Medizin der vier Temperamente
Vier-Temperamente-Küche – sie verfeinern den Geschmack und sorgen für körperliches Wohlbefinden.
In Mittelalter, Renaissance und Barock waren die Menschen von Gewürzen begeistert – aus medizinischen, kulinarischen und spirituellen Gründen. Entdecken auch Sie die Heilkraft und die kulinarischen Möglichkeiten dieser ganz besonderen Zutaten, die Ihre Küche und Ihren Speisezettel mit Sicherheit bereichern werden.
Im Mittelalter haben Menschen sehr große Geldsummen in Gewürze investiert. Deren Verschickung war logistisch gesehen kein Problem, denn Muskat, Ingwer, Galgant und Zimt sind im getrockneten und ungemahlenen Zustand lange haltbar und konnten ohne Qualitätseinbußen nach Mitteleuropa gebracht werden. Der Transport war allerdings langwierig und kostspielig: Auf der Gewürzstraße quer über die arabische Halbinsel, dann auf Handelsschiffen nach Venedig. Von dort ging es an den jeweiligen Bestimmungsort in Europa. Wozu betrieb man einen solchen Aufwand an Zeit und Geld? Nur um schlechte Speisen aufzupeppen? Wohl kaum, denn für den Preis der Gewürze hätte man sich die besten Delikatessen Europas leisten können. Hinter der Gewürzbegeisterung des Mittelalters und der Renaissance steckt mehr: eine Erinnerung ans Paradies! Entdecken auch Sie die paradiesischen Möglichkeiten von Gewürzen für sich: Wohlbefinden und Genuss, mit spiritueller Tiefendimension!
Der Garten Eden
Von der Antike bis zur Barockzeit hatte man die Erzählung vom Paradies sehr ernst genommen – bei Juden, Christen und Moslems gleichermaßen. Dabei war klar, dass der geheimnisvolle Garten Eden kein Ort auf Erden sein kann, sondern spirituelle Bedeutung hat – er bezeichnet den Vollendungszustand des Menschen. Ein Blick auf die Weltgeschichte zeigt bis heute, dass der Mensch ganz offensichtlich nicht mehr in Eden lebt. Einem Europäer musste es nun im Mittelalter so vorkommen, als ob die Länder des Ostens bei der Vertreibung dann doch dem Paradies ein wenig näher geblieben waren: Das Abendland hat Knoblauch, Fenchel und Kümmel; das Morgenland wartet hingegen mit köstlichem Zimt, Ingwer und Muskatnuss auf. Welch ein Unterschied! In der Paradies-Geschichte war zudem von himmlischen Flüssen und geheimnisvollen Substanzen die Rede. Hatte das irgendetwas mit dem indischen Ganges oder mit Zimt, Ingwer und Muskat zu tun? Wie dem auch sei: Im Mittelalter und in der Renaissance war man sich einig: Gewürze aus dem Osten sind Boten aus dem Paradies!
Gewürze und Temperamente
Die paradiesische Wirkung von Gewürzen sah man durch die Temperamente-Lehre bestätigt: Die vier Temperamente – Sanguiniker, Choleriker, Melancholiker und Phlegmatiker – sind an sich gleichwertig. Sie haben ihre Stärken und Schwächen. Und dennoch scheint das sanguinische Temperament einen gewissen Vorsprung zu haben: Es ist warm und feucht! Bei ihm sind das Feuer- und Wasser-Prinzip voll aktiviert. Beim Choleriker fehlt im Vergleich dazu die Feuchte, beim Phlegmatiker die Wärme und beim Melancholiker sogar beides. Die Schlussfolgerung daraus: Der Mensch im Vollendungszustand muss sanguinisch sein!
Dazu passte nun auch die medizinische Wirkung vieler Gewürze: Bei den meisten Gewürzen wird einem warm und die Säfte beginnen zu fließen; sie machen den Menschen sanguinisch und bringen ihn sozusagen in einen paradiesischen Zustand!
Das Kochbuch von Bartolomeo Scappi, Starkoch des 16. Jahrhunderts.
Die medizinische Wirkung
Diese Deutung des Paradieses mag uns heute fremd vorkommen und dennoch ist es gerade der modernen biochemischen Forschung gelungen, »paradiesische« Dimensionen von Gewürzen ans Tageslicht zu bringen:
Gewürze beeinflussen die Verdauung und den Stoffwechsel positiv.
Sie tragen als pflanzliche Antibiotika zur Gesunderhaltung bei.
Sie haben einen stärkenden Einfluss auf das Immunsystem.
Durch Gewürze lässt sich der häufig überhöhte Salzkonsum auf ein gesundes Maß reduzieren, wodurch Krankheiten vermieden werden (salzsensitiver Bluthochdruck).
Seit rund zehn Jahren ist in Europa und Amerika eine regelrechte Wiederentdeckung der Gewürzkultur im Gange – und zwar nicht nur der Gewürzkultur Asiens, sondern auch der 2000-jährigen abendländischen Tradition. Denn die als Fremdlinge zur Zeit Alexanders des Großen nach Europa gekommenen Gewürze sind rasch zu »Bürgern« aufgestiegen. Wer sich also mit der Gesundheitslehre der abendländischen Medizin oder mit der Vier-Elemente-Küche beschäftigen will, kommt an diesen
Weitere Kostenlose Bücher