Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
Vom Netzwerk:
seit die beiden die Gastfreundschaft des Hauses di Lorenzo genossen.
    Der Raum, in dem die beiden untergebracht waren, maß kaum mehr als zwei Schritt in der Länge und genauso viel in der Breite. Er war darüber hinaus mit leeren Kisten und Truhen vollgestellt, die darauf warteten, mit wertvollen Gewürzen, Zucker oder Seide befüllt zu werden.
    Eigentlich handelte es sich um eine Abstellkammer, die von den Quartieren der Hausangestellten abgetrennt worden war, um etwas mehr Lagerraum zu gewinnen. Wolfhart hatte sein Lager auf einer der Kisten, Urban kampierte offenbar auf dem Boden und hatte sich dazu einen Strohsack aus dem Pferdestall geholt. Damit man sich in der kleinen Kammer überhaupt bewegen konnte, waren die Sachen des Kanonengießers jetzt allerdings zur Seite geräumt und in einer Ecke aufeinandergeschichtet.
    Wolfhart war zurzeit allein im Raum.
    Er war gerade damit beschäftigt, einen seiner Stiefel zu flicken. Es war unübersehbar, dass sein Schuhwerk während der langen Reise, die er hinter sich hatte, gelitten hatte – wie seine restliche Kleidung auch. Alles trug Spuren der Abnutzung, war aber offensichtlich gut in Ordnung und sauber gehalten worden. Für das inzwischen etwas abgegriffene Lederwams galt das genauso wie für seine Hosen.
    »Wo ist Euer Reisebegleiter geblieben?«, fragte Maria.
    »Er ist zum Palast geritten, in der Hoffnung, dass man ihn dort einlassen und anhören wird.«
    »Ich dachte, Ihr hättet verstanden, dass dies hoffnungslos ist – wenn man es auf diese Weise versucht.«
    Wolfhart lächelte. »Sicher! Doch so etwas wie Hoffnungslosigkeit gibt es für Urban nicht. Auf seine Weise ist er ein sehr gläubiger Mensch. Er glaubt vor allem daran, dass das Glück auf seiner Seite sein wird. Ganz im Vertrauen – ich habe nicht die geringste Ahnung, mit wem er sich eben trifft oder wo genau er sich befindet. Ich hatte nur den untrüglichen Eindruck, dass er mich nicht dabeihaben wollte.«
    »Wie habt ihr Euch kennengelernt?«
    Wolfhart erzählte von ihrer Begegnung bei Prag, von dem Kanonendonner und der Verfolgung, die damit einhergegangen war. »Kanonen und Schießpulver sind wahrhaftig eine gefährliche Sache, wie ich da begriffen habe. Und bedauerlicherweise nicht allein für diejenigen, die man damit bekämpfen will!«
    »Es scheint demnach nicht ganz ungefährlich zu sein, sich in Urbans Nähe aufzuhalten – so wie Ihr mir davon berichtet«, ergänzte Maria.
    »Urban ist ein Mann ohne Furcht – und davon gibt es in dieser Zeit, da alle Welt den Jüngsten Tag oder den Teufel oder die Türken fürchtet, nicht allzu viele, wie mir scheint.«
    »Und Ihr?«
    Wolfhart hob die Augenbrauen. Bis jetzt hatte er in einer leidlich bequemen Haltung auf der Kiste gesessen, auf der er seine Decke und seine wenigen sonstigen Habseligkeiten ausgebreitet hatte. Nun legte er den Stiefel zur Seite, an dem er gearbeitet hatte. Die Nadel und den Zwirn, mit denen er versucht hatte, die zerschlissenen Stiefel daran zu hindern, sich weiter zu lösen, packte er danach noch sorgfältig in die Stiefel hinein, um sie später nicht mühsam suchen zu müssen. Dann erhob er sich. »Eure Dienerin Seriféa war so freundlich, mir alles zu geben, was ich brauche«, erklärte er, anstatt auf ihre Frage zu antworten. Er stand ziemlich dicht vor ihr. Viel dichter, als es sich eigentlich geziemte, aber das war der Enge dieser Kammer geschuldet. Nur kurz fühlte Maria sich unbehaglich und hegte den Gedanken, ein Stück zurückzuweichen. Aber sie tat es nicht. Warum eigentlich nicht, hätte sie in diesem Moment nicht erklären können, aber ihre Füße schienen wie am Boden festgewachsen.
    »Was ich wissen wollte, ist, ob Ihr denn keine Angst vor der Pest habt, wenn …« Sie stockte und fand den Klang ihrer Stimme auf einmal entsetzlich unsicher. Was rede ich da eigentlich für einen Unsinn?, schoss es ihr durch den Kopf, gleichzeitig erschien es ihr jedoch noch sehr viel unsinniger, einfach gar nichts zu sagen. Sie blickte zu ihm auf, schluckte und fuhr dann fort: »Ihr reist diesem Dämon doch nach – besteht dann nicht die Gefahr, dass er gerade Euch verschlingt?« Ein Lächeln flog nun über ihr Gesicht – ein verlegenes Lächeln. Sie nahm an, dass ihr Gesicht jetzt von einer gut sichtbaren Röte überzogen war. Glücklicherweise fiel nicht viel Licht in diesen Raum. Es kam nur durch einen Spalt des offen stehenden Fensterladens, der ein unverglastes, zum Innenhof des Kontors ausgerichtetes Fenster

Weitere Kostenlose Bücher