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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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fast ertrunken.«
    Gordy atmete geräuschvoll aus. Ich ahnte, was ihm in diesem
Moment durch den Kopf ging, und rechnete fest damit,
dass er mir hier und jetzt das Versprechen abringen würde,
dass ich mich nie wieder in eine solche Gefahr begab wie heute
Morgen. Doch er schwieg, und ich nutzte die Gelegenheit, um
auf unsere Freunde zurückzukommen.
    »Ashton ist …«
    »… so wie ich?«, fragte Gordy.
    Ich sah ihn überrascht an. Aber er hatte ja recht. »Irgendwie
schon. Zumindest ist er ähnlich
besonders
wie du.« Das hatte
Ashton selber mal gesagt. »Nicht alle Menschen mögen ihn.«
    »Ich schon«, entgegnete Gordy.
    Ich stupste ihn an. »Du bist ja auch kein Mensch.«
    »Ich mag ihn sehr«, betonte er mit ernster Miene. »Und ich
bin froh, dass ich ihn getroffen habe.«
    »Ihn und Ruby …«
    »Ja …«
    »Und mich …«
    »Jaaa …«
    Gordian strich mir eine Locke aus dem Gesicht und schob
sie sanft hinter mein Ohr. Mit dem Daumen fuhr er mir über
die Brauen, den Nasenrücken und schließlich über die Unterlippe.
Dem Daumen folgte sein Mund, sanft küssend drückte
er mich in die Kissen hinunter und legte sich über mich. Das
Blut pulsierte mir heiß den Nacken hinauf und hinunter, und obwohl ich in diesem Moment nichts mehr wollte, als ihn zu
küssen, fiel mir idiotischerweise ausgerechnet jetzt der Teller
mit den Broten ein.
    »Gordy, warte mal … wir müssen erst …«
    »Was?«
    »Die Brote …«
    Er verzog das Gesicht. »Ich will deine Großtante ja nicht
beleidigen, aber ich möchte keine Brote. Diese Mahlzeit heute
Mittag …«
    »Ja, ich weiß, es war sehr tapfer von dir, alles aufzuessen.«
    »Dieses komische warme Dings …«
    »Das war eine Quiche.«
    »Mir egal, wie es heißt«, murmelte er, während er weiter
meine Lippen liebkoste.
    »Nein, Gordy, hör zu«, sagte ich energisch. »Es ist wichtig,
dass du solche Dinge benennen kannst. Tante Grace ist eine
leidenschaftliche Köchin. Wenn sie den Eindruck hat, dass du
ihr Essen nicht magst, dich nicht einmal dafür interessierst …«
    »… schmeißt sie mich raus?«
    »Na ja, das vielleicht nicht«, erwiderte ich. »Aber …«
    »Es wäre doch vollkommen egal, Elodie«, unterbrach er
mich. »Ob ich nun nebenan im Gästehaus wohne oder unten
zwischen den Klippen, ich werde ohnehin die ganze Zeit über
in diesem Apartment sein. Und während du unten in der
Küche etwas isst, warte ich hier auf dich.«
    »Und verhungerst.«
    »Unsinn«, sagte Gordy. »Ich werde weiter auf die Jagd gehen.«
    Ich schluckte. »Und mich hier oben allein lassen?«
    Er schüttelte empört den Kopf. »Was denkst du nur? Natürlich
werde ich das nicht tun.«
    »Ja, aber …« Die Erinnerung an die letzte Nacht nahm mich
gefangen, doch noch ehe ich etwas einwenden konnte, lächelte
Gordian sein ganz spezielles Lächeln und zerstreute so meine
aufkeimende Panik.
    »Ich verlege die Jagd in die Abendstunden nach Sonnenuntergang.
Das ist zwar ein wenig mühseliger, aber ich werde
mich schon daran gewöhnen. Du leistest derweil deiner Großtante
Gesellschaft, das wird ihr gefallen. Und hin und wieder
können bestimmt auch Ruby und Ashton hier sein und auf
dich aufpassen. Ich bin sicher, sie werden das nicht ablehnen,
wenn wir sie darum bitten.«
    Das klang gut. Das klang sogar sehr gut!
    Leidenschaftlich schlang ich meine Arme um Gordians Nacken
und drückte meinen Mund auf seine Lippen.
    »Hey, hey, hey«, meinte er grinsend. »Wolltest du nicht erst
mal diese Brote wegstellen?«
    »Wegstellen reicht nicht«, entgegnete ich. »Wir müssen sie
verschwinden lassen.« Sanft, aber bestimmt schob ich ihn von
mir weg, ergriff den Teller und schlüpfte aus dem Bett.
    Ich huschte zur Küchenzeile hinüber, nahm einen Müllbeutel
aus der Schublade und legte die Brote hinein. Anschließend
knotete ich ihn fest zu und deponierte ihn im
Gemüsefach des Kühlschranks. »Du könntest es an die Fische
verfüttern«, schlug ich vor. »Vielleicht lassen sie sich dann besser
fangen.«
    »Ihr Menschen habt ulkige Einfälle«, sagte Gordy. Wieder
schüttelte er den Kopf und sah mich jetzt äußerst ernst, beinahe
vorwurfsvoll an. »Ihr hängt Würmer an einer Schnur ins
Wasser und legt riesige Netze ins Meer, manchmal schmeißt
ihr sogar warmes Essen und Brote nach Möwen.«
    »Wir sind eben sehr viele«, erwiderte ich stockend. »Und wir
bekommen längst nicht alle satt.«
    »Und deshalb schmeißt ihr Essen nach Möwen?«, fragte er
verwundert.
    »Nein«, sagte ich leise, während ich ins

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