Meere - Tierparadiese unserer Erde
Meerwasser.
Pottwale: geheimnisvolle Jäger der Tiefsee
Als »Moby Dick« – der Wal, der Rache an den Walfängern nimmt und ihr Schiff versenkt – ist der Pottwal in Herman Melvilles gleichnamigem Roman zur Legende geworden. Und auch wenn dem literarischen Welterfolg eine reale Begebenheit zugrunde liegt, waren solche Auseinandersetzungen höchst selten. Sehr viel häufiger dagegen sind Kämpfe zwischen Pottwalen und Riesenkalmaren. Unzählige Narben auf dem Kopf der Wale sind Zeugnis der tödlichen Dramen, die sich viele hundert Meter in den dunklen Tiefen der Meere zwischen dem Jäger und seiner Beute abspielen. Sie stammen von den Saugnäpfen und Schnäbeln der Kopffüßer, die sich offensichtlich erbittert gegen ihre Widersacher zur Wehr setzen.
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Pottwal beim Abtauchen
Superhirn
Markantestes Merkmal des Pottwals (
Physeter catodon
) ist sein mächtiger rechteckiger, nach vorn bugförmig zulaufender Kopf, der bis zu einem Drittel seiner gesamten Körperlänge ausmacht. Diese beträgt bei Bullen bis zu 18 m, weibliche Vertreter erreichen eine maximale Länge von 12 m. Entsprechend deutlich sind auch die Gewichtsunterschiede: rd. 45 t gegenüber 15 t. Pottwale sind mit Ausnahme der helleren, gefleckten Bauchseite dunkelbraun oder dunkelgrau gefärbt, die Haut ist von zahlreichen waagerecht verlaufenden Furchen und Falten durchzogen. Anstelle einer Finne trägt der Pottwal auf dem Rücken mehrere Buckel. Die tief eingekerbte Fluke liefert mit ihrer Spannweite von 4 m den notwendigen Vortrieb für die Ausflüge in die Tiefsee. Der Kopf ist asymmetrisch geformt. Die rechte Hälfte ist größer als die linke. Auch das Blasloch sitzt nicht mittig, sondern auf der linken Seite und zeigt schräg nach vorn – damit ist der Pottwal durch seinen Blas auf hoher See eindeutig zu identifizieren. Der Unterkiefer ist y-förmig und läuft nach vorn spitz zu. Etwa 50 Zähne sitzen in zwei fast parallelen Reihen nebeneinander. Das Gehirn ist das größte im gesamten Tierreich. Es wird 6–9 kg schwer und besitzt wie der Mensch eine hoch entwickelte Großhirnrinde.
Pottwal
Physeter catodon
Klasse Säugetiere
Ordnung Wale
Familie Pottwale
Verbreitung Meere weltweit
Maße Länge: Männchen bis 18 m, Weibchen bis 12 m
Gewicht Männchen bis 45 t, Weibchen bis 15 t
Nahrung große Kopffüßer wie Kraken und Kalmare, auch größere Fische
Geschlechtsreife Männchen mit etwa 25, Weibchen mit etwa 10 Jahren
Tragzeit etwa 15 Monate
Zahl der Jungen 1
Höchstalter etwa 100 Jahre
Auf getrennten Wegen
Pottwale leben weltweit in allen Ozeanen. Sie sind ausgesprochene Hochseebewohner, die nur an steil abfallenden Küsten in Landnähe kommen. Auffallend ist, dass Männchen und Weibchen in unterschiedlichen Gebieten leben. Die Weibchen halten sich vornehmlich dort auf, wo die Oberflächentemperatur mindestens 15 °C beträgt, die Männchen sind dagegen wesentlich temperaturtoleranter und wagen sich fast bis in Polnähe vor. Die Weibchen bilden mit ihren Töchtern und den jeweiligen Nachkommen Gruppen von 20–40 Tieren, die über viele Jahre hinweg zusammenbleiben. Die männlichen Nachkommen dagegen finden sich nach der Entwöhnung in sog. Junggesellenschulen mit bis zu zehn Tieren zusammen, die aber mit Erreichen der Geschlechtsreife auseinanderbrechen. Danach ziehen die Bullen als Einzelgänger durch die Weltmeere und treffen nur noch zur Fortpflanzung mit den Weibchen zusammen.
Pottwale haben einen extrem langsamen Reproduktionszyklus. Die Kühe bekommen nur alle vier bis sechs Jahre nach ca. 15-monatiger Tragzeit ein Junges. Die Kälber werden mindestens zwei bis drei Jahre gesäugt.
Geschickte Tieftaucher
Der Speiseplan des Pottwals wird von Kalmaren und Kraken dominiert, aber auch große Fische wie Kabeljau, Thunfisch, Barsch und Tiefseeangler lässt er sich nicht entgehen. Er jagt die Beute gewöhnlich in Tiefen von 300–800 m, eine Tauchphase dauert 20–60 Minuten. Insbesondere männliche Exemplare tauchen aber auch deutlich tiefer ab: Dokumentiert sind zweistündige Tauchgänge bis hinab in 3000 m Tiefe. Wie die Pottwale in der lichtlosen Tiefsee ihre Nahrung finden, ist bis heute noch unbekannt.
Tiefsee-Beilfische: leuchtende Bewohner der Restlichtzone
Ab welcher Tiefe im Meer Finsternis herrscht, ist »Ansichtssache«: Es hängt von der Qualität der Licht verarbeitenden Organe ab. Für die Photosynthese der Pflanzen wird es ab 200 m Tiefe zu dunkel. Ab etwa 1000 m u. M. helfen
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