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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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dass du noch hättest graben müssen.« Er zuckte mit den Schultern. »Dein Pech, dass ich dich dafür nicht mehr brauche.«
    Während Beck seinen Erfolg auskostete, hatte Chris einen scharfen Steinsplitter zu fassen bekommen und begann, seine Fessel zu durchtrennen. Unterdessen bemühte er sich, das Gespräch so unverfänglich wie möglich aufrechtzuerhalten.
    »Was mich wirklich brennend interessiert: Für wen arbeitest du, und wie hängt das Ganze mit Durand zusammen. Ich muss gestehen, dass du deine Betroffenheit vor den getöteten Tuareg glänzend gespielt hast.«
    Albert Beck lächelte geschmeichelt. »Das war nicht schlecht, nicht wahr? Der Ehrlichkeit halber muss ich zugeben, dass ich tatsächlich überrascht war, wie schnell alles ging und mit welcher Härte die Rebellen zugeschlagen haben.«
    »Die Rebellen?«
    »Natürlich, oder glaubst du, ein Mann wie der Oberst würde sich bei einer solchen Aktion selbst die Finger schmutzig machen? Der Angriff auf das Lager trug die Handschrift von Ibrahim Hassad, aber er handelte natürlich im Auftrag Durands. Ich habe euch immer gewarnt, den Oberst nicht zu unterschätzen. Er kontrolliert den gesamten Norden des Niger.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es nicht. Woher wusste Durand, dass wir im Begriff standen, die Medusa zu finden?«
    »Das war nicht weiter schwierig. Die Zeichen waren untrüglich. Als du und Hannah über Funk von der Entdeckung der Krypta berichtet hatten, von den Inschriften und so weiter, war für mich die Sache klar. Es musste sich um den versteckten Eingang zum Heiligtum des Medusenkultes handeln, nach dem wir so lange gesucht hatten. Mir blieb gerade noch genug Zeit, eine Nachricht über Satellit abzusetzen, ehe die Gruppe aufbrach. Sehr praktisch übrigens, dass Malcolm nur dich im Verdacht hatte, die Anlage zu benutzen. So konnte ich ungestört senden, wann immer ich wollte. Naumann war also immer auf dem Laufenden.«
    »Naumann?«
    »Du kennst ihn nicht? Nun, das wundert mich nicht. Er war schon immer ein Meister der Tarnung. Er stand viele Jahre in Strombergs Diensten – ein Scout, wie du und ich –, ehe er sich mit ihm überwarf. Er war der Beste, den Stromberg je hatte, denn er verfügt über etwas, was dir völlig fehlt. Disziplin und Durchhaltevermögen. Eigenschaften, die er sich in langen Jahren bei der Fremdenlegion antrainiert hat. Durand war übrigens damals sein Vorgesetzter.«
    Chris trat der Schweiß auf die Stirn. Das alles klang nach einer Aktion, die von langer Hand geplant war. Er fühlte, wie die Schlinge aus Verrat und Betrug sich langsam um ihn zusammenzog. Hinzu kam, dass er diese verdammten Schnürsenkel nicht durchschneiden konnte. Sie leisteten dem Stein erbitterten Widerstand.
    »Ich vermute, dass Naumann nicht auf eigene Rechnung arbeitet?«, fragte er.
    »Stimmt«, antwortete Beck. »Die Japaner stecken dahinter. Sie sind ganz versessen auf den Stein. Aber Naumann ist es egal, für wen er den Job erledigt, solange es Stromberg schadet. Du musst wissen, dass sich die beiden damals nicht im Guten getrennt haben.« Albert griff in die Schultertasche seiner Weste und förderte ein Päckchen Zigaretten zutage. Ohne Chris eine anzubieten, steckte er sich eine an. Lächelnd blies er den Rauch in die Luft.
    »Du weißt gar nicht, womit wir es hier zu tun haben, nicht wahr? Wie ich Stromberg kenne, hat er dich diesbezüglich im Unklaren gelassen. Das würde zu ihm passen.« Chris’ ausdrucksloses Gesicht schien ihn zu überzeugen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Genüsslich inhalierte er den Rauch, während er sich gegen die Felswand lehnte. Plötzlich war ein Funkeln in seinen Augen zu sehen. Augenblicklich hörte Chris auf, an den Fesseln zu schneiden. Doch es war bereits zu spät.
    »Netter Versuch, Carter. Wenn du unbedingt wissen willst, wie es sich anfühlt, wenn eine Patrone deine Kniescheibe zertrümmert, dann mach nur so weiter.«
    Beck richtete das Gewehr auf seine Beine. Chris fluchte und ließ den Splitter fallen. Er hatte seine Chance vertan. Aus und vorbei. Nur: Warum hatte er ihn nicht schon längst erledigt? Wollte er seinen Triumph auskosten? Wenn ja, dann war er nicht nur ein Killer, sondern auch ein verdammter Sadist. Seine Gedanken rasten, während er sich verzweifelt bemühte, einen Ausweg aus der misslichen Lage zu finden. Dazu musste er Zeit gewinnen.
    »Es ist ein Meteorit, oder?«
    Albert Beck nahm seine goldene Nickelbrille ab und steckte sie in die Hemdtasche. Ein

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