Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
angestrengt.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Hannah.
    »Kommt einfach so schnell wie möglich. Hier ist viel geschehen. Wunderbare Dinge, verstehst du? Wir hören hier Gesang. Wunderschönen Gesang. Es ist die Medusa. Aber ich muss jetzt zurück, sie erwartet mich. Wir sehen uns hoffentlich bald. Over.« Das Funkgerät knackte und verstummte.
    »Malcolm? Antworte mir!« Hannah drückte noch mehrmals auf die Sendetaste, aber ihr Ruf wurde nicht entgegengenommen. Verzweifelt feuerte sie das Gerät in ihre Umhängetasche.
    »Verdammter Schweinehund. Gregori, Abdu, wacht auf, wir müssen zurück! Habt ihr gehört? Ihr sollt aufwachen!«
    Um ihre Worte zu unterstreichen, tippte sie die beiden Schläfer sanft mit der Fußspitze an. Abdu erkannte augenblicklich, dass etwas Ungewöhnliches vorgefallen war. Er war sofort hellwach.
    Gregoris Reaktionen dagegen fielen deutlich träger aus. Er gähnte und reckte sich herzhaft.
    »Ist was passiert? Bin ich etwa eingenickt?«
    »Allerdings, und du hast ein recht merkwürdiges Gespräch verpasst«, sagte Hannah. »Ich habe eben mit Malcolm gesprochen, und er klang seltsam. Als sei er betrunken.«
    »Würde mich nicht wundern. Gab es sonst noch etwas?«
    Sie zog die Stirn in Falten. »Das ist nicht komisch. Ich glaube nicht, dass er wirklich betrunken war. Irgendetwas geht da vor sich. Ich weiß nicht was, aber es macht mir Angst. Ich erkläre euch auf dem Rückweg, was ich inzwischen herausgefunden habe.«
    »Rückweg? Ich dachte, wir wollten den Raum nach einem Ausgang untersuchen.«
    »Ist schon längst geschehen, und ich glaube, ich habe …«
    Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment betrat jemand den Raum durch die schmale Tunnelöffnung. Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken. Gregori fuhr herum, erblickte den Eindringling und packte das Gewehr.
    »Was in drei Teufels Namen …«
    Er hob die Waffe, bereit abzudrücken. Doch kaum hatte die Gestalt den Raum betreten, sackte sie zusammen, als hätte die plötzliche Helligkeit sie zu Boden geworfen. Hannah schlug die Hände vor den Mund.
    Chris.
    »Gregori, Waffe runter!«
    Sie ging auf den leblosen Körper zu, der wie ein Bündel welkes Laub am Boden lag. War das wirklich Chris? Je näher sie kam, desto unsicherer wurde sie.
    Der Mann zu ihren Füßen war bis zur Unkenntlichkeit mit Blut beschmiert. Die Haut an seinen Händen hing in Fetzen herab, seine Kleidung war schmutzig und zerrissen. Doch als er die Augen aufschlug, wusste sie, dass sie sich nicht geirrt hatte. Sie leuchteten so klar wie an jenem Tag, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
    »Was ist passiert, Chris?«, flüsterte sie.
    Seine Lippen bewegten sich, und er streckte den Arm nach der Wasserflasche aus.
    »Die Flasche, Gregori, schnell.«
    Der Grieche legte das Gewehr fort und reichte ihr die Feldflasche. Als sie Chris den Becher an den Mund hielt, schien das kühle Nass auf seinen spröden Lippen förmlich zu verdunsten. Er leerte vier Becher in einem Zug, dann erhob er sich mühevoll. »Gott sei Dank«, hauchte er. »Ich dachte, ich würde es nicht mehr schaffen.«
    Abdu trat hinzu und legte ihm das gris-gris auf die fiebrige Stirn. » Hamdoullah. Erzähl uns, was geschehen ist.«
    Chris’ Augen irrten ins Leere, während er sich verzweifelt bemühte, die Geschehnisse der letzten Stunden in sein Gedächtnis zurückzurufen. »Es gab diesen Kampf. Albert, er ist … ich weiß nicht, ob er noch lebt. Wahrscheinlich nicht. Die große Platte schloss sich, und ich konnte gerade noch den Kopf einziehen. Dann bin ich gelaufen, gelaufen, gelaufen. Ich wusste ja, dass ihr diesen Gang untersuchen wolltet, und bin ihm gefolgt.«
    Unwillkürlich blickte Hannah auf seine Füße und erschauerte. Die Sohlen waren blutverkrustet. »Ich wollte dich finden, Hannah, und dich warnen.«
    »Warnen? Wovor?«
    »Vor der Medusa und dem Stein. Albert hat für die andere Seite gearbeitet, genau wie ich.« Ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht. »Überrascht dich das? Mich nicht. Der Stein ist viel zu wertvoll, als dass nicht zwei rivalisierende Mächte darum kämpfen würden. Ich hätte nur niemals damit gerechnet, dass es Albert ist. Ich habe beobachtet, wie er Durand eine Nachricht übermittelt hat.«
    »Dem Oberst?«
    »Genau. Der Angriff auf unser Lager erfolgte unter seiner Führung. Ich habe von Anfang an gespürt, dass dieser Mann gefährlich ist. Und jetzt ist er auf dem Weg hierher.«
    »Was erzählst du? Albert soll ein Spion gewesen sein? Ich kann es

Weitere Kostenlose Bücher