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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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sein,
und er wusste aus einem heimlichen Gespräch mit Liam, dass es ihn
ebenso sehr davor grauste. Ein bisschen mehr Unterstützung seitens
seines Kameraden wäre also durchaus wünschenswert gewesen, Zak
verstand jedoch sehr gut, dass Liam noch zögerte und sich zurückhielt.
Kyan war unberechenbar. Jetzt, nach Elliots Tod, umso mehr.
    Er würde es nicht dulden, wenn sie ihm Widerstand leisteten oder sich
sogar von ihm abwandten.
    »Wir werden wieder an Land gehen«, sagte er jetzt und sein Blick
wurde dunkel. »Ich spüre es. Wir werden die Mädchen treffen, und
wir werden lernen, diesen Drang zu kontrollieren. Und bis dahin,
Jungs, machen wir diesem gottverdammten Hai die Hölle heiß.«

Es war eine ganz neue, außerordentlich merkwürdige Situation
zu wissen, dass Gordy jetzt ein eigenes Zimmer hatte, nur
durch zwei dicke Mauern und ein bisschen Gartengrün von
meinem getrennt, und zudem ein sehr schnuckeliges kleines
Reich mit allem, was der Mensch so brauchte: französisches
Bett, Schreibtisch, kleine Sitzecke, Einbauschrank, Pantryküche,
Bad mit Dusche, Fernseher, CD-Player und einem Fenster
mit Blick aufs Meer. Für mich hätte es genau die richtigen Ausmaße
gehabt, Gordy jedoch fühlte sich darin sichtlich beengt.
Aber egal, es war ohnehin nur ein Alibi-Zimmer, die meiste
Zeit würde er wohl bei mir verbringen, in meinem Apartment
im Haupthaus, das mir nach wie vor viel zu groß vorkam und
in dem ich mich nach dem Vorfall in der letzten Nacht noch
weniger heimisch fühlte als bisher.
    Mit Gordy an meiner Seite würde sich das aber hoffentlich
alles ändern, auch wenn ich mich wirklich schwer damit tat,
meine Großtante zu hintergehen. Es war ihr Haus, in dem ich
zu Gast war, und normalerweise wäre es eine Selbstverständlichkeit
für mich gewesen, dass ich mich an die vorgegebenen
Regeln hielt. – Auch dann, wenn sie nicht ausgesprochen
waren. Allein der Gedanke, dass Tante Grace womöglich eines Nachts in mein Zimmer platzte und sah, dass Gordy in meinem
Bett lag, war alles andere als sexy, und ich betete inständig, dass
ich mich niemals in dieser Situation wiederfinden würde.
    Im Moment war das jedoch Nebensache. Viel zu sehr war
ich nämlich damit beschäftigt, auf dem Balkon hin und her zu
laufen und sehnsüchtig darauf zu warten, dass Gordy endlich
zu mir herübergeschlichen kam.
    Die Cottages meiner Großtante lagen ein wenig versetzt,
von meinem Standort aus konnte ich das Gästehaus nicht
sehen, ich wusste also nicht, ob er noch in seinem Zimmer
hockte und die verabredete Anstandsstunde verstreichen ließ
oder sich bereits unten im Garten befand.
    Mittlerweile war es Viertel nach zwei, gegen vier würde
Ruby hier auftauchen, wir hatten also gerade einmal anderthalb
Stunden, um die vielen Dinge zu besprechen, die uns auf
der Seele brannten.
    Der Regen hatte inzwischen nachgelassen, der Himmel lichtete
sich und die Luft roch frisch und klar. Ich sah aufs Meer
hinunter, das sich ebenfalls beruhigt und den blaugrünen
Farbton angenommen hatte, den ich so mochte, da bemerkte
ich Gordys blonden Schopf unterhalb des Balkons. Zwei Sekunden
später schwang er sich auch schon über das Geländer
und huschte an mir vorbei ins Zimmer. Ich folgte ihm, schob
das Fenster zu und verriegelte es.
    Gordy stand vor meinem Bett und starrte angespannt auf
die Decke und das Kissen. »Bist du ganz sicher, dass jemand
hier drin gewesen ist?«, fragte er rau.
    »Ja … Klar! Wieso zweifelst du daran?«
    »Du könntest das auch
alles
nur geträumt haben«, sagte er
zögernd.
    »Aber dann wäre das Bettzeug doch nicht nass gewesen …
und mein Shirt auch nicht!«
    Gordy schürzte nachdenklich die Lippen. »Wo ist dein
Shirt?«, fragte er schließlich.
    »Wieso?«
    »Wo
ist
es?«
    »Ich habe es in die Wäsche getan«, erwiderte ich. »Genau
wie den Bettüberzug …«
    »Und wo ist die … ähm …Wäsche?«, wollte er wissen.
    Ich musste lächeln. Das war wieder so eine Sache, mit der er
nichts anfangen konnte. Nixe trugen keine Kleidung, sie lebten
im Wasser, ich wusste nicht einmal, ob sie schwitzten beziehungsweise
überhaupt unangenehme Körpergerüche bilden
konnten.
    »Im Bad«, sagte ich. »Was willst du denn damit?«
    Gordian antwortete nicht, sondern lief sofort nach nebenan
und kam kurz darauf mit dem kompletten Bettzeug und dem
T-Shirt, in dem ich gestern schlafen gegangen war, zurück. Er
warf alles auf die Matratze, ließ sich mitten hineinfallen und
versenkte sein Gesicht zuerst in meinem Shirt und dann

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