Meere - Tierparadiese unserer Erde
Nordpol. Im Unterschied zu anderen Walen unternehmen Grönlandwale keine ausgedehnten Wanderungen, sondern verbringen ihr ganzes Leben innerhalb dieser Region und folgen lediglich den jahreszeitlich schwankenden Packeisgrenzen. Das macht sie besonders anfällig für die Veränderungen durch den Klimawandel, v. a. den Rückgang von Krill, ihrer Hauptnahrung.
© Nature Picture Library/Martha Holmes
Grönlandwale können bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben, ohne atmen zu müssen.
Bartenwal mit dickem Kopf
Die charakteristischen Merkmale des Grönlandwals sind sein mächtiger Schädel mit dem stark gewölbten Oberkiefer und die schwarzen, bis zu 4,5 m langen, gekrümmten Barten, von denen an jeder Seite des Kiefers 250 bis 350 herunterhängen. Der Kopf macht, je nach Alter, rd. 30–40 % der Gesamtlänge von 15–18 m aus und ist durch einen deutlichen Einschnitt vom Rumpf abgeteilt. Der Körper ist von gedrungener, relativ plumper Form, die Brustflossen sind kurz und breit, ebenso die Fluke, die eine Spannweite von bis zu 7,5 m aufweist. Wie alle Glattwale besitzt der Grönlandwal keine Rückenfinne und keine Kehlfalten. Die Bauchseite ist völlig glatt. Bei der Geburt sind Grönlandwale schwarzblau, später tiefschwarz. Ein unregelmäßig geformter weißer Fleck an der Spitze des Unterkiefers verleiht den Tieren ein individuelles Aussehen. Ausgewachsene Tiere wiegen bis zu 60 t. Das Höchstalter der Tiere wird auf mindestens 30 Jahre geschätzt.
Begehrte Beute
Holländische Seefahrer auf der Suche nach der Nordostpassage entdeckten bei ihrer unfreiwilligen Überwinterung auf Nowaja Semlja in der Barentssee 1569 den Grönlandwal. Seine bis zu 50 cm dicke Speckschicht, durch die der Wal gegen die arktischen Meerestemperaturen geschützt ist, und seine langen Barten machten ihn zu einer begehrten Beute der Walfänger. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 10 km/h waren sie leicht mit Ruderbooten zu erbeuten. Der hohe Fettanteil sorgte dafür, dass die getöteten Tiere nicht untergingen und bequem zur Weiterverarbeitung angelandet werden konnten. Besonders die große Nachfrage nach dem sog. Fischbein, den Barten, die für Reifröcke und Korsettstangen benötigt wurden, trieb die Walfänger immer weiter in den Norden. Die extensive Bejagung blieb nicht ohne Folgen. Lange Zeit nur von Schwertwalen, den einzigen natürlichen Feinden, und den Inuit verfolgt, brachen bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Bestände dramatisch ein. Von den einst am Nordpol existierenden fünf großen Populationen überlebte lediglich eine verschwindend kleine im äußersten Nordwesten Amerikas zwischen der Beaufortsee, der Tschuktschensee und dem Beringmeer. Von der Ausrottung bedroht sind die sehr kleinen Populationen in der Hudsonbai und dem Foxebecken östlich von Labrador sowie in der Baffinbai und der Davisstraße westlich von Grönland. In europäischen Gewässern ist dieser Wal ganz ausgerottet.
Allein und in Gruppen
Grönlandwale treten überwiegend einzeln oder in kleinen Familien mit bis zu vier Tieren auf. Zur Paarungszeit, die – kurz vor Beginn der Frühjahrswanderung – zwischen Februar und April liegt, treffen mehrere Wale aufeinander. Lediglich ein einziges Mal im Jahr bilden Grönlandwale große Gruppen von bis zu 50 Tieren. Im Herbst versammeln sie sich an den letzten verbliebenen offenen Rinnen und treten den Weg nach Süden gemeinsam an. Zeitweilig schwimmt ein Tier mit deutlichem Abstand voraus, erkundet dabei den Weg durch die Eisbarrieren und informiert mittels Lautäußerungen die übrigen Tiere. Ebenso scheint es, als könnten sie mithilfe von Lauten die Dicke des Eises prüfen und so bei längeren Wegstrecken unter dem Eis die Stellen meiden, an denen die Schollen zu dick werden, so dass die Wale sie nicht mehr durchstoßen können. Manchmal kann man aus der Luft anhand der Atemlöcher ihre Wanderrouten unter dem Eis verfolgen.
Wie die anderen Bartenwale fressen auch Grönlandwale hauptsächlich während der Sommerzeit. Zur Nahrungsaufnahme schwimmen sie meist mit weit geöffnetem Maul direkt an der Wasseroberfläche, gelegentlich tauchen sie bis zu 30 m in die Tiefe. Mit ihren sehr feinen Bartenfransen können sie extrem kleines Zooplankton ausfiltern. Ruderfußkrebse und Krebslarven bilden den überwiegenden Teil ihrer Nahrung; aber auch Krabben, Würmer, Garnelen und Schnecken wurden schon in ihrem Magen gefunden.
Beluga: der wahre weiße Wal
Die Heimat des Belugas (
Delphinapterus leucas
), auch Weißwal
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