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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zu machen? Die Lage ist auch so schon schwierig genug. Ich schlage vor, wir vergessen diesen Hokuspokus und wenden uns den Fakten zu.« Patricks verhaltenen Protestruf übertönte er mit seiner lauten Stimme.
    »Erstens: Der Ausgang ist versperrt. Wir können ihn von hier aus nicht öffnen. Das bedeutet: Wir müssen hier warten, bis uns jemand zu Hilfe kommt. Es könnte sich allerdings als schwierig erweisen, die Wartezeit zu überbrücken, weil unsere Vorräte, insbesondere die Wasservorräte, begrenzt sind. Zweitens: Dieser Raum wirft einige Fragen auf, die wir nach Möglichkeit klären sollten. Tatsache ist, das sich unter unseren Füßen eine Steinplatte befindet, die offensichtlich in einen anderen Raum führt. Wie Hannah von ihrer Existenz wissen konnte, sei dahingestellt. Vielleicht liegt dort etwas vergraben, vielleicht ist das sogar ein Weg nach draußen. Wir werden es erst erfahren, wenn wir nachsehen.
    Drittens: Wir können verängstigt darauf warten, dass uns jemand freischaufelt, oder wir nehmen die Dinge selbst in die Hand.« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Also, was sagt ihr?«
    Gregoris Augen leuchteten. »Die Steinplatte ist faszinierend. Ich würde in jedem Fall wissen wollen, was sich darunter befindet.« Auch die anderen stimmten ihm zu. Alle spürten, dass sie kurz davor standen, das Geheimnis der Medusa aufzuklären. Chris nickte Malcolm anerkennend zu. »Habe gar nicht gewusst, dass du so flammende Reden halten kannst, alle Achtung.«
    Malcolm lachte mit seinem tiefen Bariton. »Das ist eine besondere Begabung von mir. Und als Belohnung für meine markigen Worte werde ich mich damit begnügen, eure Anstrengungen mit meiner Digitalkamera aufzuzeichnen. Schließlich muss ja einer die Scharte mit dem zerstörten Filmmaterial wieder auswetzen. Also, an die Arbeit, Herr Professor!«
     
    Etwa eine Stunde später hatten sie die gesamte Platte freigelegt. Sie maß drei mal drei Meter, und bei näherer Betrachtung stellten die Eingeschlossenen fest, dass sie mit feinen Linien überzogen war. Die Steinringe waren offensichtlich nicht nachträglich eingefügt, sondern aus ein und demselben Felsblock gehauen worden. Die handwerkliche und künstlerische Fertigkeit der Schöpfer dieses Wunderwerkes war atemberaubend. Je tiefer die acht Wissenschaftler, Techniker und Journalisten in die Mysterien dieser Kultur vorstießen, desto größer wurden die Geheimnisse, die sie offenbarte.
    Zufrieden mit ihrem Werk, lehnten sich alle erschöpft zurück.
    »Wie sollen wir dieses Teil aufstemmen?«, keuchte Albert, dem der Schweiß auf der Stirn perlte. »Das wiegt doch mindestens eine Tonne.«
    »Das reicht nicht«, stellte Malcolm fest, während er seine Aufnahme beendete und die kleine Kamera zurück in den Umhängebeutel steckte. »Ich habe während meiner Dreharbeiten in Machu Picchu erlebt, wie man versuchte, eine Tür von ähnlichen Ausmaßen zu öffnen. Ohne einen Bulldozer ging da gar nichts. Sie wog sage und schreibe drei Tonnen. Die Platte hier hat sicher ein ähnliches Gewicht. Das können wir rundweg vergessen, wir haben ja nicht mal Seile.«
    »Haben wir doch«, wiedersprach Hannah. »Zieht eure Kleidung aus, Hosen, Hemden und Jacken, und knotet sie aneinander. Das sollte genügen.«
    Irene schüttelte den Kopf. »Damit bekommen wir die Platte trotzdem nicht geöffnet. Drei Tonnen sind einfach zu viel. Das hieße ja, dass jeder von uns knappe vierhundert Kilo bewegen müsste.«
    »Ich glaube trotzdem, dass es möglich ist. Seht her!« Hannah kniete sich neben die Platte und blies den Staub aus der Ritze.
    »Wenn ihr genau hinschaut, erkennt ihr, dass das Scharnier nicht am Fußende angebracht ist, wie bei den meisten Falltüren, sondern ungefähr in der Mitte. Das bedeutet, dass die Platte sich um eine Achse drehen lässt. Ein ausgesprochen cleveres Prinzip. Wir müssen nur den Widerstand brechen, den Staub, Schmutz und Sand aus Jahrtausenden uns entgegensetzen.«
    »Einen Versuch ist es wert.« Ohne große Umschweife zog Chris seine Hose und sein Hemd aus und reichte beides Hannah. Irene musterte ihn bewundernd, grinste und zog sich dann ebenfalls aus. Wenige Augenblicke später lagen genug Kleidungsstücke vor ihnen, um daraus zwei gleich lange Seile zu flechten. Die Enden wurden an den Steinringen befestigt und straff gespannt. Malcolm, der in seiner Unterhose wie ein behaarter Neandertaler aussah, schnappte sich das erste Seil und zog. Alle außer Gregori, der immer noch zu schwach für eine

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