Medstar 01 - Unter Feuer
mechanisch dem üblichen Trott folgte, widmete der Inspektion nicht einmal die Hälfte seiner Aufmerksamkeit. Er wusste, dass Vaetes ein straffes Regiment führte, und es hätte den Admiral überrascht, tatsächlich etwas zu Gesicht zu bekommen, das nicht in Ordnung war.
Als sie auf ihrem Weg zum Haupt-OP am Speisesaal und der Cantina vorbeikamen, sah Bleyd zwanzig Meter entfernt einen lächelnden Mann an einem Knallbaum lehnen.
Ein kalter Schauer lief Bleyd über den Rücken, da von dem lächelnden Menschen ein unverkennbarer Eindruck drohender Gefahr ausstrahlte - wenn auch nicht offenkundig. Da war nichts, das als Geste der Respektlosigkeit angesehen werden konnte, doch das Gefühl an sich war unmiss- verständlich. Er war ein Krieger, nicht bloß ein Soldat. Ein lächelnder Killer, der wusste, was er war, und dieses Wissen genoss.
Bleyd blieb stehen. »Wer ist das?«
Vaetes warf einen Blick hinüber und sagte: »Phow Ji, der Bunduki-Nahkampfausbilder. Seine Trainingseinheiten sorgen dafür, dass ich besser in Form bin, als mir lieb ist.«
»Aha.« Das erklärte alles. Bleyd wusste über Ji Bescheid. Wie jeder gute Jäger markierte er stets die Raubtiere in seinem Territorium. Ji hatte sich bereits einen gewissen Ruf erworben, bevor er hierhergekommen war. Seine Personaldatei war speziell eingestuft gewesen, und seit seiner Ankunft hatte er mehrere Dinge getan, die diesem Ruf alle Ehre gemacht hatten. Es ging das Gerücht, dass ein Holo von Ji existierte, wie er es mit einem Trio von Söldnern aufnahm und am Ende als Einziger überlebte. Bleyd war sehr daran interessiert, sich diese Aufnahme anzusehen.
Zu Vaetes sagte er: »Lassen Sie uns rübergehen und Hallo sagen!«
Als sie sich umwandten und auf Ji zugingen, amüsierte es den Admiral zu sehen, dass sich die Nasenlöcher des Kämpfers ein wenig aufblähten und seine entspannte Haltung eine Winzigkeit angespannter wurde. Er lächelte. Das hätte allein an seinem Rang liegen können, doch Bleyd glaubte nicht, dass dem so war. Aus seiner Akte ging hervor, dass Phow Ji Vorgesetzten nur wenig Respekt entgegenbrachte. Nein, Bleyd gelangte zu dem Schluss, dass Ji in ihm dasselbe sah.
das er auf den ersten Blick in dem Bunduki gesehen hatte: einen potenziell gefährlichen Widersacher.
Ji nahm Haltung an, wenn auch ein bisschen langsam.
»Rühren, Lieutenant Ji!«
»Zu Befehl, Admiral!« Der Kämpfer entspannte sich, beugte leicht die Knie und schüttelte fast unmerklich seine Schultern.
Er macht sich bereit zum Angriff, dachte Bleyd. Ausgezeichnet! Dieser Mann konnte es mit zwanzig Schlägern der Schwarzen Sonne aufnehmen wie dem, den Bleyd in den Orbit befördert hatte, ohne auch bloß ins Schwitzen zu geraten.
»Sie kennen mich?«, fragte Ji.
»Natürlich. Ich habe gehört, dass Sie ein ... geschickter Kämpfer sind.«
Sein Tonfall und die Pause genügten gerade so, um seiner Bemerkung eine Durchtriebenheit zu verliehen, die sarkastisch gemeint sein konnte - oder auch nicht. So dicht dran, dass das Ganze entweder nichts bedeutete - oder eine kalkulierte Beleidigung darstellte. Das war unmöglich zu sagen.
Die beiden sahen einander eine Sekunde lang an, und die Blicke der zwei Männer waren kühl und abschätzend.
Ji sagte: »Geschickt genug für jeden auf diesem Planeten, Sir.«
Bleyd hielt sein Grinsen im Zaum, obgleich er den Drang verspürte, die Zähne zu zeigen. Der Bunduki war unverschämt. Der Kommentar war eindeutig eine Herausforderung.
Es gab eine Zeit, damals, als er wesentlich jünger war, da hätte sich Bleyd bei einer solchen Bemerkung das hautenge Hemd vom Leib gestreift, um den Kerl gleich hier und jetzt zu einem Tänzchen aufzufordern. Auch jetzt überkam ihn dieses Verlangen - und er erkannte, dass Ji das wusste und ebenfalls bereit dazu war, es darauf ankommen zu lassen.
Drei Dinge hielten Bleyd davon ab, den Bunduki körperlich anzugreifen, der dort stand und ihn genau dazu einlud. Zunächst mal war er ein Admiral der Flotte, und es war unter seiner Würde, dass man ihn dabei sah, wie er sich in aller Öffentlichkeit schlug. Ein solches Duell musste hinter verschlossenen Türen und ohne Zeugen stattfinden.
Zweitens: Bleyds Pläne, die Ehre seiner Familie wiederherzustellen, hatten nach wie vor höchste Priorität, und eine körperliche Auseinandersetzung mit einem anderen Offizier, aus welchen Gründen auch immer, würde die unerwünschte Aufmerksamkeit der oberen Etagen auf ihn lenken. Das wollte er nicht riskieren.
Drittens
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