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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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er ist nicht
mein
Cyril!«
    Seine Augen wurden schmal. »Nein?«
    »Nein!«
    »Aber du musst ihn schon sehr mögen, wenn du zulässt,
dass er dir so nahekommt.« Der Zorn in Gordys Stimme war
nicht zu überhören, noch weitaus mehr traf mich jedoch der
Schmerz, der sich in seinen Augen widerspiegelte.
    Ich schlug mir die Hände vors Gesicht und nickte. »Ja, du
hast recht. Ich mag … ich
mochte
Cyril sehr. Ich dachte, er wäre
mein Freund, und ich war überzeugt davon, dass ich mich auf
ihn verlassen kann. Es hat so wahnsinnig wehgetan zu erkennen,
wie sehr ich mich in ihm getäuscht hatte.«
    »Ich verstehe das alles nicht.« Gordy klang schrecklich frustriert.
»Du musst doch gemerkt haben, dass er mehr von dir
wollte als nur Freundschaft.«
    »Nein, das habe ich nicht«, verteidigte ich mich. »Okay, ich
gebe zu, dass er mich mit vielem, was er sagte und tat, verunsichert
hat. Aber er war immer eher wie ein sehr guter Kumpel
zu mir … Verstehst du, so wie jemand, den man schon irre
lange kennt und mit dem man Pferde … ähm … oder Schwertfische
stehlen kann. Er hat mich nie berührt oder versucht,
mich zu küssen …« Ich stockte, als ich Gordians fassungslosen
Blick auffing. »Bis auf die beiden Male, als du in unserer Nähe
warst.« Während ich diese Worte aussprach, lief mir eine Gänsehaut
über den Rücken. »Er hat es gespürt«, hauchte ich.
»Vielleicht hat er sogar gewusst, dass du auftauchen würdest.«
    Eine Mischung aus Wut und Enttäuschung krallte sich wie
eine Faust um mein Herz. Cyril hatte also nicht nur einmal
versucht, Zweifel in Gordian zu säen. Beim ersten Mal hatte
es nicht funktioniert, aber jetzt war es ihm womöglich doch
gelungen.
    »Warum nur?«, flüsterte Gordy und schüttelte wieder und
wieder den Kopf. »Warum hast du dich überhaupt noch mal
mit ihm getroffen?«
    »Er wollte mir etwas erklären …«, sagte ich kraftlos, denn
mittlerweile verstand ich es ja selbst nicht mehr. Jede Rechtfertigung
kam mir einfältig vor.
    »Und trotz allem, trotz deiner Verletzung und Enttäuschung,
und obwohl du damit rechnen musstest, dass er dich abermals
in eine Falle lockt …«
    »Ja, Gordy, ja!«, rief ich verzweifelt. »Ich hatte solche Angst
um dich … dass die Delfine dir etwas antun könnten … dass
du nie wieder zu mir zurückkommst. Und ich habe doch die
ganze Zeit über schon geahnt, dass Cyril ein Nix ist. Ich habe
einfach gehofft, etwas mehr über euch zu erfahren.«
    Gordy legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
Er presste die Zähne so fest aufeinander, dass seine Wangenknochen
hervortraten.
    »Wenn du etwas über
uns
wissen willst, dann solltest du auch
uns
fragen«, sagte er sehr leise, dafür aber umso eindringlicher.
»Und nicht ausgerechnet einen Hai.«
    Ewig lange Sekunden hielt ich die Luft an, und als ich begriff,
atmete ich keuchend aus. »Cyril hat zwar versucht, es herunterzuspielen,
aber ihr seid verfeindet, stimmt’s? Ihr und die
Hainixe?«
    »Nicht wir
und
sie, sondern sie
mit
uns«, korrigierte Gordy
mich. »Verstehst du denn nicht, Elodie? Haie sind die natürlichen
Feinde der Delfine.«
    Ich starrte ihn an, denn ich war nicht sicher, ob ich ihn auch
tatsächlich
richtig
verstanden hatte. »Du meinst die Tiere?«, vergewisserte
ich mich zögernd.
    »Ja, die auch.«
    Plötzlich wirkte er müde, und mich beschlich die Sorge, dass
er es allmählich leid war, mir jedes Detail erklären zu müssen.
Aber ich konnte jetzt nicht aufhören. Ich musste alles wissen,
denn nur so würde ich auch alles verstehen und mich wirklich
in ihn hineinfühlen können.
    »Gordy, bitte«, sagte ich und hatte Mühe, meine Stimme
nicht allzu zittrig klingen zu lassen. »Glaub mir doch: Ich liebe
dich. Mehr als alles andere auf dieser Welt.«
    »Ja«, sagte er und seine Züge wurden weich. »Ich weiß. Ich
spüre es und ich sehe es in deinen Augen. Außerdem hättest
du dich wohl nicht ins Meer gestürzt, wenn du …« Er stockte.
»Du hast mit deinem Leben gespielt. Ist dir das eigentlich klar?«
    »Mein Leben wäre ohnehin nichts wert gewesen, wenn du
dich nicht entschlossen hättest, es zu retten«, erwiderte ich.
Einen winzigen Augenblick musste ich an Tante Grace denken
und daran, was sie wohl mit mir gemacht hätte, wenn sie
diesen Satz aus meinem Mund vernommen hätte, aber dann
fand ich mich in Gordys Armen wieder, und alles andere verlor
sich in Bedeutungslosigkeit. Zärtlich drückte er mich an
sich, streichelte meinen Nacken und küsste meine Haare. Ich
schlang

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