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Meere - Tierparadiese unserer Erde

Meere - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Meere - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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doch erhalten Algen und andere Organismen des Phytoplanktons nur in den oberen 200 m der Wassersäule ausreichend Licht zur Energiegewinnung aus der Photosynthese. Darunter können diese Organismen nicht mehr existieren und die Wissenschaft definiert unterhalb dieser durchlichteten Zone des Epipelagials die Tiefsee. Diese als Bathyal bezeichnete Zone beginnt in etwa 200 m Wassertiefe und wird zweigeteilt: in die Dämmerungszone – das Mesopelagial – und das darunterliegende lichtlose Bathypelagial. Im Mesopelagial erstirbt das Licht in der Tiefe, zugleich steigt der Wasserdruck. In 1000 m Tiefe beträgt er rd. 10 000 kPa, d. h., auf jedem Quadratzentimeter eines Körpers lasten 100 kg Wassersäule. Auch die Temperatur sinkt in der Tiefenzone von 500 bis 1500 m plötzlich von 5 °C auf knapp über 0 °C. Somit steigen dort auch der Salzgehalt und die Dichte des Wassers.
    © istockphoto.com/Cor Bosman
    Pottwale sind Tieftaucher.
    Fauna in Dämmer und Dunkel
    Die Fische des Mesopelagials sind mit rd. 850 Arten deutlich zahlreicher und obendrein vielgestaltiger als die Fischfauna der darunterliegenden Schichten (z. B. Bathypelagial) bis zum Grund der Tiefsee. Das gilt besonders für die gemäßigt warmen bis tropischen Meere. Die mesopelagischen Fische sind meist fingerbis forellenlang, nur wenige erreichen Größen bis 1 m; dann haben sie schlangen- oder torpedoförmige Körper. Sie sind daran angepasst, möglichst viel zu sehen, ohne selbst entdeckt zu werden. Sie haben daher oft große Augen, deren Netzhaut für optimale Sehkraft im Dämmerlicht ganz aus Sehzellen vom Stäbchen-Typ besteht und zudem wie bei Katzen einen »Restlichtverstärker« (Tapetum lucidum) aufweist. So empfängt der silbrige Beilfisch (
Argyropelecus affinis
) das schwache Licht mit leistungsstarken, nach oben gerichteten Teleskopaugen. Sein seitlich zusammengepresster Körper ist von unten gegen die Wasseroberfläche kaum zu sehen und seine silbrig reflektierenden Flanken lassen seinen scheibenförmigen Körperumriss verschwimmen – so ist er hervorragend getarnt. Weitere typisch mesopelagische Fische sind Drachenfische (Stomiidae) und Glattköpfe (Alepocephalidae) sowie Vertreter der Familie Melamphaidae, z. B.
Melamphaes suborbitalis
, für die es keine deutschen Namen gibt.
    Am zahlreichsten sind jedoch düstere bis schwarze Formen wie die Tiefsee-Elritze (
Cyclothone microdon
) und ihre elf verwandten Arten vertreten. Diese nur fingerlangen Fischchen ähneln in den Proportionen entfernt der bekannten Süßwasser-Elritze. Sie bilden Schwärme und erbeuten Copepoden, planktische Ruderfußkrebse. Die Tiefsee-Elritzen sind wohl die häufigsten Wirbeltiere der Erde, denn sie kommen in allen Weltmeeren in großen Mengen vor und werden in Tiefen von 200 m bis 2700 m gefunden. Sie sind zunächst männlich und können ab einer bestimmten Größe das Geschlecht wechseln – ein weit verbreitetes Phänomen der Tiefseefauna. Tiefseefische wechseln meist vom männlichen zum weiblichen Geschlecht. Wegen knapper Nahrung wachsen die Tiere nur langsam heran; da ist es sinnvoll, wenn nur die Größten als Weibchen die Energie zur Reifung der Eier aufbringen. Neben Fischen durchstreifen auch zahlreiche Wirbellose das Mesopelagial, allen voran Tiefseegarnelen (
Natantia
) und Tiefseekalmare. Im Zooplankton überwiegen die Ruderfußkrebse, man findet aber auch Leuchtkrebse, Pfeilwürmer, Flügelschnecken und Manteltiere sowie die auffälligen Tiefseequallen. Auch die Tierwelt im Dunkel des Bathypelagials setzt sich prinzipiell ähnlich zusammen, jedoch mit jeweils anderen Arten, die an das kältere, salzigere und viskosere Tiefenwasser angepasst sind. Säuger suchen die Dämmerungszone nur selten auf, doch tauchen Robben und Wale bis hierher hinab, die antarktische Weddellrobbe z. B. bis 600 m. Den Rekord hält der Pottwal, der nachweislich tiefer als 800 m taucht und mehr als eine Stunde unter Wasser bleiben kann. Außerdem weist der Mageninhalt gestrandeter Schnabelwale darauf hin, dass einige Arten bis in solche Tiefen tauchen, um Tiere vom Boden aufzunehmen.
    Vertikale Wanderungen
    Der Lebensrhythmus zahlreicher mesopelagischer Fische wird vom Plankton bestimmt. Tagsüber meidet ein beträchtlicher Teil des tierischen Planktons die oberflächennahen Schichten und hält sich im Mesopelagial auf. In der Abenddämmerung steigt es empor, um bei Sonnenaufgang wieder in kühlere Tiefen zurückzukehren. Dabei regeln die Planktonorganismen ihren Auftrieb z. B.

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