Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
von Rose und seinem Vater weiß? Ich darf nicht davon sprechen - Lincoln würde sich zu Tode schämen. Er zeigte sich wenig mitteilsam, und sie nahm an, dass er so bedrückt aussah, weil sie sich bald trennen mussten.
Nach der Ankunft hob Lincoln sie aus dem Sattel und Simon Deveril brachte ihr Pferd in den Stall.
»Du wirst doch bleiben und mit mir zu Abend essen?« Er schüttelte den Kopf. »Mein Gesicht würde zu viele Fragen herausfordern.«
In einer liebevollen Geste berührte sie seinen lädierten Wangenknochen sanft mit den Fingerspitzen. »Armer Lincoln, hoffentlich hast du keine Schmerzen.«
»Ich habe sie, doch ist es mein Herz, das schmerzt, weil wir uns trennen müssen.« Er nahm sie in die Arme und küsste sie zum Abschied.
»Ich werde dir schreiben, Lincoln, das verspreche ich. Wenn wir uns jeden Monat schreiben, werden wir einander nicht so sehr vermissen.«
Simon kam mit ihrem Gepäck aus dem Stall. »Ich bringe die Sachen hinauf, Mylady.«
Brianna stand da und winkte, bis Lincoln und Taffy außer Sicht waren. Erst dann ging sie langsam zu den Gemächern der Königin. Alle ihre Gedanken galten Jane. Sie ist zwar nicht edler Geburt, doch ist sie zweifellos die gütigste, liebste, selbstloseste Dame im ganzen Königreich. Janes Beispiel edler Weiblichkeit werde ich stets gern nacheifern.
Nachdem Brianna Reitkleid und Reitstiefel ausgezogen hatte und aus ihrem Gemach ging, sah sie, dass Isabeiles Damen sich versammelt hatten, um sie zu begrüßen. Ihre beklommen Mienen deuteten an, dass es Probleme gab.
»Gottlob seid Ihr zurück«, erklärte die Countess of Pembroke. »Die Königin weigert sich, ihr Schlafgemach zu verlassen.«
»Isabelle ist nicht wohl, Marie?« »Sie weint ohne Unterlass«, murmelte Marguerite Wake.
Arbella Beaumont vertraute ihr an: »Ständig fragt sie nach Euch.«
»Ich gehe zu ihr.« Leise schlüpfte Brianna in Isabeiles Schlafgemach. Die Königin saß in einem Sessel, ihre Miene verriet Panik. Ihre Augen waren vom Weinen rot. Brianna kniete vor ihr nieder und ergriff ihre Hände. »Sagt, was sich zugetragen hat.«
Isabelle hob ihren Blick, aus dem Hoffnungslosigkeit sprach. »Er kommt zurück.«
Brianna brauchte nicht zu fragen, wer gemeint war. Nur die Rückkehr Hugh Despencers konnte eine so verheerende Wirkung auf Isabelle ausüben. »Woher wisst Ihr das?«
Isabelle händigte ihr ein zerknülltes und unsigniertes Papier aus. »In diesem anonymen Brief wird behauptet, dass der König dem Erzbischof von Canterbury befahl, die Geistlichkeit in St. Paul's zu versammeln und die Verbannung der Despencers aufzuheben. Sie sollen unter Edwards Schutz nach England zurückkehren.«
»Hölle und Teufel! Jetzt fängt alles wieder von vorne an - sie werden gegen Euch und die Barone vorgehen.«
»Vier Monate ... nur vier Monate war ich Hugh Despencer los! Edward gab Mortimers und Lancasters Forderungen nur nach, weil er von vornherein die Absicht hatte, sie zu umgehen und seinen Geliebten zurückzuholen, sobald die Barone London verlassen hätten. Brianna, glaubst du, dass sie mir ein zweites Mal zu Hilfe eilen werden?«
Wie kann ich Euch sagen, dass der König mit der großen Armee, die er unter dem Vorwand rekrutierte, Euch zu rächen, auf seine Feinde Jagd zu machen gedenkt?
»Zweifellos werden Mortimer und Lancaster über die Rückkehr der habgierigen Despencers empört sein - ihretwegen und Euretwegen.«
»Ich kann das Gefühl hoffnungsloser Verzweiflung und Furcht nicht abschütteln.«
»Ihr dürft Euch nicht der Verzweiflung hingeben, sonst wird Hugh Despencer Euch besiegen, ehe er zurückkehrt. Denkt stets daran, dass Ihr Königin von England seid. Lasst nicht zu, dass er Euch zum Opfer macht. Schöne Gewänder und Juwelen, die ihr jeden Tag anlegen müsst, verleihen Euch königliche Anmut.«
»Brianna, ich bin ja so froh, dass du wieder da bist. Du bist eine Stütze für mein Selbstvertrauen.«
»Sicher habt Ihr noch nicht gegessen. Ich lasse sofort etwas für Euch bringen. Wir speisen heute in Eurem Gemach. Und dann solltet Ihr an Euren Bruder Charles schreiben. Der kürzlich gekrönte König von Frankreich muss die Rückkehr der Despencers verdammen. Vielleicht kann Euer Bruder den Papst dazu bewegen, ebenfalls sein Missfallen zu äußern.«
»Ich will noch heute an ihn schreiben«, sagte Isabelle entschlossen. »Marie ist in ständiger Verbindung mit unserer Familie in Frankreich. Ihre Korrespondenz erregt keinen Verdacht - ich kann meine Briefe in ihnen
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