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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Auch wenn ich schon beim Gedanken daran weiche Knie bekomme.«
    Kore nickte zufrieden. » Inshallah! Ich werte Ihre Antwort als Einverständnis.« Mit diesen Worten sprang er auf und begann, Proviant zu packen.
    Chris sah ihn irritiert an. »Ich verstehe nicht. Haben Sie vor, von hier zu verschwinden? Ich dachte, wir würden uns hier verschanzen und den Angriff abwarten.«
    »Hier? Haben Sie nicht gehört, was ich Ihnen über Ihren Widersacher erzählt habe? Wir werden ihn mit Waffengewalt nicht besiegen können, denn das erwartet er. Nein, wenn wir ihn stoppen wollen, müssen wir geschickter vorgehen. Es gibt nur eine einzige Macht der Welt, die Oberst Durand aufhalten könnte. Wir müssen vorgehen, wie die Tuareg seit jeher vorgegangen sind.«
    Hannah beschlich ein ungutes Gefühl. »Heißt das, Sie wollen ihn … töten?«
    Kores Blick traf sie wie ein takuba , ein zweischneidiges Tuareg-Schwert. »Glauben Sie im Ernst, dass er uns freundlich um den Stein bittet und Sie dann laufen lässt, wenn Sie sich weigern? Er wird Sie umbringen, den Stein an sich nehmen und Ihre Leichen im Sand verscharren. Wir spielen hier keine Spielchen wie die Europäer, hier gilt nur das Gesetz des Stärkeren. Wenn Sie am Leben bleiben wollen, dann helfen Sie mir, wir haben noch wichtige Vorbereitungen zu treffen.«
    Als ob er seinen Worten Nachdruck verleihen wollte, ließ er seinen scharfen, krummen gumia mit einem Schnappen in die Scheide an seinem Gürtel fahren.

28
    Die aufkommende Mittagsglut begann Chris zu lahmen, als Kore zum ersten Mal einen Halt einlegte. Rings um sie herum erstreckte sich ein tote, öde Ebene, so weit das Auge reichte. Die Oberfläche des Mondes konnte nicht einsamer sein. Stunde um Stunde hatten sie auf ihren meharis zurückgelegt, ohne eine einzige Rast, ohne eine einzige Pause. Dabei hatte Chris schon beim Aufstieg in den Sattel gemerkt, dass sich sein Hinterteil noch nicht von der strapaziösen Reise aus dem Aïr erholt hatte.
    Jetzt, nach beinahe vier Stunden Ritt, spürte er sein Rückgrat nur noch als eine einzig schmerzende Nervenbahn. Wenigstens hatte der konstante Ostwind aufgehört, ihnen den Sand in die Augen zu treiben. Di Luft stand still wie unter einem Glasdach.
    Chris kniff die Augen zusammen und beobachtete Kore. Der alte Tuareg war von seinem Reittier abgestiegen und untersuchte den Boden. Immer wieder scharrte er den Sand mit seinem Fuß beiseite, ging dann wieder zu einer anderen Stelle und wiederholte das Ganze. Es war offensichtlich, dass er etwas suchte. Chris blickte zu Hannah hinüber, die über das seltsame Gebaren ihres Führers ebenso erstaunt zu sein schien wie er.
    »Was tut er da?«, flüstere er, bemüht, seine Stimme so sehr zu dämpfen, dass sie nicht an die scharfen Ohren des Tuareg drang.
    »Ich weiß auch nicht, ich könnte mir nur vorstellen, dass er nach einer feschfesch sucht«, murmelte Hannah zurück, »obwohl das ganz und gar nicht die Gegend dafür ist.«
    »…?«
    »Ich habe selbst noch nie eine gesehen, aber unter den Tuareg existieren die wildesten Gerüchte darüber. Ganze Karawanen sollen schon darin versunken sein, aber das ist natürlich Unsinn. Es handelt sich um Treibsandzonen, die tatsächlich sehr gefährlich sein können. Manchmal bilden sich am Fuße großer Dünen Wasserlinsen unter dem Sand, die bei einem plötzlichen Gewicht, wie es ein unbedarfter Wanderer oder ein Kamel erzeugen, nachgeben und den Betroffenen in Sekundenschnelle versinken lassen. Aber hier gibt es keine Dünen, nur diese entsetzliche Leere.«
    »Wie kann er sich hier überhaupt zurechtfinden?«, murmelte Chris, dem langsam unheimlich zumute wurde. »Die Gegend sieht seit Stunden gleich aus. Kein Baum, kein Strauch, nichts, woran man sich orientieren könnte.«
    Kore hatte sich inzwischen etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt. Seine Schritte waren immer vorsichtiger geworden, so dass er am Ende sogar die Hände zu Hilfe nahm, um den Boden abzutasten. Plötzlich blieb er stehen, grub einige Zentimeter in den glühenden Sand und stieß dann einen Pfiff aus.
    »Hier ist es. Ich habe es gefunden«, schallte seine Stimme zu ihnen herüber.
    Als er sah, dass Hannah und Chris zu ihm reiten wollten, erhob er jedoch warnend seine Hand.
    »Halt, gehen Sie keinen Schritt weiter. Ich komme zu Ihnen zurück.«
    »Wonach suchen Sie eigentlich?«, fragte Chris, der es vor Neugier kaum noch aushielt. »Nach einer feschfesch ?«
    Er hoffte, den Tuareg mit

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