Medusa
bindet Luftfeuchtigkeit und leitet sie ab. Mehr kann ich aber von hier aus nicht sagen, dazu wären genauere Untersuchungen erforderlich. Aber eines ist sicher, es ist einzigartig.« Gregoris Stimme klang, als könne er seine Erregung nur mühsam im Zaum halten. »Eine solche Substanz konnte bisher nur im Labor erzeugt werden. In der Natur wurde sie noch nie gefunden, da sie sich extrem schnell zersetzt. Seid bloß vorsichtig damit, und schützt es vor allem vor Lichteinfall. Over.«
»Verstanden … werde jetzt wieder zurück in den Tempel gehen. Ich melde mich, wenn es Neuigkeiten gibt. Over.«
Gregori schaltete das Gerät ab und reichte es Abdu. »Das wäre allerdings unglaublich.«
»Was denn?« Hannah blickte ihn neugierig an. »Ich muss gestehen, dass ich nur die Hälfte von dem verstanden habe, was du da eben gesagt hast.«
Gregori schenkte ihr ein warmherziges Lächeln. »Lass uns weitergehen. Ich werde es dir erklären.«
Sie schulterten ihre Taschen und machten sich wieder auf den Weg.
Während der nächsten halben Stunde erfuhr Hannah alles über Meteoriten, Tektite und ihre größeren Verwandten, die Asteroiden. Gregori war eine Fundgrube an Wissen, und er schien begierig zu sein, dieses Wissen mit ihr zu teilen. »Alle Gesteinsbrocken, die aus dem Weltraum auf die Erde stürzen, haben ihren Ursprung in unserem Sonnensystem. Es gibt sogar Gesteinsbrocken, die bei Vulkanausbrüchen so weit in die Höhe geschleudert werden, dass sie die Ionosphäre durchdringen und als Meteoriten auf die Erde zurückfallen. Die weitaus meisten haben ihren Ursprung jedoch im Asteroidengürtel. Das ist eine Trümmerzone, die auf einer Umlaufbahn zwischen Mars und Jupiter die Sonne umkreist. Diese Planetoiden können ein Gewicht von über tausend Tonnen erreichen. Es kommt hier immer wieder zu Zusammenstößen, die dazu führen, dass einzelne Gesteinsbrocken den Gürtel verlassen und in das Kraftfeld der Erde gelangen. Die meisten sind jedoch so klein, dass sie als Sternschnuppen in der Atmosphäre verglühen. Ab und zu aber gelingt es einem der größeren Geschosse, in die Atmosphäre zu gelangen und auf der Erde aufzuschlagen.«
Nach einer kurzen Pause, in der er sich umwandte und Abdu einen aufmunternden Blick zuwarf, fuhr er fort: »Heute arbeitet ein riesiger Stab von Wissenschaftlern an der Enträtselung der Botschaften, die die Meteoriten enthalten. Die Entdeckung eines Marsmeteoriten in der Antarktis beispielsweise führte dazu, dass Präsident Clinton sich in einer Rede vor dem Kongress im Jahre 1996 dafür aussprach, die Erforschung des Mars in Hinblick auf Lebensspuren voranzutreiben. Ein anderer Fall ist der so genannte Murchinson-Meteorit, der 1969 über Australien niederging und in dem man Aminosäuren, die Bausteine des Lebens, fand. Doch im Gegensatz zu unseren Aminosäuren waren diese nicht gegen den Uhrzeigersinn gedreht wie alle Aminosäuren, die auf der Erde vorkommen, sondern völlig lang gestreckt. Es konnte sich also nicht um irdische Verunreinigungen handeln. Diese und viele andere Funde haben ein Umdenken in der Wissenschaft in Gang gesetzt. Und das führte zu der Annahme, dass die Lebensbausteine nicht unbedingt auf der Erde entstanden sein müssen. Sie könnten genauso gut aus dem Weltraum auf die Erde geplumpst sein und dort zur Entwicklung des Lebens geführt haben.«
»Eine merkwürdige Vorstellung.«
»Aufregend, nicht wahr? Wenn das stimmt, wären wir alle Kinder der Sterne.« Hannah bemerkte ein Leuchten in Gregoris Augen.
»Dieser Murchinson-Meteorit war übrigens ein so genannter kohliger Chondrit«, setzte er seinen Vortrag fort. »Und wenn Malcolms Beschreibung des Medusenauges richtig war, könnte es sich um einen Meteoriten dieser Art handeln. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit.« Er machte eine rhetorische Pause, und als er weitersprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, das von den Wänden des Stollens zurückgeworfen wurde. »Weißt du, das Verblüffende ist, dass alle bisher gefundenen Meteoriten, astronomisch gesehen, aus unserem näheren Umfeld stammen. Vom Mond, dem Mars und dem Asteroidengürtel. Nichts, was weiter entfernt wäre. Es gibt jedoch eine Gruppe von Himmelskörpern, die weitaus geheimnisvoller ist.«
Hannah runzelte die Stirn. »Du sprichst von Kometen, oder?«
»Willst du es hören?«
»Unbedingt. Jetzt hast du damit angefangen, also bring es auch zu Ende.«
»Also, bei Kometen ist man sich nicht sicher, woher sie stammen. Die
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