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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Kamera, Beleuchtung, Ton, alles war perfekt. Und dann heißt es: Lasst alles stehen und liegen. Verdammt. Habt ihr nicht mitbekommen, dass uns ein Wetterwechsel ins Haus steht? Wir werden lange warten müssen, um wieder solches Licht zu bekommen.« Er keuchte wie eine alte Dampflok.
    Chris überhörte ihn geflissentlich. Es gab im Moment ohnehin nichts Aufregendes zu filmen, und Stimmungsaufnahmen konnte man auch zu einem späteren Zeitpunkt einfangen.
    Er begann Taschenlampen zu verteilen, die mit Nickelkadmium-Akkus bestückt waren und sich bequem an einem Generator aufgeladen ließen.
    »Wir haben leider nur vier Lampen«, erläuterte er. »Ich würde daher vorschlagen, dass wir vier Zweierteams bilden. Irene, du gehst mit Malcolm. Gregori mit Abdu, Albert mit Patrick und schließlich wir beide, Hannah. Sind alle versorgt?« Er blickte in die Gesichter seiner Kollegen. »Gut. Ich möchte euch bitten, vorsichtig zu sein. Der Gang ist äußerst schmal. Haltet genug Abstand zu eurem Vordermann. Und vor allem: Geratet nicht in Panik. Wenn einer von euch klaustrophobisch veranlagt ist, sollte er besser hier bleiben. Ich bitte euch, mich in dieser Beziehung ernst zu nehmen.« Er sah prüfend in die Runde.
    »Niemand? Gut, dann geht es los. Hannah und ich werden vorangehen, ihr folgt dann in kurzem Abstand.« Mit einem aufmunternden Lächeln verschwand er in der Dunkelheit.
    Chris kam der Gang nun viel kürzer vor als beim ersten Mal. Auch die Enge spürte er diesmal weniger. Rasch hatte er den Raum erreicht. Hannah folgte dicht hinter ihm.
    »Ich hoffe, die anderen können unsere Begeisterung teilen«, flüsterte sie, während sie aus der Öffnung kroch, »sonst bekommen wir den Kopf gewaschen.«
    »Keine Angst«, beruhigte sie Chris. »Wird schon klappen.«
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Einer nach dem anderen zwängten sich die sechs staubbedeckt und mit ängstlich aufgerissenen Augen aus dem Gang. Nun befanden sich alle keuchend und schmutzig im Inneren der künstlichen Höhle.
    Patrick schüttelte sich den Sand aus den Haaren. »Großer Gott, Chris. Du hast nicht übertrieben. Der Gang war die Hölle. Mir graust jetzt schon davor, da noch einmal durchzumüssen.«
    »Weshalb bist du so schnell gekrochen?«, beschwerte sich Albert, während er seine Nickelbrille putzte. »Du hättest ruhig auf mich warten können. Ich musste beinahe in vollkommener Dunkelheit kriechen. Auf dem Rückweg nehme besser ich die Lampe.«
    »Seid doch mal still«, zischte Irene, »und seht euch das an!« Die Gespräche erstarben nach und nach. Dann herrschte Stille. Selbst Malcolm, der sonst immer etwas zu meckern hatte, hielt seinen Mund und blickte sich verblüfft um. Chris spürte, wie Hannah nach seiner Hand tastete und sie drückte. Schweigen erfüllte die Krypta.
    Für einige Minuten wagte es niemand, die mythische Stille durch profanes Geplapper zu stören, und Chris deutete das als gutes Zeichen. Es war der Beweis dafür, dass ihre Entscheidung, das gesamte Team hierher zu holen, richtig gewesen war. Er konnte förmlich spüren, wie der Raum in den Köpfen der Anwesenden Gedanken und Assoziationen freisetzte.
    »Seht mal«, durchbrach Patrick das Schweigen, »die Symbole dort drüben sehen genauso aus wie die im Tassili N’Ajjer. «
    »Stimmt«, bestätigte Irene. »Wasserzeichen und Sternbilder.«
    Sie deutete auf eine andere Stelle. »Aber diese Bilder hier sehen völlig anders aus.«
    Hannah räusperte sich. »Chris und ich haben bei unserer ersten Untersuchung festgestellt, dass der Raum viergeteilt ist. Hier herrschen Wassersymbole vor. Dort drüben ist Feuer, dann kommen Erde und gegenüber Luft. Die vier Elemente. Chris hatte ja schon im Tassili N’Ajjer vermutet, dass es noch drei andere Obelisken gegeben haben muss, nur hat man sie nie gefunden. Vielleicht repräsentierten sie die anderen Elemente.«
    Albert Beck schlich um die Darstellungen wie eine Katze um eine tote Maus. »Hat einer von euch eine Idee, was diese Darstellungen für einen Sinn haben? Man könnte zwar ein ganzes Buch damit füllen, aber ich glaube nicht, dass man sie nur aus rein dekorativen Gründen hier angebracht hat. Warum dieser Aufwand?«
    Hannah fühlte, dass die Frage an sie gerichtet war.
    »Das kann ich dir leider auch nicht sagen«, antwortete sie mit einem Schulterzucken. »Die Bilder erzählen eine Geschichte, die ich nicht verstehe. Irgendetwas ist vom Himmel gefallen, zu erkennen an diesem Symbol.« Sie deutete auf einen

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