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Meere - Tierparadiese unserer Erde

Meere - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Meere - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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ersten drei Beinpaare dienen als Kieferfüße der Nahrungsaufnahme, am langen Hinterleib tragen sie außerdem Schwimmfüße. Die meisten Garnelen leben in tropischen Gewässern. Vor allem in den Riffen ist ihre Fülle schier unüberschaubar, so hat man gute Chancen, neue Arten zu entdecken. Nicht nur der Formen- und Farbenreichtum ist beeindruckend, auch die Vielfalt der Lebensstile.
    © fotolia.com/Aquafoto
    Putzergarnele - "Dienstleister" am Riff
    Mimikry und Tarnkleider
    Man muss schon sehr genau hinsehen, um z. B. eine Steingarnele der Gattung Sicyonia vom Untergrund zu unterscheiden: Ihr dicker, harter Panzer ist mit Warzen und Höckern übersät, so dass sie wirklich wie ein Stein aussieht. Noch besser ist die Seenadelfisch-Garnele (
Tozeuma
) getarnt: Mit ihrer augenartigen Zeichnung am Hinterende und der lang gestreckten Gestalt imitiert sie die mit den Seepferdchen verwandten Fische. Ja, sie bewegt sich sogar rückwärts, mit dem »Auge« voran.
    Die Garnelen der Gattung Hippolyte leben auf Tangen und Grünalgen und sind – je nach der Farbe »ihrer« Pflanze – grün, braun oder rötlich. Nach Möglichkeit suchen sie ein Tangwedel mit der passenden Farbe aus; wenn das nicht geht, färben sie sich durch das Ausbreiten und Zusammenziehen von Pigmentzellen, sog. Chromatophoren, in der Oberhaut um. Schwimmen sie nachts auf Nahrungssuche aufs Meer hinaus, sind sie – wiederum passend – durchscheinend und blassblau gefärbt. Die nur 2 cm lange Seeigel-Partnergarnele (
Stegopontonia commensalis
) hat sich in Farbe und Gestalt perfekt an ein Leben zwischen den Stacheln schwarzer Seeigel angepasst. Ihr schlanker, schwarzer Leib wird durch einen weißen Längsstreifen optisch aufgelöst, so dass man sie kaum erkennt, wenn sie sich an einen Stachel schmiegt.
    Am gedeckten Tisch
    Oft ist es gar nicht leicht herauszufinden, ob die Garnele dem Organismus, auf dem sie sich bevorzugt aufhält, nützt, schadet oder neutral gegenübersteht. Bei vielen Vergesellschaftungen mit Schwämmen, Seerosen, Seeanemonen, Korallen oder Fischen scheint es sich um Kommensalismus (Nahrungsnutznießertum) zu handeln, also eine für die Garnele vorteilhafte und für den Wirt unbedeutende Beziehung. Wie der aus dem Lateinischen abgeleitete Begriff verrät, sitzt die Garnele gewissermaßen einfach mit am gedeckten Tisch.
    Die Art
Periclimenes anthophilus
ist mit Seerosen vergesellschaftet; sie klettert unbeschadet auf deren Tentakeln herum und sammelt Nahrungsteilchen. Ihr Panzer ist mit dem vom Nesseltier abgesonderten Schleim überzogen, der das Abfeuern der Nesselkapseln chemisch verhindert. Bei Gefahr klammert sie sich mit dem dritten Laufbeinpaar an einem Tentakel fest, streckt die Scherenbeine vor, legt die langen Antennen nach hinten und macht sich– da sie bis auf wenige dünne weiße Streifen und Punkte durchsichtig ist – nahezu unsichtbar.
    Ihre Verwandte, die Imperatorgarnele (
Perilimenes imperator
), nimmt z. B. auf einer Seewalze eine ganz andere Färbung an als auf einem Federstern oder einer Schnecke; sie ernährt sich vor allem von Partikeln, die der schleimigen Haut des jeweiligen Wirts anhaften. Auf der Nacktschnecke
Hexabranchus sanguineus
(Spanische Tänzerin) hält sich die Imperatorgarnele in der Nähe der Kiemen auf, wo sie von Kotpillen und Schleim lebt. Es gibt sogar Garnelen, die sich auf Quallen spezialisiert haben.
    Lebenslange Ehen
    Die Scherengarnelen, die an den ersten drei Laufbeinpaaren Zangen tragen, suchen schon sehr jung einen Geschlechtspartner und wachsen mit ihm gemeinsam auf. Nach einem rhythmischen Hochzeitstanz deponiert das kleine Männchen sein Sperma in einer Tasche des Weibchens. Dieser Vorrat reicht für mehrere Laichabgaben. Die Eier trägt das Weibchen an den Hinterleibsfüßen mit sich herum. Die Gebänderten Scherengarnelen (
Stenopus hispidus
) bieten von ihrem Höhleneingang aus durch Winken ihre Putzdienste an und bearbeiten ihre »Kunden« immer paarweise. Bei der Gattung
Spongicola
dringen stets zwei Jungtiere in einen Schwamm ein. Später können sie nicht mehr hinaus, da die Lücken im Schwammskelett zu klein sind. Ähnlich isoliert lebt die Art
Paratypton siebenrocki
: Sie lässt sich paarweise in Korallenzysten oder -gallen einschließen.
    Symbiosen
    Einer der wichtigsten Dienstleister am Riff ist die Weißband-Putzergarnele (
Lysmata amboinensis
). Sie putzt besonders große, stationäre Fische wie Muränen und Zackenbarsche. Auch Pedersons Putzergarnele (
Periclimenes

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