Meditation
hat, und niemanden, den man bitten könnte, das Tempo zu verlangsamen, weil man die Fahrt genießen möchte. Ihr fahrt durch hässliche Gegenden, ganz ansehnliche Gegenden und schöne Gegenden, und ihr seid mit all dem in Frieden. Immer wenn der Impuls kommt, dem Fahrer etwas zuzurufen, heißt das nur, dass ihr nicht bei dem seid, was gerade vorgeht, um daraus zu lernen. Ihr steigt zu sehr auf die Dinge ein, anstatt sie gelassen zu betrachten; ihr identifiziert euch mit ihnen, anstatt sie sein zu lassen; ihr versucht etwas zu bewirken, anstatt es sich selbst zu überlassen.
Wie in diesem Bus ist es auch beim Meditieren. Habt ihr das einmal verstanden, wird Meditation sehr, sehr einfach. Meditation ist wirklich ganz einfach, nur entgeht das den meisten leider. Sie strengen sich an, damit es leicht wird – aber wie soll das gehen? Je mehr man sich bemüht, es einfach zu machen, desto schwieriger wird es. Und weshalb bemüht ihr euch so? Weil ihr nicht die erwarteten Ergebnisse erzielt. Strengt euch also nicht immer noch mehr an, sondern seid achtsam, forscht und lernt. Dem soll euer »Bemühen« gelten. Strengt euch nicht an, lasst das Kämpfen und seht stattdessen lieber genau hin und lasst euer Verständnis wachsen. Wie fühlen sich die Dinge an, emotional und körperlich? Wie lange dauern sie?
Ihr könnt es mit Ajahn Chahs Methode versuchen: Wenn ihr euch ärgert, schaut auf die Uhr und verfolgt, wie lange ihr ärgerlich bleiben könnt. Wenn ihr euch wieder einmal langweilt, verfolgt anhand der Uhr, wie lange ihr euch langweilen könnt. Führt Tagebuch über eure Langeweilephasen und seht zu, ob ihr euren Rekord brechen könnt. Vergleicht das untereinander und ermittelt den Meister der Langeweile. Der bekommt dann einen Preis. Was euch auch begegnen mag, lauft nicht weg. Diesen kleinen Dämonen standzuhalten, bewirkt weit mehr, als ihr glaubt. Ihr haltet ihnen stand, und dann ist es so, als würden sie verblassen und schwinden. Wie ich auch gern sage: Wenn ein Gespenst auftaucht, dann stellt euch ihm Nase an Nase und sagt: »Buh!« Dann sollt ihr es einmal rennen sehen. Es hat mehr Angst vor euch als ihr vor ihm.
Wenn ihr den Dämonen des Geistes standhaltet und sie abziehen seht, erst dann habt ihr wirklich etwas bewältigt und verstanden. Ihr gewinnt Weisheit, und diese Weisheit hilft euch bei der nächsten Meditation. Ihr wisst, was abläuft, wie der Geist funktioniert und wie ihr die schlechten Angewohnheiten des Geistes – diese Echos der Vergangenheit – abstellen könnt.
Weisheitskraft statt Willenskraft
Andere zu ermutigen und zu inspirieren, das ist kaum möglich, ohne ihnen auch Dämpfer aufzusetzen. Man möchte ihnen die Früchte der Praxis ausmalen – die tiefen Erfahrungen wie Nimitta , Jhana und den Stromeintritt –, man möchte ihnen den Mund wässrig machen. Man fühlt sich wie ein Reiseveranstalter, der den Leuten ausmalt, wie schön es sein wird, wenn sie erst im Hotel Jhana sind und sich in seinem grandiosen Freizeitpark Nibbana tummeln. Leider denken viele, es handle sich da um Ziele, die man erreichen muss. Dann fühlen sie sich dem nicht gewachsen und sind frustriert statt inspiriert. Deshalb darf man nicht nur das Ziel und die unterwegs zu erwartenden schönen Erfahrungen schildern, sondern muss auch von den möglichen Hindernissen sprechen.
Kämpft also nicht gegen Frustration, Langeweile und aufkommenden Ärger an. Bleibt einfach bei dem, was sich jeweils zeigt, und seht zu, was dann passiert. Sicher, wenn man sich langweilt oder frustriert ist, hat man erst einmal den Salat. Aber ihr könnt euch davon lösen, ihr könnt aussteigen und die Dinge distanziert und objektiv betrachten. Betrachtet die Hindernisse aus einer gewissen Distanz, und ihr werdet verstehen, weshalb ich sie als Dünger bezeichne. Ihr könnt nicht alle Tage wunderbare Meditationen haben, aber ihr könnt jeden Tag die Voraussetzungen für eine schöne nächste Meditation schaffen. Beobachtet einfach nur und steigt nicht auf die Störungen ein. Wenn ihr merkt: »Oh, heute ist kein guter Tag«, dann lasst ihr ihn einfach sein, wie er ist. Lasst alle Energie in das reine Wahrnehmen, in passive Bewusstheit einfließen. Entzieht diese Energie dem Kontrolleur, dem Streithahn, dem reagierenden Geist.
Je mehr ihr den Dingen einfach standhaltet, ohne zu reagieren, desto besser entwickelt sich eure passive Bewusstheit und immer mehr Energie fließt der Achtsamkeit zu. Haltet euch zurück, greift nicht nach den Dingen und
Weitere Kostenlose Bücher