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Meer der Liebe

Meer der Liebe

Titel: Meer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aus.«
    Das glaubte sie ihm unbesehen. Wahrscheinlich genoss er sie sogar. »Hören Sie«, setzte sie an, »ich weiß nicht, wer Sie sind, aber …«
    Â»David Catcherton«, stellte er sich sofort mit einem charmanten Lächeln vor. »Aber meine Freunde nennen mich alle Catch. Wann soll ich Sie abholen?«
    Â»Sie werden mich nicht abholen«, sagte sie betont. »Nicht jetzt und nicht später.« Sie sah sich hastig um. Der Supermarkt war gut besucht. Das bedeutete, sie konnte sich keine Szene erlauben. Selbst wenn sie wollte. »Lassen Sie jetzt endlich meine Hand los.«
    Â»Die Tourismusbehörde wirbt damit, dass Myrtle Beach ein freundliches Städtchen ist, Meg.« Er gab ihre Finger frei. »Sie ruinieren den guten Ruf der Stadt.«
    Â»Und nennen Sie mich nicht Meg«, zischte sie wütend. »Ich kenne Sie überhaupt nicht!« Damit stapfte sie davon, den Einkaufswagen vor sich her schiebend.
    Â»Das wird sich ändern.«
    Er hatte es leise gesagt, dennoch hatte sie ihn gehört.
    Sie drehte sich um, und ihre Blicke trafen sich. Megans Augen sprühten wütende Funken, seine blickten ruhig und selbstsicher.
    Erbost wandte sie sich ab und ging auf die Kasse zu.
    Â»Du wirst nicht glauben, was mir heute im Supermarkt passiert ist.« Mit einem dumpfen Laut setzte Megan die Einkaufstüte auf der Anrichte ab.
    Ihr Großvater saß am Küchentisch und präparierte konzentriert den Köder an einem Angelhaken. Vor ihm lagen verschiedene Sorten dünnen Drahts und Dutzende von Federn und Gewichten ordentlich sortiert.
    Â»Dieser Mann«, sie zog das Brot aus der Tüte, »dieser unglaublich dreiste Mann hat sich an mich herangemacht. In der Keksabteilung!«
    Mit empört gerunzelter Stirn füllte Megan Teebeutel in eine Dose um. »Er hat mich doch tatsächlich zum Dinner eingeladen, Pop.«
    Â»Hm.« Ihr Großvater wickelte penibel Draht um eine gelbe Feder. »Dann viel Spaß.«
    Â»Pop!« Frustriert schüttelte Megan den Kopf, aber ihre Mundwinkel zuckten.
    Timothy Miller war ein kleiner, drahtiger Mann in den Sechzigern. Sein rundes Gesicht war eingerahmt von schlohweißem Haar, der Vollbart mit Sorgfalt gepflegt. Wache blaue Augen, denen nie etwas entging, strahlten aus dem gebräunten Gesicht.
    Im Moment jedoch galt seine ganze Aufmerksamkeit den Ködern. Dass er Megan überhaupt gehört hatte, war nur der tiefen Zuneigung für seine Enkelin zu verdanken.
    Megan ging zu ihm und setzte einen Kuss auf sein Haupt. »Gehst du morgen fischen?«
    Â»Jawohl! Mit dem ersten Hahnenschrei.« Pop zählte die Köder ab und überdachte wohl noch einmal seine Strategie. Angeln war schließlich eine äußerst ernste Angelegenheit – zumindest für ihn. »Der Pick-up müsste übrigens heute Abend repariert sein. Ich kann also morgen das Auto nehmen und bin vor dem Abendessen auf jeden Fall wieder zurück.«
    Megan nickte und gab ihm noch einen Kuss. Pop brauchte seine Angeltage.
    Im Frühling und Herbst war der Vergnügungspark nur an den Wochenenden geöffnet. Im Sommer jedoch arbeiteten sie sieben Tage in der Woche.
    Es war die Sommersaison, die die Stadt am Leben hielt. Dann kamen die Touristen, und mit ihnen das Geschäft. In den drei Monaten schwoll die Stadt von ungefähr dreizehn-, vierzehntausend Einwohnern schlagartig auf dreihunderttausend an. Und fast jeder dieser dreihunderttausend Menschen kam hierher, um sich zu amüsieren.
    Ihr Großvater hatte immer hart gearbeitet. Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt, indem er anderen ihr Vergnügen ermöglichte. Würde es ihm selbst nicht so großen Spaß machen, wäre das wohl ein hartes Schicksal. Aber er liebte den Vergnügungspark von ganzem Herzen.
    Und zum Leben seiner Enkelin gehörte der Park, seit sie denken konnte.
    Megan war noch keine fünf Jahre alt gewesen, als sie ihre Eltern verlor. Pop war ihr über die Jahre Mutter, Vater und Freund gewesen. Und der Vergnügungspark Joyland und das kleine Cottage am Strand wurden ihr Zuhause.
    Hatte anfangs die Trauer Großvater und Enkelin zusammengeführt, so waren ihre Bindung und ihre Liebe füreinander inzwischen unerschütterlich.
    Anderen Menschen gegenüber ging Megan vorsichtig mit ihren Gefühlen um. Denn wenn sie einmal Gefühle entwickelte, dann waren diese sehr intensiv. Wenn sie liebte, dann liebte sie

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