Medstar 01 - Unter Feuer
forderst du die Dunkle Seite geradezu heraus. Wenn du einfach akzeptierst, dass der Zweck die Mittel heiligt, ohne gewissenhaft darüber nachzudenken und zu bestimmen, ob dem tatsächlich so ist, bist du der heimtückischen Energie erlegen. Selbst wenn du alles andere aus dieser Unterhaltung vergisst, Barriss, behalte Folgendes stets im Gedächtnis: Die Macht will benutzt werden. Man muss ihr gegenüber ständig wachsam sein, da sie einen andernfalls verführt und verdirbt. Im einen Moment zerquetschst du ein lästiges Trainingsgerät, im nächsten lähmst du die Lunge von jemandem, der dich beleidigt, und erwürgst ihn. Du tust es, weil du es kannst. Das Ganze wird zum Selbstzweck. Als Jedi wandelst du stets auf diesem schmalen Grat. Ein einziger Fehltritt, und du kannst der Dunklen Seite anheimfallen. Das ist schon vielen passiert, und es ist immer eine Tragödie. Genau wie bei einem Suchtmittel ist es zu einfach zu sagen: >Ich tue es bloß dieses eine Mal.< So funktioniert das nicht. Das Einzige, was zwischen dir und der Dunklen Seite steht, sind dein eigener Wille und deine Disziplin. Wenn du dich deinem Zorn oder deiner Furcht, deiner Missgunst oder deinem Hass hingibst, wird dich die Dunkle Seite vereinnahmen. Wenn das passiert«, warnte Meisterin Unduli, »wirst du damit zu einem Feind all dessen, wofür die Jedi stehen - und zu einem Feind aller Jedi, die dem rechten Pfad folgen. Wippenpose bitte!«
Barriss bewegte sich, um die gewünschte Haltung einzunehmen. Sie sagte: »Und habt Ihr der Dunklen Seite jemals nachgegeben, Meisterin?«
Einige Sekunden lang herrschte Schweigen. Dann: »Ja, in einem Augenblick der Schwäche und des Leids habe ich das getan. Das hat es mir ermöglicht zu überleben, während ich andernfalls womöglich umgekommen wäre, aber diese eine Kostprobe hat genügt, dass mir klar geworden ist, dass ich das niemals wieder würde tun können. Es mag eine Zeit kommen, wenn du ebenfalls diese Erfahrung machen wirst, Harriss. Ich hoffe nicht, aber falls es je dazu kommen solle, musst du die Versuchung erkennen und ihr widerstehen!«
»Wird sie sich böse anfühlen?«
Meisterin Unduli verharrte mitten in ihrer Streckübung. Sie musterte Barriss mit so etwas wie großer Traurigkeit in ihren Augen. »Oh, nein. Sie wird sich besser anfühlen als alles, was du jemals zuvor erlebt hast, besser, als du je geglaubt hättest, dass sich irgendetwas anfühlen kann. Sie wird sich stärkend anfühlen, erfüllend, befriedigend, und am schlimmsten von allem, sie wird sich richtig anfühlen. Darin liegt die wahre Gefahr.«
Jetzt, auf einem Planeten viele Parsecs von Coruscant entlernt, in einer Flehr-Sanitätseinrichtung, kamen Barriss Meisterin Undulis Worte von jenem sonnigen, kühlen Morgen mit neuerlicher Klarheit ins Gedächtnis, und vielleicht verstand sie sie jetzt sogar besser als früher. Sie war versucht gewesen, Phow Ji zu vernichten. Er war keine echte Gefahr für sie gewesen, außer für ihren Stolz, und sie hätte ihr Handeln beinahe damit gerechtfertigt, dass sie sich eingeredet hatte, dass sein Angriff eine Bedrohung für die Ehre des Jedi-Ordens gewesen sei. Selbstverständlich wäre das eine Lüge gewesen - Jis Angriff bedrohte den Jedi-Orden genauso wenig wie sie persönlich. Aber wie dicht sie doch davor gewesen war, das als ihre rationale Begründung dafür zu gebrauchen, ein Leben zu nehmen!
Ihr wurde auf sehr reale Weise klar, dass sie Phow Ji zu Dank verpflichtet war. Ironischerweise war seine Gegenwart in ihrem Leben hier lehrreich, eine Gelegenheit für sie zu lernen, wie man der Versuchung der Dunklen Seite widerstand. Wenn alle Dinge einen Sinn hatten - wenn sich die Galaxis, wie die grundlegenden Glaubenssätze des Jedi-Kodex behaupteten, tatsächlich so entfaltete, wie sie es sollte -, dann hatte Phow Ji sein Schicksal genauso zu erfüllen wie sie das ihre.
Barriss nahm einen tiefen Atemzug, atmete langsam aus. Meisterin Unduli hatte recht gehabt - sie wandelte wahrhaftig auf einem schmalen Grat, den man zu jeder Zeit im Auge behalten musste. Es war kein einfacher Weg, aber derjenige, den einzuschlagen man sie von Geburt an gelehrt hatte. Versagen war inakzeptabel, undenkbar. Ihr Lebensziel bestand darin, eine Jedi-Ritterin zu werden.
Ohne die Jedi war sie nichts.
Jos wartete, bis der nachmittägliche Regenguss zu einem Tröpfeln abgeklungen war, bevor er sich auf den Weg zum Müllcontainer machte, um seinen und Zans Abfall wegzuwerfen. Unglücklicherweise waren diesem
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