Medienmuendig
3 formulierten Forderungen an gute Mediensuchtprävention: anfangs ganz ohne Medieneinsatz die Persönlichkeit der Kinder stärken, das kreative Spiel unterstützen, um sie auf die Verlockungen der Medienwelt so vorzubereiten, dass sie nicht in die Mediensucht geraten.
Eine weitere gute Möglichkeit, ganz speziell solche Kinder zu unterstützen, die aus dem Elternhaus schlechtere Voraussetzungen mitbringen, ist die Idee mit den Vorlesepaten. Eine Vorlesepatin erzählte ganz gerührt folgende Geschichte:
Mein »Patenkind« Mirco war schon ein besonderer Schlawiner. Er kam anfangs immer zu spät, manchmal auch gar nicht. Das war ein Aufwand, immer hinter ihm herzutelefonieren zu den wöchentlichen Treffen! Anfangs, in der ersten Klasse, habe ich ihm einfach vorgelesen, später haben wir uns dann abgewechselt. Und als er dann von der 4. Klasse in die 5. kam, da war ich beim Abschiedstreffen und ganz traurig, weil er mir in den vier Jahren wirklich ans Herz gewachsen ist. Und da sagte er zu mir: Bloß weil ich jetzt in die andere Schule komme, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht mehr zu dir kommen kann, oder? Und er ist einfach weiter gekommen …
3. Weniger PC-Einsatz in den Schulen, mehr Theaterprojekte
Statt auf mehr und mehr Einsatz von Technologien zu setzen, sollten auch die Schulleitungen begreifen, dass nichts das Lernen so sehr fördert wie eine gemeinsame Begeisterung für ein Projekt. Besonders gut nachgewiesen ist diese Wirkung für Theaterprojekte. Das Geld, das man durch weniger Einsatz von teurer Technologie in den Schulen spart, kann man aber auch in kleinere Klassenteiler, bessere Bücherausstattung für die Schulbibliothek und vieles andere einsetzen, von dem man weiß, dass es den Kindern gut tut und den Bildungserfolg steigert.
4. PC-Räume an der Schule für Hausaufgaben
Was können Eltern tun, die ihrem Kind von sich aus noch keinen PC kaufen würden, sich aber wegen der Hausaufgaben dazu genötigt sehen? Zu Hause, das muss den Schulen eigentlich klar sein, wird der PC
theoretisch
für die Hausaufgaben genutzt,
praktisch
aber von den Jungen zum Computerspielen und von den Mädchen zum Chatten verwendet. Diese Problematik tritt umso stärker auf, je weniger privilegiert das Elternhaus ist, und damit ist wie gesagt nicht einfach Geld oder Bildung gemeint, sondern die Frage, ob die Eltern die Verantwortung dafür übernehmen können, auch zu regeln, wann und für was der PC genutzt wird. Die klare Bildungs-Botschaft der Schule an die Eltern sollte lauten: Bildschirmzeiten einschränken! Kein Bildschirmgerät in die Kinderzimmer! Die Schule kann das nur glaubhaft vermitteln, wenn sie gut beaufsichtigte PC-Räume bereitstellt, wo die Schüler den (zeitlich begrenzten) computergebundenen Teil der Hausaufgaben erledigen können. Dann brauchen die Schüler zu Hause keinen PC, und das ist gut so.
5. Freude am echten Leben wecken!
Das Wichtigste kommt zum Schluss: Ohne die Bereitschaft der Kinder, sich ganz real in die Welt hineinzubegeben und sich dort dem Abenteuer und der Langeweile, Freud und Leid zu stellen, wird man das »Bildschirmproblem« nicht lösen können. Dazu ist auch die Bereitschaft der Eltern vonnöten, echte Abenteuer zuzulassen. Immer mehr Eltern fahren aber ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, weil sie Angst haben, es könnte unterwegs etwas passieren. Auch in der Schule gibt es für Abenteuerlust wenig Platz, dafür jede Menge Druck, sich Stoff ins Hirn zu pauken.
Im realen Leben sind Kinder also oft gleichzeitig überfordert und unterschätzt, eingesperrt in einen goldenen Käfig aus Schubladen-Kindersicherung, Anti-Rutsch-Socken, Kantenschutz und Handy-Überwachung. Und am Bildschirm wollen sie dannzum Ausgleich, wie Roberto aus Kapitel 3, Helden und »Auserwählte« sein.
Freude am echten Leben wecken? Oft höre ich den Einwand, das könne nur gelingen, wenn im Umfeld viel Geld und Zeit vorhanden sind. Anscheinend ist die Vorstellung verbreitet, es müsse immer gleich Freizeitpark, Ballettunterricht, Abenteuerschwimmbad oder Geigenstunde sein. So ist es nicht (vgl. Kapitel 11 – Alternativen zum Bildschirm als Babysitter). Abenteuer erleben muss nicht teuer sein. Das Abenteuer im Alltag scheitert allzu oft einfach daran, dass wir es den Kindern nicht zutrauen. Ohne Seil und Netz auf einen Baum klettern? Zu gefährlich, das Kind könnte ja herunterfallen und sich verletzen. Im März die Schuhe ausziehen und im Bachwasser herumplanschen? Zu kalt, es
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