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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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der nur noch in Supermärkten übertroffen wird, und zwar am letzten verkaufsoffenen Tag vor einem verlängerten Wochenende.“ Alan ließ den Würstchen eine mit Mozzarella belegte Tomatenscheibe sowie zwei Käsestücke folgen. Dieser Mann war wahrhaftig ein Fass ohne Boden. „Nicht zu vergessen die Sturmtaucher. Diese an sich hübschen Tierchen können halb verdauten Fisch auswürgen, wenn sie sich bedroht fühlen. Im schlimmsten Fall beschießen sie dich aus dem Flug und du musst für die nächsten Wochen in Quarantäne, weil keiner deinen Gestank erträgt. Im besten Fall hast du sie vollgefressen auf den Wellen treibend erwischt und sie kotzen das Zeug nur aus, um besser abheben zu können.“
    „Solander“, rief jemand aus vollem Hals. „Du solltest traditionsgemäß eine deiner Geschichten erzählen.“
    „Nein.“ Er wedelte energisch mit der Hand. „Nein, nein und nochmals nein. Diesmal wird uns jemand anders unterhalten.“
    „Gut.“ Alan sah sich prüfend um. „Wer hat denn noch was drauf? Freiwillige vor.“
    „Hat wer eine Gitarre dabei?“, fragte Jeanne in die Runde. Dem hochroten Gesicht zufolge hatte das Mädchen bereits zu oft in ihr Weinglas geblickt. „Dann hätte ich eine Idee.“
    „Jerry hat seine dabei“, kam es von weiter hinten.
    „Kann er sie mal holen?“
    „Klar doch. Los, Mann, her mit der Klampfe.“
    Ein Junge mit hellbraunen, hüftlangen Rastazöpfen rannte davon. Maya sah, wie Christopher erbleichte. Dem Blick nach zu urteilen, hätte er Jeanne am liebsten über Bord geworfen.
    „Du kannst Gitarre spielen?“, fragte sie und erntete ein energisches Abwinken.
    „Vergiss es.“
    „Komm schon“, säuselte Jeanne. „Jetzt sei mal nicht so. Du hast es drauf.“
    Es währte keine Minute, bis Jerry samt Gitarre zurückkehrte. Sehr zu Christophers Leidwesen, dessen Blick sich radikal verdüsterte.
    „Mein Bruder kann wunderbar spielen.“ Sie drückte ihm das Instrument vor die Brust. „Jetzt zier dich nicht. Spiel uns was vor.“
    „Nein.“ Er machte keinerlei Anstalten, die Gitarre entgegenzunehmen. „Eindeutig nein.“
    „Bitte.“ Jeanne gurrte wie ein Täubchen und brachte die ablehnende Mauer ihres Bruders zum Schmelzen. Nach und nach sank er kapitulierend in sich zusammen. „Komm schon. Bitte.“
    Zustimmende Rufe hallten über das Schiff. Maya hätte gern mit eingestimmt, doch plötzlich entdeckte sie Nico. Sein Blick hatte sich auf Christopher geheftet. Starr, kalt und lauernd. Etwas stimmte diesen Kerl argwöhnisch. Wenn Alan es herausgefunden hatte, dann vielleicht auch er? Falls er Verdacht geschöpft hatte, genügte es, Haare aus einem Kamm zu klauen oder vom Bett zu pflücken, um einen Beweis in den Händen zu haben. Die Türen auf dem Schiff waren nicht abzuschließen. Es wäre ein Leichtes, in Christophers Kabine herumzuschnüffeln.
    „Ich spiele fantastisch?“, hörte sie ihn schnaufen. „Auf welchem Planeten lebst du? Ich kann grad mal ein Lied leidlich gut spielen.“
    „Dann kannst du eben ein Lied ganz fantastisch spielen“, quengelte Jeanne. „Oh bitte, tu mir den Gefallen.“
    „Was für ein Lied ist es denn?“ Alan schnippte mit den Fingern. „Nebenbei möchte ich alle hier daran erinnern, dass Leistungen dieser Art auf Freiwilligkeit basieren. Klar so weit? Also lasst ihn in Ruhe, wenn er partout nicht spielen will.“
    „Under the milky way“, antwortete Christopher zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Danach hört mein Können auch schon auf.“
    „Licht aus!“, rief der Schiffsarzt. „Aber zackig.“
    Dunkelheit flutete das Deck. Majestätisch wölbte sich der Bogen der Milchstraße über das Firmament und gab Maya das Gefühl, dieses Stahlmonster mit all seiner modernen, kalten Technik sei ein Kratzer auf einem wunderschönen Bild.
    „Keine Angst.“ Solanders klobige Hand tätschelte Christophers Schulter. „Hier sind alle ganz locker. Gib dir einen Ruck.“
    „Perfektion verlangt keiner“, setzte Alan hinzu. „Du solltest mal hören, wie Jerry auf dem Ding klimpert. Da krempeln sich einem die Zehennägel hoch. Und was passt besser zusammen als das Meer, der Sternenhimmel und ein hübsches Lied?“
    Christopher warf einen mürrischen Blick in die Runde. Stille senkte sich über das Schiff, untermalt vom Plätschern der Wellen, die an den Schiffsrumpf schlugen. Maya lehnte sich hingerissen zurück. Hatte der Himmel jemals schöner und geheimnisvoller ausgesehen? So viele Sterne glommen auf seinem schwarzen Grund,

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