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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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nicht wie das Symbol für eine Antilope. Oder diese Palme. Sie wurde so exakt dargestellt, dass man sie in einem Botanikführer unter dem Eintrag Dumpalme finden könnte. Jedes Detail ist zu erkennen. Und jetzt seht euch das immer wiederkehrende Zeichen für Berg an. Meiner Meinung nach ist das kein Bergsymbol, sondern die genaue Bergsilhouette, so, wie sie damals ausgesehen hat. Davon ausgehend, habe ich den Gedanken weitergesponnen. Die Form wird sich kaum verändert haben, da es hier seit ewigen Zeiten keine Erosion gibt. Unter der Voraussetzung, dass sich die Bergregion nicht in allzu großer Ferne befand, konnte ich das Gebiet großzügig einkreisen. Mit diesen beiden Parametern, Form und Gebiet, hat mein Freund erneut den Computer in Houston gefüttert. Er hat die Werte in einem geomorphologischen Programm verwendet. Unter Zuhilfenahme von Daten, die wir von einem satellitengestützten Laser-Altimeter abgerufen haben. Kurze Zeit später spuckte das Programm ein Ergebnis aus. Hier. Seht euch das an.«
    Er breitete eine Karte der westlichen Sahara vor ihnen aus.
    Hannah runzelte die Stirn. »Der Adrar Tamgak ? Der liegt doch im Aïr-Gebirge.«
    »So ist es. Die Berge der Dunkelheit liegen fünfhundert Kilometer südlich von hier und sind vulkanischen Ursprungs. Der Untergrund besteht aus basaltischen Magmakammern, was wiederum ein Hinweis auf den erwähnten Schrein und unsere Medusa geben könnte, denn Basalt ist bekanntlich …«
    »… schwarz«, vervollständigte Irene den Satz. Sie griff sich an den Kopf. »Ich bin ganz durcheinander. Diese Geschichte ist so fantastisch, dass sie schon wieder wahr sein könnte.«
    Malcolm, der jetzt auch vom Jagdfieber gepackt wurde, tippte mit dem Finger auf die Karte. »Liegt im Niger. Leute, habt ihr eine Ahnung, was das für einen bürokratischen Rattenschwanz nach sich zieht? Wahrscheinlich müssen wir zuerst nach Agadez, um uns die Expeditionsfreigabescheine zu besorgen. Vorausgesetzt, wir bekommen die Gelder von der NGS bewilligt.« Er lachte laut auf. »Diese Story glaubt uns keiner. Ich meine, ich kann sie ja selbst kaum glauben. Nein, das ist illusorisch. Ich finde, wir sollten hier unseren Job machen und dann ab, nach Hause.«
    Hannah bedachte Irene mit einem Seitenblick. »Ist das auch deine Meinung? Schließlich bist du die Teamleiterin. Dein Wort hat bei der NGS das größte Gewicht.«
    Irene stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Zugegeben, hier im Tassili N’Ajjer bekämen wir Material genug für einen außergewöhnlichen Bericht. Wir könnten noch ein paar Tage an diesem Ort drehen, dann die anderen bekannten Fundstellen abklappern und dort weitere Aufnahmen machen. Mit Sicherheit genug Stoff für fünfundvierzig Minuten. Oder …?«
    Alle blickten Irene erwartungsvoll an. »Oder wir lassen uns die Gelder bewilligen und holen uns die Genehmigung zu einer Expedition in den Niger.« Sie grinste übers ganze Gesicht.
    »Ich weiß, dass es eine schwierige Tour werden wird. Das Land befindet sich in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand. Ich habe erst neulich mit einem Kollegen darüber gesprochen. Rebellische Tuareg bekämpfen das schwarzafrikanische Regime, und unter der Zivilbevölkerung herrscht großes Elend. Aber ehrlich gesagt, ich könnte es nicht ertragen, wenn uns jemand die Story vor der Nase wegschnappt. Wenn es euch recht ist, klemme ich mich gleich ans Telefon und rede mit Washington. Ich müsste mich sehr irren, wenn National Geographic bei dieser Geschichte nicht anbeißt. Was meint ihr, sollen wir es versuchen?«
    Alle nickten und versuchten, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen. Aber das Strahlen der Gesichter und der Glanz in den Augen waren nicht zu übersehen. Es war, als hätte das Goldfieber die Gruppe erfasst.
    Selbst Hannah, die sich der Risiken einer solchen Expedition sehr wohl bewusst war, konnte ihre Begeisterung kaum zügeln. Sie waren einem Geheimnis auf der Spur. Einer Entdeckung von enormer Tragweite. Einem Rätsel. Davon hatte sie schon immer geträumt.
    »Also dann, liebe Freunde«, sagte sie, »fangen wir besser gleich mit den Vorbereitungen an. Es gibt eine Menge zu tun, falls Irene mit ihrem Anruf wirklich Erfolg haben sollte.«
    Die Gruppe schlenderte zurück zum Lager. Vereinzelt erklangen Gesprächsfetzen, während Albert eine seiner eigenen Kompositionen pfiff.
    Hannah wartete noch auf Chris, der die Ausdrucke und Karten zurück in seinen Umhängebeutel stopfte. Er war der

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