »Wenn Thomás und seine Männer euch begleitet hätten, hättet ihr diese Hilfe niemals benötigt.«
    »Mag sein. Aber was geschehen ist, ist geschehen, und ich erwarte, dass auch du den beiden den nötigen Respekt entgegenbringst, so wie es sich geziemt.«
    »Aha, demnach siehst du dich nicht nur als Herrin dieses Hauses, sondern auch als Herrin über mich?«, lachte Marco bitter.
    Er kam Maria längst wieder nüchtern vor.
    In diesem Moment ließ ein Geräusch die beiden Geschwister zusammenzucken. Seriféa stand im Türrahmen. Die Tür hatte erst zu knarren angefangen, als die Dienerin sie bereits einen breiten Spalt geöffnet hatte. Ein kühler Luftzug wehte vom Korridor herein und ließ überall das Licht flackern.
    Seriféa schluckte, bevor sie einen tiefen Knicks machte.
    »Ich habe getan, was Ihr mir aufgetragen hattet, Herrin.«
    »Das ist gut«, sagte Maria. »Geh jetzt noch einmal zu unseren Gästen und frag sie, ob sie hungrig sind. Falls das der Fall sein sollte, so wecke die Küchenmagd, auf dass sie ihnen alles herausgibt, was sie brauchen.«
    »Ja, Herrin.« Seriféa warf einen kurzen Blick zu Marco hinüber. Anschließend knickste sie, drehte sich um und verschwand wieder.
    Maria wandte sich nach dieser kleinen Unterbrechung erneut an ihren Bruder. »Wir werden uns in der Hagia Sophia zum Gottesdienst zeigen müssen, wenn der neue Kaiser dort erscheint«, erklärte sie. »Konstantin XI. wird es sicherlich genau registrieren lassen, welche von den Genuesern und Venezianern dort erscheinen – und welche nicht.«
    Marco machte nur eine wegwerfende Handbewegung. »Glaubst du, dieser Kaiser wird lange regieren? Oder eines natürlichen Todes sterben?«
    »Wenn du glaubst, dass es sich nicht lohnte, sich mit ihm gut zu stellen, dann bist du im Irrtum, Marco. Ich würde mich gerne auf dich verlassen können.«
    »Keine Sorge, Schwester, ich werde dort sein und die Rolle zu spielen wissen, die mir gebührt – und die du offenbar schon minutiös für mich vorbereitet hast, sodass ich von der lästigen Pflicht befreit bin, mir irgendwelche eigenen Gedanken dazu machen zu müssen. Und nun schlaf gut, liebe Schwester! Es war auch für mich ein anstrengender Tag, auch wenn ich keinen Überfall hinter mir habe.«
    Mit diesen Worten begab er sich zu der kleinen Nebentür dieses Empfangsraums, öffnete sie und verschwand dahinter. Wenig später hörte man ihn eine knarrende Treppe hinaufgehen.
    Marco hatte sich nicht die Mühe gemacht, eine brennende Öllampe oder Kerze mitzunehmen. Warum auch? Sowohl Marco als auch Maria kannten die Gebäude des Kontors seit ihrer frühen Kindheit bis in den letzten Winkel in- und auswendig. In ihren ersten Lebensjahren hatte sie ihr Vater oft mit hierhergenommen, bevor sie später zu Verwandten nach Genua geschickt worden waren, um eine standesgemäße Ausbildung zu erhalten. Maria musste schlucken, wenn sie daran dachte, wie unbeschwert sie damals in den Treppenaufgängen herumgetobt hatten. Dass sie jetzt – nach dem bösen Schicksalsschlag durch den Pesttod ihrer Eltern – dazu gezwungen waren, in diesem Gebäude zu leben, das eigentlich dazu geschaffen worden war, um dort Geschäfte abzuschließen und Waren umzuschlagen, war noch das geringste Problem. Ein Schatten fiel über Marias Gesicht. Nichts ist wie zuvor!, ging es ihr durch den Kopf. Das alte Leben war Vergangenheit, und es gab nichts, was die Eltern zurückbringen könnte.

Achtes Kapitel

    Stürmische Begegnung
    Davide Scrittore erholte sich recht schnell von den Folgen des Überfalls. Wolfhart Brookinger hatte sich in den darauffolgenden Tagen um den Schreiber des Hauses di Lorenzo gekümmert und ihm einen aus Kräuterextrakten aufgekochten Sud zu trinken gegeben. Dieses Gebräu hatte das Schwindelgefühl vertreiben sollen, unter dem Davide zunächst zwar noch gelitten hatte, das ihn jedoch keineswegs davon abgehalten hatte, seinen Aufgaben nachzugehen.
    »Was habt Ihr vor, um Eurem Ziel hier in Konstantinopel etwas näher zu kommen?«, fragte Maria, während Wolfhart und Urban im Empfangsraum bewirtet wurden. Seriféa hatte ihnen Brot und Wein gebracht. Letzterem sprach vor allem Urban kräftig zu, und er erklärte, die Qualität dieses Tropfens sei höher als alles, was er während seiner Zeit in Venedig genossen hätte.
    In der Lagunenstadt hatte er einige Zeit für den Dogen gearbeitet und mitgeholfen, die Befestigungen

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