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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

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Vertrauten gemacht hatte. Sein junger Kerkermeister hatte sich vom Charisma und der Anziehungskraft des Grenzlandmannes blenden lassen. Auch Brianna hatte ihren ganzen Charme bei Gerard spielen lassen, bis er schließlich die Begegnung der Königin mit seinem Gefangenen ermöglichte.
    Roger Mortimer trat unter einen ausladenden Baum, der ihn vor Blicken aus den Fenstern des Tower schützte. Die Königin, die schon vor ihm gekommen war, erwartete voller Ungeduld die Begegnung mit dem beherzten Edelmann, der alles gewagt und alles verloren hatte.
    Isabelle streckte ihm flehend die Hände entgegen. »Lord Mortimer, meine Schuld überwältigt mich. Meinetwegen seid Ihr ein Gefangener.«
    Roger ergriff ihre Hände. Kaum hatte er sie berührt, spürte er eine Kraft zwischen ihnen. Als er auf die kleinen, zarten Frauenhände hinunterblickte, überkam ihn das Verlangen, die Königin glücklich zu machen. Noch nie hatte eine Frau diese Wirkung auf ihn ausgeübt, auch keine seiner zahlreichen Geliebten.
    Er führte ihre Finger an seine Lippen. »Ma belle , Eure Gefangenschaft ist härter, als meine es je sein wird. Mein Herz schmerzt Euretwegen.«
    In ihren schönen blauen Augen funkelten Tränen, als sie ihn mit einem tiefen Blick ansah, in dem sich Kummer mit Bewunderung mischte.
    In diesem Moment war sie das sanfteste weibliche Geschöpf, dem er je begegnet war; eine holde Bittstellerin, die ihn um Vergebung anflehte. Ihr schönes herzförmiges, von zarten blonden Strähnen umrahmtes Gesicht sprach seine stattliche Männlichkeit an.
    »Es gibt nichts zu vergeben, meine Königin. Ihr dürft um meinetwillen keine Träne vergießen. Ich verbiete es.«
    »Noch nie traf ich einen Mann von solcher Kraft und Entschlossenheit. Was kann ich tun, um Euch die Haft zu erleichtern?«, fragte sie eindringlich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich werde es überleben, aber mein Onkel Chirk siecht dahin - ihm könnte der Besuch eines Arztes helfen.«
    »Ich will meinen Leibarzt schicken«, versprach sie.
    »Ihr müsst jetzt gehen«, befahl er. »Man darf Euch nicht mit mir sehen.«
    Isabelle gehorchte, wenn auch ungern.
    Mortimer registrierte erfreut, dass sie, die Königin von England, bereitwillig tat, was er verlangte.
    Isabelle schlüpfte durch die Tür, an der Brianna wartete. Wortlos eilten die zwei Verschwörerinnen zurück in die vornehm ausgestatteten Gemächer der Königin.
    Es war Freitag, und Isabelle hatte Sir Stephen Segrave zum Dinner gebeten. Sie hatte einen Koch und einige Küchengehilfen eingestellt, damit bei ihren Besuchen im Tower Mahlzeiten für sie zubereitet werden konnten. Da das Küchenpersonal sein Quartier in einem anderen Trakt hatte, in den es sich nach getaner Arbeit zurückzog, blieb die Königin ungestört.
    »Ich habe ein Dutzend Flaschen mit schwerem Wein aus dem Vorratskeller des königlichen Magazins bringen lassen«, eröffnete Brianna Isabelle. »Wenn ich Euch heute bei Tisch bediene, werde ich dafür sorgen, dass Segraves Glas stets gefüllt ist. Er soll es sich angewöhnen, an Freitagabenden viel zu trinken, damit er anschließend wie ein Toter schläft.«
    »Seine gerötete Gesichtsfarbe verrät, dass er gern einen ordentlichen Schluck zu sich nimmt. Ich kenne die Merkmale eines Trinkers gut, da ich mit einem verheiratet bin.« Isabelle überlief ein Schaudern.
    Der Constable, der pünktlich um sechs Uhr zur Stelle war, nahm in den nächsten drei Stunden geradezu maßlos Speis und Trank zu sich.
    Isabelle unterhielt ihn, schmeichelte ihm und ermutigte ihn, von sich selbst zu erzählen. Und die ganze Zeit über setzte ihm Brianna mit ihrem strahlenden Lächeln und schwerem Wein zu.
    Als Isabelle den Eindruck hatte, seine Zunge hätte sich ausreichend gelöst, flötete sie: »Sir Stephen, in Eurer Position als Constable des Tower tragt Ihr große Verantwortung, zumal jetzt, da Ihr zwei berüchtigte, vornehme Gefangene habt.«
    »Mit einem von ihnen wird es bald zu Ende gehen, Euer Gnaden.«
    »Ach ... ich möchte nicht, dass es Euch angelastet wird, wenn dem Ärmsten etwas zustoßen sollte. Lasst doch meinen Leibarzt kommen, damit er nach dem Kranken sieht - zu Eurer eigenen Sicherheit, Sir Stephen.« - »Vielleicht habt Ihr Recht ... man sollte ihn zumindest so lange am Leben halten, bis er vor Gericht gestellt wird.«
    Um neun erhob sich Segrave, und als er sich stark schwankend über die Hand der Königin beugte, um ihr gute Nacht zu wünschen, wusste Brianna, dass sie gute Arbeit geleistet

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