Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
Orangensaftglas an meine Lippen und leerte es in
einem Zug.

    Doch dann kam es völlig anders.
    Ich hatte mich gerade angezogen und mein Bett hergerichtet,
als es an meine Zimmertür klopfte.
    »Besuch für dich!«, rief Mam, ehe ich reagieren konnte.
    Mein Puls schnellte in die Höhe und sofort war der seltsame
Druck wieder da.
    »Wer denn?«, fragte ich, da wurde die Tür bereits geöffnet
und Frederik linste durch den Spalt. »Hi.«
    Ich starrte ihn einfach nur an, denn mit ihm hatte ich nun
überhaupt nicht gerechnet.
    Frederik drückte die Tür hinter sich zu, schob seine Hände
in die Taschen seiner viel zu weiten Jeans und sah mich unschlüssig
an.
    »Du glaubst jetzt bestimmt, dass Sina mich geschickt hat.«
    »Nee«, sagte ich. »Das glaube ich nicht.«
    Langsam ließ ich mich auf die Bettkante sinken. Das ewige
Liegen hatte mich schlapp gemacht. Und wahrscheinlich
wirkte auch das Beruhigungsmittel, das mir der Notarzt gestern
verpasst hatte, noch nach.
    Frederiks Haare waren gewachsen. Er trug sie jetzt in einem
langen Seitenscheitel über der Stirn und im Nacken reichten
sie fast bis zum Kragen seines Poloshirts.
    »Hat sie aber«, sagte er. Langsam kam er bis auf einen Schritt
an mein Bett heran, zog einen hellgelben Umschlag aus seiner
Hosentasche und hielt ihn mir hin. »Indirekt zumindest.«
    »Was meinst du damit?«
    »Na ja …« Frederik zog eine Schulter hoch. »Sie hat ihn
schon vor zwei oder drei Tagen geschrieben, bisher aber nicht
abgeschickt.«
    »Dann hat sie dich also auch nicht beauftragt, ihn mir zu
bringen?«, vergewisserte ich mich.
    »Nein, ich …« Frederik fuhr sich durch die Haare. »I-ich
habe ihr gesagt, dass ich mit Luis verabredet bin. Und weil
der doch nur ein paar Straßen entfernt wohnt, habe ich ihr
angeboten, den Brief einfach bei euch unten im Haus in den
Kasten zu werfen.«
    »Was du aber nicht getan hast«, entgegnete ich.
    »Nein … äh … ich dachte …« Er machte einen weiteren
Schritt auf mich zu und setzte sich nach einem kurzen Zögern
neben mich auf die Bettkante. »Also, ich wollte dir eigentlich
noch sagen, dass ich nicht richtig mit ihr zusammen bin … falls
du das denkst.«
    »Ich denke gar nichts«, erwiderte ich. »Falls es dich interessiert.
«
    »Klar.« Er strich sich über die lange Ponysträhne. »Mich interessiert
alles, was mit dir zu tun hat. Ich hab ja die ganze Zeit
über gehofft, dass du zurückkommst.«
    Ich wandte mich ihm zu und sah ihm direkt in die Augen,
und plötzlich konnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen,
dass ich mal so richtig wild mit ihm geknutscht hatte. »Ich
nicht.«
    Frederik wich meinem Blick aus. »Ja, schon klar«, murmelte
er. »Es wäre ohnehin viel besser gewesen, wenn du gar nicht
erst weggegangen wärst«, fuhr er fort. »Die Wochen auf dieser
bescheuerten Kanalinsel haben nicht nur nichts gebracht, sondern
alles nur noch schlimmer gemacht.«
    Du musst es ja wissen.
    »Was denn?«, fragte ich, während ich ihn einfach weiter
ansah.
    »Ach, jetzt tu doch nicht so.« Frederik verdrehte die Augen.
»Du weißt genau, weshalb ich hier bin.«
    Nein, das wusste ich nicht. Aber ich ahnte es.
    »Lass mich einfach in Ruhe, ja!«, sagte ich.
    Frederik schüttelte den Kopf. »Das kannst du vergessen.«
    Langsam rutschte er auf mich zu, dann legte er ganz unvermittelt seine Hände um mein Gesicht und presste seine Lippen
auf meinen Mund.
    Energisch schob ich ihn von mir weg und schnellte vom Bett
hoch. »Sag mal, hast du sie noch alle!«
    »Elodie … Mensch, jetzt sperr dich doch nicht so«, stammelte
Frederik, während er ebenfalls aufstand. »Du wirst drüber
wegkommen. Ich bin jedenfalls total froh, dass du wieder hier
bist. Und ich finde, du hast mittlerweile genug um diesen
Kerl getrauert. So ein Typ ist es doch gar nicht wert«, redete
er weiter auf mich ein. »Dem laufen die Mädchen reihenweise
nach. Selbst, wenn er wollte … der könnte gar nicht treu sein.«
Sein Blick glich dem eines Dackels, der sein Herrchen um ein
Stück Leberwurst anbettelt, und das machte mich sauer. Richtig
sauer.
    »Ich denke, ich ruf jetzt mal Sina an.«
    »Sina?« Unverständnis spiegelte sich in Frederiks Miene.
»Elodie, was soll der Quatsch?«, fing er an zu jammern. »Sina
ist doch nun wirklich Nebensache. Ihr kannst du später immer
noch alles erklären.«
    »Ich will ihr gar nichts erklären«, erwiderte ich. »Das solltest
besser
du
tun.«
    »In Ordnung.« Frederik nickte eifrig. »Alles, was du willst.«
Ein Lächeln huschte

Weitere Kostenlose Bücher