Meere - Tierparadiese unserer Erde
wenigen Zentimetern bis über 2 m. Nur wenige Arten sind Pflanzenfresser, viele suchen an Riffen und Felsen nach Beute – größtenteils Schalentieren, deren Panzer sie mit ihren Schlundzähnen knacken und zerkleinern. Nicht selten werden die Jungtiere oder Weibchen für eine andere Art gehalten als die Männchen, denn die Färbung kann sich beträchtlich unterscheiden.
© shutterstock.com/Dray van Beeck
Der Napoleon-Lippfisch ist einer der größten Korallenfische.
Geschlechtsumwandlung nach Bedarf
Die tropischen Lippfische (Labridae) sind sog. protogyne Zwitter, d. h., aus einem Weibchen kann bei Bedarf ein »sekundäres« Männchen werden. Es gibt auch primäre, also als solche geborene Männchen, deren Fortpflanzungsorgane etwas anders gebaut sind.
Die tagaktiven Lippfische laichen gerne am äußeren Riffabhang ab, wenn die Ebbe eingesetzt hat. Dabei finden sich jüngere Tiere oft in dichten Schwärmen zusammen, die sich zur Oberfläche schieben und nach der Abgabe der Eier und des Spermas blitzschnell ins Riff zurückfliehen. Ältere Exemplare bilden hingegen Paare; aneinandergeschmiegt schwimmen beide an die Oberfläche, laichen ab und schnellen ans Riff zurück. Die Larven bleiben etwa einen Monat planktonisch; wenn sie ca. 1 cm lang sind, lassen sie sich im Riff nieder.
Andrang an der Putzerstation
Entdeckt wurde die Symbiose, bei der Lippfische abgestorbene Hautfetzen und Parasiten von größeren Rifffischen absammeln, an der Meerschwalbe oder dem Gemeinen Putzerfisch (
Labroides dimidiatus
). Der etwa 10 cm lange Fisch hält sich meist paarweise an festen Plätzen auf, den Putzerstationen. Wenn an der Putzerstation großer Andrang herrscht, warten auch ansonsten unverträgliche Fische wie Barsche und Dicklippen friedlich, bis sie an der Reihe sind.
Selbst große und aggressive Fische wie Muränen, Haie und Mantas verharren während der Hautpflege wie in Trance in merkwürdigen Stellungen, beispielsweise senkrecht aufgerichtet oder auf der Seite liegend. Ihre Atmung verlangsamt sich bei der Putzprozedur. Die Meerschwalben betrillern die Haut ständig mit den Bauchflossen, um anzuzeigen, wo sie gerade tätig sind.
Beim Achselpunkt-Lippfisch (
Bodianus axillaris
) leben die erwachsenen Tiere von Schnecken, Muscheln und Krebsen. Sie knacken deren Schalen auf, indem sie die Beute gegen Steine schleudern. Diese Lippfische fressen sogar Seeigel, denen sie vor dem Verzehr die Stacheln ausreißen; ihre Jungen sammeln hingegen Parasiten von großen Fischen ab.
Lippfische
Labridae
Klasse Knochenfische
Ordnung Barschartige
Familie Lippfische
Verbreitung küstennahes Wasser aller Weltmeere
Maße Länge: 6 cm bis 2,3 m
Nahrung Wirbellose, Fischlaich, kleine Fische
Riesen und Nachahmungskünstler
Kaum zu glauben, dass die zierlichen Putzer zur selben Familie gehören wie der grünliche Napoleon-Lippfisch (
Cheilinus undulatus
), der bis zu 2,3 m lang und 190 kg schwer wird. Ausgewachsene Exemplare leben meist allein und haben ein breites Nahrungsspektrum; Menschen werden sie trotz ihres gewaltigen Mauls nicht gefährlich. Ihr Verwandter, der Rotbrust-Lippfisch (
Cheilinus fasciatus
), zieht gerne mit bodenwühlenden Fischen oder Tauchern mit, da diese mit ihren Bewegungen Nahrung für ihn freilegen.
Viele Lippfische können sich in den Boden eingraben. Der Bijouteriefisch (
Coris frerei
) stürzt sich auf der Flucht senkrecht in den Sand und »schwimmt« dann unterirdisch weiter, so dass sein Verfolger ihn nicht erwischen kann. Zum Schlafen graben sich die Tiere ebenfalls in den Sand ein. Auch bei dieser Art sehen die Jungfische ganz anders aus: Sie sind orangerot mit grellweißen Flecken und Bändern – eine Färbung, die ihrem Schutz dient. Denn durch diese sog. Somatolyse (Gestaltauflösung) gehen ihre Konturen nahtlos in das Muster des bunten Riffs über, so dass sie von Feinden schlecht erkannt werden. Auch durch Mimikry lässt sich die Gefahr verringern, gefressen zu werden. Die Jungtiere des Bäumchen-Lippfischs (
Novaculichthys taeniourus
) ahmen hüpfend ein in den Wellen schaukelndes Algenstück nach. Junge Blatt-Schermesserfische (
Xyrichtys pavo
) halten sich im Seichtwasser auf. Sie sind farblich sehr variabel und imitieren abgestorbene Blätter, indem sie sich knapp über dem Grund seitlich liegend mit der Strömung treiben lassen.
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