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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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fest. »Und wie
lange?«
    »Eigentlich nur ganz kurz«, sagte ich.
    »Ach, du kannst mich ruhig noch eine Weile festhalten«,
kicherte Ruby. »Ich finde es sehr angenehm.«
    »Das bedeutet, sie mag dich«, übersetzte ich für Gordy.
    Es war schon verrückt: Er beherrschte unsere Sprache und
bewegte sich beinahe so, als ob er schon immer an Land lebte.
So vieles schien vollkommen selbstverständlich für ihn zu sein,
dafür waren ihm manche, eigentlich ganz banale Dinge völlig
fremd. Er musste wirklich noch eine Menge lernen, wenn er
nicht als fremdartig angesehen werden wollte.
    »Oh«, sagte Gordy. Ein wenig erschrocken ließ er Rubys
Hand los und wandte sich Ashton zu. »Hallo, Ashton, ich bin
Gordy.«
    »H-hallo«, sagte Ashton und erhob sich ein wenig umständlich
aus dem Sofa. Sein Kopf zuckte hin und her und sein Arm
schlenkerte heftig, aber im Gegensatz zu eben war das jetzt
ganz eindeutig keine Show. »Arschloch!«, presste er hervor und
stieß Gordy seine Hand gegen die Brust.
    Mir stockte das Blut in den Adern, und ich registrierte, dass
sich auch auf Rubys Gesicht ein Ausdruck des Erschreckens
legte. Sie öffnete den Mund, doch ehe sie zu einer Erklärung
ansetzen konnte, hatte Gordy bereits Ashtons Handgelenke
ergriffen.
    Ganz locker hielt er sie umfasst und sah Ashton dabei lächelnd
in die Augen. Der gab ein lang gezogenes Seufzen von
sich, ruckte noch einmal mit dem Kopf, dann lächelte er ebenfalls
und nur einen Lidschlag später stand er absolut ruhig
und breit grinsend da.
    Ich konnte es kaum glauben. Es war wie im Traum und zugleich
so wunderbar echt und wahrhaftig, dass mir vor Rührung
der Atem stockte.
    »Wow«, sagte Ruby leise und wischte sich verstohlen eine
Träne aus dem Augenwinkel.
    »Hey, Kumpel«, sagte Ashton, »ist ja cool. Wie hast du das
gemacht?«
    Gordy grinste ebenso breit wie er. Anstatt einer Antwort
knuffte er Ashton in die Seite und schloss ihn anschließend
fest in seine Arme.

    »Noch drei Nächte«, sagte Kyan. »Dann ist es so weit.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Liam skeptisch. »Ich glaube es jedenfalls
erst, wenn es tatsächlich ohne Gordian gelingt.«
    »Frag doch die Alten«, knurrte Kyan, der seinen Freunden voraus
auf Little Sark zuglitt, den südlichen Teil des Eilands, der nur durch
einen schmalen Felsgrat, La Coupé, mit der Hauptinsel verbunden
war. Die Sonne war inzwischen untergegangen und das Meer in tiefe Dunkelheit getaucht. Auf der Wasseroberfläche, nur wenige Körperlängen
über ihnen, spiegelte sich die schmale Sichel des Mondes.
    »Die einen sagen so, die anderen so«, brummte Zak. »Niemand
scheint es genau zu wissen.«
    »Wundert dich das?«, gab Liam zurück. »Bisher hat niemand jemals
einen leibhaftigen Plonx zu Gesicht bekommen. Es sind Legenden,
nichts als Legenden. Das ist auch Kyan klar.« Ein kräftiger Schlag mit
der Schwanzflosse ließ ihn zu seinem Anführer aufschließen.
    »Sieht Gordian vielleicht wie eine Legende aus?«, zischte Kyan ihm
ins Gesicht.
    Kopfschüttelnd wich Liam zurück. Er hatte rotblonde Locken und
goldfarbene Augen. Die Haut seines menschlichen Oberkörpers war
weniger dunkel als die seiner Freunde. Sie schimmerte in einem sahnigen
Karamell unter seiner hauchzarten durchscheinenden Delfinhülle.
»Wie auch immer. Ich werde mich jedenfalls nicht mehr daran
beteiligen.«
    »Du wirst tun, was ich dir sage«, fuhr Kyan ihn an. »In Zukunft
suche ich die Mädchen für euch aus.«
    »Moment mal …«, sagte Zak. Seine hellblauen Augen blitzten und
seine dunklen Haare standen ihm wie elektrisiert vom Kopf ab.
    »Keine Angst«, unterbrach Kyan ihn. »Deine Joelle interessiert
mich nicht.«
    »Meine Joelle … meine Joelle …« Zak verdrehte die Augen. »Ich hab
doch schon gesagt, dass mir nichts daran liegt, ihr etwas anzutun.«
    »Das musst du auch nicht«, entgegnete Kyan überraschend sanft.
»Es reicht vollkommen aus, sie zu treffen, mit ihr zu reden, ihr zu
sagen, wie hübsch sie ist und wie anziehend du sie findest. Und wenn
du es schaffst, dich zu kontrollieren, darfst du sie sogar berühren.«
    »Willst du damit sagen, dass wir keine mehr töten werden?«, wunderte
sich Liam.
    »Genau das«, brummte Kyan. »Zumindest vorläufig.«
    »Aha?« Zak war nicht weniger verblüfft. »Und woher kommt dieser
plötzliche Sinneswandel?«
    »Nicht plötzlich«, sagte Kyan. »Ich habe bloß ein bisschen nachgedacht.
«
    Liam musterte seinen Anführer abschätzend. »Und wie sollen wir
uns das konkret

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