Medusa
Tricks.«
»Soll das hier ein Trick sein?« Chris hielt einen blutverschmierten Basaltsplitter in die Höhe, den er sich aus dem Fuß gezogen hatte. Mit einem Fluch schleuderte er ihn zur Seite. »Könntest du nicht etwas langsamer gehen? Du rennst, als ob der Teufel hinter dir her ist. Es kommt doch nun wirklich nicht darauf an, ob wir eine halbe Stunde früher oder später oben sind.«
Albert brummelte etwas Unverständliches, wandte sich um und marschierte dann im selben Tempo wie zuvor weiter.
»Verdammt, hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«, rief ihm Chris hinterher. Der Tontechniker würdigte ihn keines Kommentars und verschwand hinter der nächsten Biegung. Wenn Chris ihn verlor, würde er bald im Dunkeln stehen. Er schauderte bei der Vorstellung und humpelte trotz beißender Schmerzen hinterher. Als er die nächste Kehre erreichte, sah er zu seiner großen Freude, dass die Steintreppe und die geöffnete Felsplatte unmittelbar vor ihnen lagen. Er hatte es geschafft. Mit letzter Kraft schleppte er sich die Stufen hinauf und ließ sich auf den Boden der Höhle sinken. Er war zu keinem Gedanken mehr fähig, so zerschlagen fühlte er sich. Es dauerte keine zwei Minuten, bis er in einen tiefen, traumlosen Schaf fiel.
Der feine Duft von Kräutern und gebratenem Fleisch weckte ihn. Mühsam und unter Zuhilfenahme seiner gefesselten Hände richtete er sich auf und blickte sich um. Albert saß neben der geöffneten Steinplatte und hielt das Funkgerät in der Hand. Er hatte einen Campingkocher aufgebaut, auf dem ein Topf mit duftendem Reis stand. Daneben flackerte ein Feuer, über das er eine Pfanne hielt. »Hm, das riecht ja köstlich. Ich hoffe, du hast mir noch etwas übrig gelassen.«
»Wenn du Cornedbeef aus der Dose und Trockentomaten magst …?«
»Machst du Witze? Um ehrlich zu sein, ich würde dafür meine Großmutter verkaufen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber am Schluss hing mir dieser ewige Hirsebrei zum Hals raus. Ich habe mich praktisch nur noch von Nüssen und Rosinen ernährt.«
Ein schmales Lächeln huschte über Alberts Gesicht, gerade lange genug, um es im blauen Schein des Gaskochers zu erkennen.
»Ich hab mich auf die Datteln gestürzt, die schien sonst keiner zu mögen«, erwiderte er. »Aber du kannst dir vorstellen, was das für meine Verdauung bedeutet hat. Wäre Abdu nicht gewesen, hätte ich das mit dem Kochen schon viel früher probiert«, er deutete mit dem Löffel auf den rotbraunen Inhalt der Pfanne. »Und weißt du was? Es ist leichter, als es aussieht.« Er blickte mit einem triumphierenden Lächeln auf. »Wenn du magst, greif zu.«
Chris hielt den Kopf schief. »Ein verlockenden Angebot, nur müsste ich dich bitten, mir die Fesseln abzunehmen. Es sei denn, du willst riskieren, dass ich den Inhalt der Pfanne im Sand verteile.«
Albert schüttelte den Kopf. »Vergiss es, keine Chance. Aber ich kann dich füttern, wenn du willst.«
»Verdammt, Albert, was glaubst du eigentlich, wer hier vor dir sitzt? Eine durchtrainierte Kampfmaschine? Ich bin nichts weiter als ein hungriger Wissenschaftler, der zufälligerweise für die Konkurrenz arbeitet. Wir kennen uns doch schon eine Weile, ich bin völlig harmlos. Außerdem hast du ja noch das Gewehr, damit kannst du mich beim Essen in Schach halten.«
Er lächelte zögernd. Albert schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich von dir halten soll. Aber dass du für Stromberg arbeitest, sagt mir, dass du nicht so harmlos bist, wie du tust. Also, lass dich füttern oder hungere.«
Chris bedachte ihn mit einem finsteren Blick, fügte sich aber in sein Schicksal. Er setzte sich neben Albert. »Und was ist, wenn ich pinkeln muss? Hältst du mir dann den Schwanz?«
Zehn Minuten später lehnte Chris sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück. Zwar hatten seine Lippen und seine Zunge mittelprächtige Verbrennungen abbekommen, aber das warme Gefühl der Sättigung, das seinen Bauch erfüllte, entschädigte ihn mehr als ausreichend.
»Ah, das war wunderbar. Ich hoffe, wir haben noch ein paar von diesen getrockneten Tomaten. Ich wusste gar nicht, wie gut die schmecken.« Er blickte Albert an und spürte sofort, dass die Zeit für Smalltalk vorüber war.
»Na schön, wie geht es jetzt weiter?«
Der Tontechniker kratzte die angebrannten Reste aus der Pfanne und schmirgelte sie danach mit einer Hand voll Sand sauber. Dann füllte er Wasser aus seiner Feldflasche in einen kleinen Metallkessel und stellte ihn
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