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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Titel: Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
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dass er nach Hedingham reiten und versuchen würde, die de Warennes für seine Sache zu gewinnen.
    Wolf hatte es nicht eilig, als er die etwa zwanzig Meilen zurücklegte, da er keine Sehnsucht verspürte, die frisch Vermählte zu sehen. Als er auf dem Hof von Hedingham Castle eintraf, waren seine Fäuste geöffnet, sein Gesicht gleichmütig und seine Gedanken auf seine Mission gerichtet.
    Vor dem Stalltrakt wurde er von Lynx de Warenne herzlich begrüßt und übergab Drago und Shadow dessen Knappen Taffy.
    »Meine Glückwünsche zu dem erfolgreichen Abschluss eines Friedenvertrages zwischen Schottland und England, Lord Surrey«, eröffnete er das Gespräch.
    »Danke, Mortimer. Neuigkeiten verbreiten sich schnell. Dass Eurem Vater die Flucht aus dem Tower gelang - meine Hochachtung. Seit Menschengedenken ist er der Erste, dem dies glückte.«
    »Mein Vater verfolgt seine Ziele mit großer Entschlossenheit. Was dies betrifft, würde ich Euch gern unter vier Augen sprechen, Mylord.«
    »Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich meinen Sohn Lincoln Robert hinzuziehe? Er ist jung verheiratet und wird bald eine eigene Streitmacht befehligen.«
    Wolf spürte, wie er sich verkrampfte, und zwang sich zur Gelassenheit.
    »Hier kommt der junge Ehemann«, erklärte Lynx.
    Lincoln grinste. »Mein Schädel brummt noch vom Feiern.«
    »Gehen wir hinein, der Wind ist heute bitterkalt.«
    Mit eisernem Willen, der seine Gedanken fest im Zaum hielt, berichtete Wolf den de Warennes, wie viele Earls und Barone er heimlich zur Unterstützung einer von Roger Mortimer geführten, auf den Sturz Edwards und Despencers abzielenden Invasionsarmee gewonnen hatte. »Warwick macht mit. Sein Sohn wird seine Truppen befehligen.«
    »Guy Thomas ist doch erst im Knabenalter«, protestierte Lincoln Robert.
    Wolf sagte nicht, dass er Warwicks Erben Rickard de Beauchamp gemeint hatte. »Guy Thomas hielt sich wacker, als wir die Despencer-Güter in Wales zurückeroberten.« Er empfand große Genugtuung, als der Bräutigam rot anlief.
    Lynx de Warenne sagte sachlich: »Wenn die Zeit kommt, sind wir an Eurer Seite. Denkt aber daran, dass mit einer Invasion der Vertrag mit Schottland nichtig werden könnte.«
    Wolf sah sofort ein, dass er Recht hatte. Eine Invasion wurde am besten dann unternommen, wenn eine zweite Front drohte. »Danke, ich werde daran denken.«
    »Ich biete Euch Hedinghams Gastlichkeit an. Wir hielten eben Hochzeit, und das Feiern will noch kein Ende nehmen.«
    »Das ist sehr großzügig, doch muss ich leider ablehnen«, sage Wolf mit Bestimmtheit.
    Als sie die Bibliothek verließen und in die Halle zurückgingen, erschien eine blonde junge Dame vor ihnen.
    »Erlaubt, dass ich Euch meine Gemahlin vorstelle«, sagte Lincoln voller Stolz. »Blanche Fitzallan ist die Tochter des Earl of Arundel.«
    Wolf starrte die junge Frau an und hoffte, seine Augen würden ihn nicht täuschen. Sie trat schüchtern hinter ihren jungen Gemahl, als suchte sie Schutz vor dem dunklen, wilden Waliser.
    Wolf wagte keinen Handkuss, weil zu befürchten war, sie würde in Ohnmacht fallen, wenn er sie berührte, doch siegte seine Galanterie. Er verbeugte sich ernst. »Ich wünsche Euch viel Glück, Mylady.«
    Innerlich aber konnte von Ernst keine Rede sein, er war geradezu übermütig. Brianna löste die Verlobung!
    Im Stall bedankte er sich bei Taffy, weil er sich um Pferd und Hund gekümmert hatte. Schweigend ritt er davon und hielt seinen Jubel bis zur Grenze des Rittergutes der de Warennes zurück. Erst dann stieß er einen Freudenruf aus. »Shadow, sie hat ihn nicht geheiratet!«
    Shadow schaute ihn an, und es sah aus, als lächelte die Wölfin.
    Der kalte Wind fiel Wolf nicht mehr auf. Er war so in seine Gedanken versunken, dass er aufs Geratewohl dahinritt, ohne Ziel vor Augen. Als er zu einem Imbiss in Great Dunmow anhielt, sah er, dass er weit nach Westen geraten war. Behielt er die Richtung bei, würde er Saint Albans vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.
    Der Abend dämmerte, als er in der Benediktinerabtei eintraf. Er brachte sein Pferd unter und fragte, ob Adam Orleton oder Rickard de Beauchamp anwesend wären. Das war nicht der Fall, wie er erfuhr. Der Abt wies ihm eine spartanisch ausgestattete Kammer mit einem kleinen Fenster und getünchten Wänden zu. Er legte die Satteltaschen auf die Bettstatt und goss Wasser für Shadow in einen Napf.
    Obschon nicht besonders fromm, war Wolf zutiefst spirituell veranlagt und verspürte plötzlich das Verlangen,
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