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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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an der Satellitenanlage zu schaffen machte. Natürlich habe ich sie gleich danach kontrolliert, aber er war clever genug, den Empfangsspeicher zu löschen, so dass ich sein Gespräch nicht zurückverfolgen konnte. Ziemlich schlauer Bursche. Er hat es tatsächlich geschafft, uns an der Nase herumzuführen.«
    »Trotzdem – dein Gewaltausbruch war überflüssig«, wandte Irene ein, und Hannah gab ihr in Gedanken Recht. »Er macht nicht den Eindruck, als würde er Widerstand leisten.«
    »Das verstehst du nicht. Es war eine Sache zwischen mir und ihm. Eine Sache, die längst überfällig war. Abgesehen davon wird er nur eine Beule davontragen.«
    Während er das sagte, öffnete Chris die Augen. Stöhnend setzte er sich auf. Er sah sich irritiert um und hielt seine Hand an den Schädel gepresst.
    Erst nach einer Weile bemerkte er, dass seine Stiefel verschwunden waren. Aber er nickte nur und lächelte, als ob er etwas in der Art erwartet hatte. »Deine Idee?«, wandte er sich an Malcolm. »Guter Plan. Dass ich mir auf den scharfkantigen Gesteinssplittern die Füße wund laufe, hast du aber nicht bedacht.«
    »Ehrlich gesagt, ist mir das scheißegal. Beweg dich halt vorsichtig, im Herumschleichen bist du ja ein Meister. Du hast ja noch deine Socken an, und wenn es gar nicht mehr anders geht, kannst du dir ja immer noch ein paar Lappen um die Füße wickeln.«
    »Gut ausgedacht.« Chris spuckte auf den Boden. »Und wie soll es jetzt weitergehen, Chef?« Seine Worte trieften vor Sarkasmus.
    »Wir halten uns weiter an den Plan. Wir untersuchen das Gelände und bemühen uns, einen zweiten Ausgang zu finden. Ich würde vorschlagen, dass du uns hilfst und dir eventuelle Fluchtpläne aus dem Kopf schlägst.«
    »Ich hatte nicht vor, abzuhauen. Wohin auch?«, stöhnte Chris, dem der Hieb gegen den Kopf offenbar schwerer zu schaffen machte, als er sich anmerken ließ. Er war bleich, und es hatte den Anschein, als müsste er sich auf der Stelle übergeben. Obwohl Hannah ihn für seinen Verrat verachtete, spürte sie einen Funken Mitleid in sich. Sie konnte ihre Gefühle für ihn nicht von einem auf den anderen Moment ändern. Genau genommen wusste sie überhaupt nicht, was sie fühlen sollte. In ihr herrschte ein einziges, riesiges Durcheinander. Es hatte sich in solchen Situationen bewährt, dass sie sich ablenkte, sich eine Aufgabe suchte. Nach ihrer Trennung von Simon hatte sie bis zum Umfallen gearbeitet – eine, wie sich später herausstellte, weise Entscheidung. Genauso würde sie es wieder machen. Obwohl sie hundemüde war, stand sie auf und klopfte sich den Staub aus der Hose.
    »In Ordnung, ich würde vorschlagen, dass wir gleich mit der Arbeit beginnen. Wir sollten zwei Teams bilden. Eines, das sich mit der Erforschung des Tempels befasst, und eines, das die Höhle nach einem Ausgang absucht. Ich melde mich freiwillig zur zweiten Gruppe. Ich brauche Bewegung. Außerdem habe ich bei der Umrandung des Sees einige dunkle Vertiefungen bemerkt, die ich gern untersuchen würde. Wenn wir Glück haben, handelt es sich um einen Gang oder einen Stollen, der uns herausführt.«
    Das war natürlich nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich fühlte sie sich in unmittelbarer Umgebung des Tempels unbehaglich. Obwohl sie vor Neugier brannte, etwas über die seltsamen Medusen zu erfahren, spürte sie eine instinktive Abneigung dagegen, in ihrer Nähe zu sein. Es war, als würden sie permanent Stimmen in ihrem Kopf erzeugen. Stimmen, die gegeneinander anredeten, wie bei einem Radio, dessen Sender nicht sauber eingestellt war. »Aufgrund meiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit werde ich wohl besser hier bleiben«, bemerkte Chris mit einem zynischen Lächeln. »Allerdings fürchte ich, dass ich euch mit zusammengebundenen Händen keine große Hilfe sein werde.«
    »Ich habe eine bessere Idee«, erwiderte Albert, der sich in letzter Zeit auffällig im Hintergrund gehalten hatte. Sein Gesicht hinter der goldenen Brille war immer noch bleich, und Hannah hatte den Eindruck, als glänzten seine Augen fiebrig.
    »Mit eurer Erlaubnis würde ich nach oben zurückkehren. Ich könnte versuchen, mich durch den verschütteten Gang zu wühlen oder zumindest zu horchen, ob uns jemand zu Hilfe kommt. Um ehrlich zu sein, ich halte es hier unten keine Sekunde länger aus. Der Abstieg war schon schlimm, aber das hier …«, er griff sich an den Hals, »… das ist mehr, als ich ertragen kann. Mir schnürt es hier unten die Luft ab.«
    Hannah blickte ihn mit

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