Meditation
euch von eurer eigenen Einsicht und vom Dhamma sagen, dass das hier einfach leidvoll ist – was erwartet ihr? Wenn ihr glaubt, es dadurch loswerden zu können, dass ihr in ein Kloster geht oder an einem Retreat teilnehmt, habt ihr aufs falsche Pferd gesetzt. Bei einem Retreat entgeht man dem Leiden nicht, sondern man stellt sich ihm und löst sich von ihm. Demnach gibt es einen Ausweg, aber es ist ein indirekter. Wenn ihr nicht mehr fliehen wollt, dann erst findet ihr ins Freie.
Forschen und verstehen
Wo ihr auch seid, wohin ihr auch reist, was auch immer geschieht in eurem Leben, haltet euch bewusst, dass veränderte Umstände niemals das Leiden eliminieren. Ihr nehmt eure Probleme überallhin mit. Das ist die Natur des Lebens, das Spiel der fünf Khandhas , und gehört nicht zu den Dingen, die ihr in der Hand habt. Manchmal ist der Körper krank, manchmal ist er müde. Jetzt seid ihr froh, ein andermal unglücklich. So ist es nun einmal in der Welt der Gefühle; vollständiges, dauerhaftes Glück gibt es nicht. Man denkt vielleicht: »Eines Tages komme ich ins Jhana , und dann bin ich glücklich.« Sicher, es ist schön, ins Jhana zu kommen, aber anschließend tauchst du wieder auf und dann ist die ganze Seligkeit weg. Nichts, was du erlebst, auch nicht Jhana , ist das Ende aller Leiden. Aber sieh genau hin, und du wirst Einsicht gewinnen. Der Geist erfährt mehr und mehr über die eigentlichen Probleme und die Möglichkeiten, sie zu überwinden. Also, was auch immer gerade eure Erfahrung ist, ihr bleibt einfach dabei.
Das Gute an einem Retreat ist, dass man nicht auskommt. Die Fluchtmöglichkeiten sind stark eingeschränkt, weshalb es hier kaum möglich ist, vor den auftretenden Problemen wegzulaufen. Seht alles als Chance, den Dingen auf den Grund zu gehen. Ein gutes Hilfsmittel besteht darin, Verbindungen zwischen Gefühlsregungen und Körperempfindungen herzustellen. Wenn euch richtig langweilig ist, tritt auch im Körper eine entsprechende Empfindung auf. Erforscht also diese begleitenden Körperempfindungen, um eure emotionalen Zustände zu verstehen.
Bei Langeweile fragt ihr euch, was Langeweile eigentlich ist. Anstatt ihr zu entkommen, versteht sie lieber, seht sie euch genau an. Wenn sich Frustration breitmacht, fragt euch: »Was ist Frustration? Wie fühlt sie sich an?« Bleibt beharrlich bei dem Gefühl, bis ihr es wirklich kennt. Tut es, und ihr werdet frei davon. Wenn also die Meditation langweilig und frustrierend wird, dann schafft euch besser nicht noch mehr schlechtes Kamma , das nur dafür sorgt, dass ihr immer wieder auf dieses Hindernis stoßt, sondern versteht nur das Gefühl und lasst es los. Sagt euch, dass dies einfach die Natur der Dinge ist, so wie Regenwolken am Himmel erscheinen: Da kommen sie, das ist so in dieser Jahreszeit, und dann ziehen sie wieder ab. Es ist sonnig und dann wird es finster, der Mond kommt heraus oder eben nicht. Wenn ihr versteht, dass es nichts mit euch zu tun hat, sondern einfach Natur ist, könnt ihr es loslassen und gewinnt Abstand, ihr werdet frei von eurer Erfahrung.
Solange ihr zu nah an eurer Erfahrung bleibt, besteht die Gefahr, dass ihr sie zu eurem Eigentum macht, und dann werdet ihr eure Erfahrung. Wenn sich das Ich einmischt, fangen die Probleme an. Ihr müsst euch lösen, Abstand gewinnen. Dann seht ihr, dass es sich nicht um » mein Leiden« oder » meine Langeweile« handelt. Ihr seht genau hin und erkennt, dass diese Dinge ganz natürlich auftreten und nicht zu beherrschen sind. Langeweile kann beispielsweise bedeuten, dass der Geist nicht geschmeidig genug ist, um auch die subtilen Aspekte der Meditation zu erfassen. Schläfrigkeit kann anzeigen, dass die Achtsamkeit nicht wirklich zugespitzt ist und euch deshalb die Schönheit eines stillen und friedvollen Geistes entgeht. Frustriert seid ihr aufgrund von Ungeduld, wenn ihr meint, ihr müsstet eure Erfahrung im Griff haben; läuft es dann anders, seid ihr enttäuscht. Würdet ihr sehen, dass diese Dinge einfach Natur sind und niemand da ist, der sie beherrschen könnte, wo sollte Frustration dann herkommen?
Erinnert euch an den Vergleich mit einem fahrerlosen Bus. Euer Leben ist ein Bus, in dem der Fahrersitz leer ist. Die Suttas und alle großen Lehrer sagen das und ich sage es auch. Wenn ihr erkannt habt, dass niemand den Bus steuert, könnt ihr euch nur noch hinsetzen und das Jammern einstellen. Es gibt keinen Fahrer, also auch niemanden, den man antreiben könnte, weil man es eilig
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